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Samstag, 4. Juli 1981 Kitzbüheler Anzeiger - Seite 5 Fortsetzung von Seite 1 Bezirksschützenfest in Going Sonntag, 5. Juli, 6 Uhr Weckruf, 8.30 Uhr Aufstellung der Formation beim Ast- berglift, 9 Uhr Aufmarsch zum Festakt und zum Festgottesdienst, 9.30 Uhr Be- grüßung der Festgäste durch Bürgermei- ster Ehrenbürger Alois Mitterer; Festrede von Landesrat Kommerzialrat Christian Huber. 10 Uhr Festgottesdienst, zelebriert von Bataillonskurat Ehrendomherr Dekan Paul Kojetinsky. 11.15 Uhr Festumzug mit Defilierung beim Dorfwirt; anschließend Konzert der Bundesmusikkapelle Elimau im Festzelt. Ab 14 Uhr Tanz mit dem »Heimatland- Quintett« aus der Weiststeiermark. Die Josef-Schlechter - Schützenkompanie Going Von Bundesmajor Adolf Nagiller Die in allen Lebenslagen aufstrebende Gemeinde Going am Wilden Kaiser hat im Jahre 1961 eine Schützenkompanie aufgestellt. Aber schon Jahre vorher ha- ben sich traditionsbewußte Idealisten zu einer Schützengruppe zusammengefun- den und die Voraussetzungen zur Grün- dung eine: Schützenkompanie geschaf- fen. Sie erhielt den Namen »Josef Schlechter«. Das Gründungsfest der »Josef- Schlechter-Schützenkompanie« fand am 27. August 1961 im Rahmen des Rupert- Wintersteller-Schützenbataillonsfest un- ter Bürgermeister Johann Schipflinger statt. Es war ein großer Tag für die junge Kompanie und für die Initiatoren Alois Hofer und Schützenhauptmann Anton GogI, der vielen Gönner und der unver- geßlichen allzufrüh verstorbenen Stangl- wirtin Anna Hauser. Die Jcsef-Schlechter-Schützen von Going feiern nun vom 3. bis 5. Juli 1981 Bundesmajor Adolf iVagiller. ihr 20jähriges Bestehen und zwar wieder- um im Rahmen des Wintersteller- Bataillonsschützenfestes. Josef Schlechter wurde am 10. Jänner 1766 als Sohn des Sebastian Schlechter, Stangiwirt in Going, geboren. Nach dem Theologiestudium wollte Josef Schlechter in das Kloster Chiemsee eintreten, konnte dort aber infolge einer bayerischen Regie- rungsverordnung nicht mehr aufgenom- men werden. Josef Schlechter gab den Priesterberuf auf und verehelichte sich 1787 mit der Kitzbühelerin Maria Fux. Durch 6 Jahre war Schlechter Auwirt in Kössen und von 1793 bis 1796 Stadt- schreiber in Kitzbühel. Nun wurde er zur Verteidigung des Landes zu den Fahnen gerufen. Josef Schlechters Werdegang im Schützenwesen Josef Schlechter wurde 1796 vom Lan- deshauptmann beauftragt, das Schützen- wesen im Gericht Kitzbühel für die Lan- desverteidigung zu organisieren. Schon mit 3. März 1796 konnte er die »Stand- liste« für fünf Kompanien vorlegen. Die 2. Kompanie wählte ihn zum Haupt- mann. Zu seinem Kompaniestab gehörte u. a. auch der Unterleutnant Rupert Win- tersteller. Mit der 2. Kompanie zog Josef Schlechter 1796 in das schweizerische En- gadin. Er und mehrere seiner Waffenbrü- der wurden mit der silbernen Tapferkeits- medaille ausgezeichnet. Im Jahre 1798 hat Josef Schlechter mit Hauptmann Anton Feller, Bräu zu St. Jo- hann, die wehrhaften Schützen im Ge- richt Kitzbühel neu organisiert. Die Kom- panien wurden ins Welschland in Marsch gesetzt und im Winter 1799 marschierte Hauptmann Schlechter mit seiner Kom- panie nach Zernetz im Engadin. Er wurde mit der großen silbernen Medaille ausge- zeichnet und zum Distriktskommandan- ten ernannt. Dann kamen die schweren Kampfjahre. 