Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 4. Juli 1981 Der Regenbogenkobold Rebeffi erzählt Rebelli ergeht es wie Manchem von uns, der sich eingestehen muß, daß der Anfang eines Regenbogens nicht einfach zu finden ist. Jedenfalls treibt er sich schon seit Wochen nahe beim Wasserfall herum und sucht vergeblich. Dabei wünschte er sich nichts lieber, als in einem leuchtenden Regenbogen über das Grün zu springen. Soviel er sich auch mit dem Schnurhüpfen hier auf dem Erdboden be- faßt, es ist nicht mit dem »Übers-Grün- Springen« im Regenbogen zu vergleichen. Ich treffe ihn gelegentlich an unserem ge- heimen Platz zu verabredeter Zeit. Neu- lich hat er mir folgende Geschichte er- zählt: Es war stockdunkle Nacht. Wer sollte da noch nach einem Regenbogen suchen? Rebelli konnte nicht einschlafen und machte sich auf den Weg zur nahegelege- nen Stadt. Es war ihm etwas unheimlich, bis er endlich in die beleuchteten Straßen einbog. Freilich gibt es auch in der Stadt dort und da manchen Platz und manche Ecken, die dunkel sind, und jedesmal lief er so schnell er konnte bis zur nächsten beleuchteten Straßenlaterne weiter. Doch plötzlich stockte ihm der Atem. Waren das nicht eilige Schattengestalten, die knapp vor ihm dahinhuschten? Er schlich ihnen nach - und erschrak zutiefst. Er sah sie mit hämischem Grinsen in ei- nem blühenden Blumenbeet tanzen, nein herumtrampeln. Mit jedem Niederbücken wurde eine Blume ausgerissen und achtlos wieder fortgeworfen. Dazwischen gellte ein paar Mal hähnisches Auflachen durch die Stille. Plötzlich, so rasch wie er ge- kommen, war der Spuk vorbei. Noch am frühen Morgen stand Rebelli wie ange- wurzelt in seinem Versteck und sah Leute kommen, die fassungslos auf die zerstör- ten Blumen blickten, ihre Köpfe schüttel- ten und er sah auch, wie sich manche Hand zur Faust ballte. Alle ärgerten sich. Jene, denen die Blumen leid taten, ande- re, die die Arbeit des Gärtners bewunder- ten und wieder andere, die für diese Ar- beit bezahlt hatten, schimpften und droh- ten mit Strafe. Alle fragten sich, wer das wohl gewesen sein konnte. Niemand wuß- te es, denn die Schattengestalten waren ja eiligst im Schutz der nächtlichen Dunkel- heit auf und davon. Welches Versteck- spiel ist denn das? fragte mich Rebelli. Ist es eine Art Räuber- und Gendarm-Spiel? Welchen Sinn haben diese Spiele? Berei- ten diese Spiele jemanden echte Freude? Was »bedeuten« diese Spiele? Rebelli überschüttete mich mit Fragen. Als ich ihm noch von einem ähnlichen Zerstörspiel, das unlängst in der Stadt ge- spielt und bei dem ein Kunstwerk zerstört wurde, erzählte, und auch, daß es noch ei- ne Vielzahl dieser kleinmütigen, verborge- nen Zerstörspiele gibt, mit Autos, mit Fensterscheiben, mit Schneemännern, die die Kinder bauen, da war Rebelli sehr traurig. Er fragte mich, was ich als Regen- bogenersatzmann von diesen Spielen hal- te. Ich versprach ihm, meine Antwort im »Kitzbüheler Anzeiger« drucken zu las- sen. Lieber Regenbogenkobold Rebelli! Du mit Deinen Spielen zwischen Rot und Lila kannst Dich noch freuen. Die sind aber für viele Menschen nicht mehr spielbar, weil ihnen der Schlüssel zu die- sen Phantasiespielräumen weggenommen wurde. Natürlich ist schon wieder der all- mächtige Monetti ganz groß im Spiel. Er verspricht allen, die ihn anbeten, den Himmel für Supermänner - das verherr- lichte Jetset-Paradies. Er sagt aber nicht, daß nur ganz wenige darin Platz finden und all die Anderen sind um ihre Anstren- gungen, auch hineinzugelangen, betro- gen. Nur Mitläufer sind sie, für die Mo- netti - bis nach Tirol - fragwürdige Restbestände einer »Western-Tradition« und Lebenslügen