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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 4. Juli 1981 Fortsetzung von Seite 1 Historischer Rückblick St. Johanns Anfange reichen in die Frühzeit europäischer Geschichte zurück. Der Ortsname, nach dem ursprünglichen Kirchenpatron Johannes dem Täufer, weist auf eine Urpfarre, die vermutlich schon im 7. Jahrhundert von Glaubens- boten des hl. Rupertus gegründet wurde. Die erste Erwähnung St. Johanns fin- den wir in einer Urkunde von 1216, als die Pfarre dem neuerrichteten Bistum Chiem- see zugesprochen wurde. Im Spätmittel- alter gewann St. Johann dadurch an Be- deutung, daß die Chiemseer Bischöfe den Ort zu ihrer Sommerresidenz wählten. Im Jahre 1621 wurde die Pfarre Sitz des De- kanats. Etwa zur gleichen Zeit erlebte die Bergbautätigkeit am nur wenige Kilome- ter vom Ort entfernten Rerobichi ihren Höhepunkt. Der Bergsegen befruchtete rundum Handel und Gewerbe und mit ih- nen wuchs der Wohlstand der Bevölke- rung. St. Johann wurde Poststation. Ein- kehrstätten für das fahrende Volk ent- standen und die Landwirtschaft gedieh. Mit der Eröffnung der Giselabahn von Salzburg nach Innsbruck im Jahre 1875 begann erneut ein wirtschaftlicher Auf- schwung, der durch die beiden Weltkriege und deren Folgen zwar unterbrochen, nach dem Abzug der Besatzungstruppen im Jahre 1953 aber sich umso rascher fortsetzte. Seit 25 Jahren hat der in den Rang einer Marktgemeinde erhobene Ort die ihm zu- gedachten Funktionen jeweils nach besten Kräften und in zeitgemäßer Form wahrge- nommen. St. Johann wurde erster Um- schlagplatz des Handels in der Region, Ort qualitätsvollen Gewerbes und inner- halb kürzester Zeit vielfrequentierter Fremdenverkehrsort. Hand in Hand er- folgte die Ausstattung mit Einrichtungen, die nunmehr gehobenere Versorgungs- und Bildungsansprüche boten. Die Wie- derbegründung der Garnison, die Um- wandlung des Gemeindespitals in ein lei- stungsfähiges Bezirkskrankenhaus, der Aufstieg zur »Schulstadt« und zum ersten Bildungszentrum des Bezirkes sowie der Bau erstklassiger Sport- und Erholungs- einrichtungen sind Attribute, die diesen Weg durch die ersten 25-Marktgemeinde- Jahre markieren. Nach 25 Jahren ist St. Johann - den zeitweilig sich hier aufhaltenden 15.000 Menschen nach - zwar fast schon zur Stadt geworden, dennoch aber ein vom Herzschlag seiner Bewohner stark durch- pulster, noch immer anheimelnd empfun- dener ländlicher Lebensraum geblieben. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit möge die Wegweisung für eine verhei- ßungsvolle Zukunft erwachsen. Einladung des Bürgermeisters! St. Johann kann heuer sein 25jähriges Bestehen als Marktgemeinde feiern. Die- ses Jubiläum wollen wir mit Freude und Festlichkeit begehen als ein Ereignis, das zunächst vor allem die St. Johanner selbst angeht. Bürgerfleiß, gepaart mit Verantwor- tungsbewußtsein und tiefverwurzelter Heimatliebe, sowie ein über alle Zeiten hinweg ungebrochener Zukunftsglaube haben den Ort zu stolzer wirtschaftlicher und kultureller Blüte emporgehoben. Mit Anerkennung und Dankbarkeit dürfen wir auf die Generationen zurückblicken, die dieses »schöne Haus« bestellten. Über der Vergangenheit wollen wir aber Gegenwart und Zukunft nicht ver- Kitzbüheler Wandertip Hosenrecken und Hagmaier Seit undenklichen Zeiten fanden am Patroziniumsfest Maria Heimsuchung, wie Johann Jakob Staffier 1847 schrieb, auf dem freien Rasenplatze an der alten Jochberger Waldkapelle gymnastische Spiele statt. An diesem Tage ward, weil diese für die große Menge des herbeiströ- menden Volkes nicht Raum genug hatte, von der Kapellentüre Hochamt und Pre- digt gehalten. Nach beendetem Gottes- dienste schloß der männliche Teil einen Kreis und die Zweikämpfe im Ringen (Hosenrecken genannt) begannen, wobei jener als Sieger erkannt wurde, welcher seinen Gegner unter dreimal wenigstens zweimal zu Boden warf. Im Kreise der Zuschauer befanden sich die achtbarsten Gutsbesitzer von Jochberg, Aurach und dem nachbarlichen Pinzgau. Man stellte gewöhnlich einen Pinzgauer und einen Ti- roler gegeneinander, und die Freude der Landsleute, welche die meisten Sieger, und besonders derjenigen, welche den un- besiegten Hagmaier zu den Ihren zählten, war unbegrenzt. 