1800 Abwehrkampf bei Kössen, Wind- hausen, Achental und am rechten Inn- ufer. Seine Kompanie stand einmal drei Tage und Nächte im feindlichen Feuer. Schlechter wurden die Zügel seines Pfer- des aus der Hand geschossen, er selbst er- litt einen Streifschuß am rechten Fuß. Am 17. Jänner 1801 wurde Schlechter in An- erkennung seiner tapferen Leistungen zum Schützenmajor ernannt. Die »Schranne Erl« nannte Schlechter, Rei- scher und Wieshofer in einem Dank- schreiben »die Retter ihrer Habe«. Am 8. August 1801 erhielt Josef Schlechter die Goldmedaille mit Ohr und Band. 1805 leitete Schützenmajor Schlechter mit Hauptmann Josef Hager, Oberndorf und Landsturmmajor Johann Jakob Stai- ner, Waidring, abermals die Organisation der Schützenkompanie zur Verteidigung der Landesgrenzen. Aber all der Wehrwil- le und die Tapferkeit der Schützen und Landstürmer waren umsonst. Die Drei- Grußworte der Gemeinde an die Schützenkompanie Going »Wenn vom 3. bis 5. Juli 1981 die »Josef-Schlechter-Schützenkom- panie Going« ihr 20jähriges Be- standsjubiläum, verbunden mit dem Bezirksschützenfest, feiert, so ist die- ses Ereignis für alle Bürger, aber ins- besondere für die Gemeindevertre- tung, ein Freudentag. Dem Gemeinderat ist bewußt, daß eine Tiroler Gemeinde, die eine Schützenkompanie hat, durch diese bei allen kulturellen Veranstaltungen die Verbundenheit zur Heimat und zum Land Tirol besonders hervor- hebt. Ich möchte als Bürgermeister und in Vertretung des Gemeinderates der Jubelkompanie für ihre Kamerad- schaft und ihre Leistungen herzlich danken und ihr weiterhin viel Glück und Erfolg wünschen. Alle Ehrengäste, Schützenkompa- nien und Gäste, die uns die Ehre ge- ben, durch ihre Anwesenheit das Fest zu verschönern, darf ich herzlich be- grüßen und einen schönen Aufenthalt wünschen. Möge das Fest in Going der Kame- radschaft des Winterstellerbataillons ein Markstein sein und in guter Erin- nerung bleiben. Alois Mitterer, Bürgermeister Kaiser-Schlacht von Austerlitz und der Preßburger Friede vom 26. Dezember 1805 überließen Tirol den Bayern. Schwe- ren Herzens mußte Josef Schlechter seine Schützen nach Hause führen. Das Jahr 1809. In den ersten Monaten war Josef Schlechter mit seinem Kampf- gefährten, Major Rupert Wintersteller, für die im ganzen Land geplante Erhe- bung tätig. In der Nacht zum 12. April 1809 hat Schlechter die bayerische Besat- zung von 200 Mann mit Oberst Treuburg in Kitzbühel kampflos ausgehoben. Bald darauf wurde er vom Intendanten Rosch- mann als Distrikskommandant zur Lei- tung der Blockade der Festung Kufsteir. berufen. Nach dem bitteren Ende des Freiheits- krieges von 1809 kehrte Josef Schlechter in das Amt des Stadtschreibers nach Kitz- bühel zurück. Er mußte aber Verfolgun- gen durch die bayerische Besatzung erdul- den. Der patriotische Bürgermeister vor- Kitzbühel, or Kitzbühel, Josef Hechenberger sowie Hauptmann Anton Oppacher von Joch- berg, schützten ihn, wo sie nur konnten. Im Jahre 1910 wurde Schlechter mit mehreren verdienstvollen Landesverteidi- gern des Gerichtes Kitzbühel nach Ingol- stadt eskortiert, wo er mehrere Monate in härtester Gefangenschaft schmachten mußte. Nach seiner Entlassung kehrte er zu seiner Familie nach Kitzbühel zurück. Seine Gesundheit war durch die Strapazen
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