für alle Lebenslagen im- portiert. Das »Blumenausreißspiel«, überhaupt diese kleinmütigen Spiele, werden von den »Ohnmächtigen« gespielt, die keine Spiele mehr erfinden können, um sich selbst darzustellen. Ob das Betrunkene, nur von Monetti Betrogene oder beides zusammen sind, das bleibt sich gleich. Weißt Du, Rebelli, erst wer den Him- mel der Supermänner, der »Macher« er- obert hat, darf Zerstörspiele - richtige in großem und größtem Stil - (ungestraft?) spielen. Schau Dich nur in der Stadt um! Da spielen beamtete Straßenbauer und Ver- kehr(t)-Experten ein »Landschafts-Zer- störspiel« beim Lebenberg, oder das »Auf-Um-An-Hörer-hinaus-Bauspiel« um jeden freien Quadratmeter gierendes Spiel fassadenhungriger Geschäftema- cher. Doch diese Zerstörspiele sind noch gar nichts im Vergleich zum »Nuklear- Bomben-Spiel«, das nur ganz wenigen mächtigen Exemplaren von Menschheits- beglückern im »Super-Macht-Fimmel« des Monetti erlaubt ist und mit der Ver- nichtung aller Menschen spielt. - Doch zurück zum blühenden Abbild spießbürgerlicher Selbstzufriedenheit ins Jubiläumsgartl, zurück zum granitenen Abbild glatter, polierter Kunst nahe der Galerie. Das eine ist - allerdings harmlose - »Schönpflanzerei« angesichts einer dro- henden Vernichtung unserer Umwelt (Er- de, Wasser, Luft), die zu Monetti's Spiel mit den »Sachzwängen« gehört. Das an- dere ist - allerdings harmloses - »Machwerk«, von irgendwelchen Leuten als »wichtig« bezeichnet, solange es den marktorientierten Galeristen und Kunst »Machern« die erwarteten Verdienste bringt. Zusammen sind es langweilige, einge- schlafene, tote Symbole einer ebensolchen Gesellschaft. Ihre Zerstörer setzen Sym- bole der Gewalt. Die einen wie die ande- ren Symbole lassen uns nicht auf kom- mende Zeiten freudig hoffen (A. Toffier: »Der Zukunftsschock«: Über die Schwie- rigkeiten sozialer Anpassung an eine hochtechnisierte Gesellschaft). Was wir finden müssen, das sind klare, deutliche (deutbare) Zeichen, die FÜR unser Zusammenleben - FÜR das »Mit- einanderspielen« lebendig, neugierig und aufrüttelnd argumentieren. Ich hoffe, lieber Rebelli, daß die »Tä- ter« den Schaden, den sie angerichtet ha- ben wiedergutmachen. Er ist viel größer, als sie vielleicht annehmen, und mit Geld und Strafe nicht gutzumachen. Der Scha- den, den sie all jenen - alternativ - Den- kenden zufügen, die eine Veränderung herbeisehnen, aber durch Argumentation und nicht mit Brachialgewalt. Dein Florian PS: Eine Bläsergruppe, die wohlklingende Melodien in die Nacht hineinspielt - hast Du sie auch gehört - hat eine hell und klar tönende, verständliche Symbolik. Am Samstag, den 4. Juli, 18 Uhr, Al- tersheimkonzert. Platzkonzert am Samstag, den 4.. Juli 1981, 20.30 Uhr. Leitung: Stadtkapell- meister Sepp Gasteiger. Programm »Zauber der Montur«, Marsch v. C.M. Ziehrer »Flotte Burschen«, Ouvertüre v. Fr. v. Suppe »Trumpet Wild« (Für 3 Solotrompeten) v. H. Walters »Auf großer Fahrt«, Walzer v. Fr. Ray- mond »Mci Hoamat, mci Salzburg«, Potp. v. J. Seidl »‚Kaukasischer Tanz« aus d. Suite Inter- nat. v. W. Löffler »Komödianten« Marsch v. Fr. Smetana Programmänderung vorbehalten. Stadtmusik Kitzbühel Platzkonzert am Dienstag, den 7. Juli 1981. Leitung: Stadtkapellmeister Sepp Gasteiger. Programm: »Per aspera ad astra«, Marsch v. Urbach »Das Glöckchen des Eremiten«, Ouv. v. L.A. Maillart »Wir spielen Rudolf Kattnigg«, Potp. v. A. Solifelner »Schenkt man sich Rosen in Tirol« v. C. Zeller »Ii Bacio«, Walzer v. L. Arditi »Trompetereien« v. W. Löffler »Stadtmusikanten«, Marsch v. S. Gastei- ger. Programmänderung vorbehalten.
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