50 Jahre später berichtete Josef Steiner in seinem Büchlein »Im Banne des Kai- sers«, daß zum Wallfahrtskirchlein St. Maria im Walde die Burschen und Dirndln des ganzen Tales in der Christ- nacht mit »Buchln« in den Händen pilger- ten, um ihre Anliegen vorzutragen. Wohl selten findet man eine Stätte der Andacht in so herrlicher Umgebung wie hier. Für die Kitzbüheler war Jochbergwald immer eine nahe Wallfahrt. Der Lebzelter Albrecht Hofbauer gelobte in großer Ge- fahr auf einer Reise - nach anderen Quellen in schwerer Krankheit - »ein Kapellele oder gemauerte Marter, wie mans zu nennen pflegt in Jochperg Kreuz- tracht, gegen den Khränizen deß Salzburg und Tyrols, in einen waldt ... aufferpauen zu laßen.« Das Gnadenbild brachte er aus Sachsen mit. Die gekrönte Gottesmutter hält in der Rechten das Kind, ihr Haupt ist von einem Schwert durchstoßen. Der Legende nach hat ein Soldat nach dem Bild gestoßen, wobei das Gnadenbild ge- blutet habe. Die »Frevellegende« gibt es gessen. Vielmehr soll das Marktgemeinde- jubiläum kräftige Impulse zur immer neuen und jeweils bestmöglichen Wahr- nehmung der vielfältigen Aufgaben im schönen Markt St. Johann bringen. Mit uns zu feiern, laden wir sehr herz- lich auch unsere Freunde ein. Es gereicht St. Johann zur Ehre, daß es deren sehr viele hat: Freunde, die uns aus einer ge- meinsamen Geschichte verbunden sind und mit uns gute Nachbarschaft pflegen; auch bei anderen Wallfahrten. Seit Jahr- zehnten ist Jochbergwald ja auch eine Soldatenwallfahrtsstätte. Bleibt noch zu sagen, daß die alte Joch- bergwaldkapelle von 1673 bis 1835 etwa 750 m von der heutigen entfernt in Rich- tung Eingang des Trattenbachgrabens ge- legen war. Der heutige Bau wurde beim großen Straßenbau notwendig. Schon die alte Kapelle hatte ein Gasthaus in der Nä- he. Univ.-Prof. Dr. Richard Pittioni hat nicht nur den Standort geortet, sondern auch erfolgreiche Grabungsarbeiten zur Erforschung der Gasthausgeschichte ge- macht und veröffentlicht. Die Jochberg- waldkapelle wurde in den letzten Jahren gründlich und gefällig renoviert und als Wallfahrt wieder belebt. Wanderweg nach Jochbergwald? Eine Wanderung von Kitzbühel zur Wallfahrt ist heute nicht mehr empfehlenswert, wenn man nicht die Seitenwege weiß, die abseits des Autostroms dorthin führen. Unser Wandertip verbindet diesmal die Wanderung mit der Wallfahrt. Wir fah- ren mit dem Postauto bis zum Paß Thurn, besteigen dort den Doppelsessellift und sind in Kürze auf dem Restersedel. Von dort führt die beliebte Zweitausendertour entweder auf den Zweitausender oder schon vorher rechts ab in den Tratten- bachgraben. Der kürzeste Weg führt durch den Graben hinaus, am Kirchan- ger, dem alten Kirch- und Gasthausplatz, vorbei nach Jochbergwald. Dort kehren wir ein, um Leib und Seele zu stärken und fahren schließlich mit dem Postauto wie- der heimwärts. Rechts an der Ache wäre auch ein ab der großen Brücke gefahrlo- ser Wanderweg bis nach Jochberg zu be- nützen. Fahrplan Postauto ab Kitzbühel - Im Gries um 8.47 Uhr oder 11.05 Uhr. Doppelsessel- bahn Resterhöhe vom 8 bis 11.45 Uhr und von 13 bis 16.30 Uhr. Postauto ab Joch- bergwald um 13.27 Uhr oder 17.07 Uhr. Für Daheim-Urlauber Der Sommer-Ferienpaß wird auch an Inhaber von Berechtigungsausweisen zu dem günstigen Preis von 5 230.— (Kinder bis zum vollendeten 15. Lebensjahr 5 170.— abgegeben). Er berechtigt zum Fahren mit den Bergbahnen und Liften und - ohne Zeitbeschränkung - inner- halb der 7 Geltungstage zum Besuch des Hallenbades, der Liegewiese und des FKK-Strandes auf der Terrasse des Kur- hauses.
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