Kitzbüheler Anzeiger

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Ehrenkapelimeister Josef Kirchmair (rechts) mit seinem Musikfreund Michi Söliner, Kirchberg. Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 10. Jänner 1981 Wer heute in der Kelchsau Ski fahren will, hat mehr Auswahlmöglichkeit, weil zusätzlich zum Tourengebiet auch ein Lift- bereich erschlossen ist und es die Hof- statt-Bahn und die Hagerjochlifte gibt. Kelchsau legt besonderen Wert auf die Betreuung der Familien, denn im Slogan heißt es nicht nur, daß Kelchsau »im Her- zen Tirols« liegt, sondern man auch »herzlich willkommen mit Kind und Ke- gel« ist. Einen Verkehrsverein gibt es in der Kelchsau seit 1957. Im Hopfgartner Hei- matbuch von 1962 steht zu lesen: »Durch den Bau der Unterkunftshütten Wegscheid, Hopfgartner Skihütte, Mo- derstock, Kuhwildalpe und Erla-Brenn- hütte waren für wanderfreudige Fremden- gäste schöne Ausflugsziele geschaffen worden. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen brachte der Fremdenverkehr nicht nur den Gastwirten erhöhte Einnah- men, sondern auch den Einheimischen, die sich als Träger verdingten, eine be- trächtliche finanzielle Zubuße. Mittelpunkt des Fremdenverkehrs war seit jeher der Gasthof »Fuchswirt«, der im Jahre 1850 von Johann Michael Fuchs, einem Bauernsohn aus Itter, ange- kauft wurde. In dieser Zeit stand aber auch bereits der Gasthof »Neuwirt«. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der eigentliche Fremdenverkehr. 1957 wurde ein eigener Fremdenverkehrsverein gegründet, und 1961 wurde Kelchsau zum Erholungsdorf erklärt. Es ist anzuneh- men, daß Kelchsau als Fremdenverkehrs- ort stetig an Bedeutung zunehmen wird; das vergangene Jahre (1961) brachte ei- nen Anstieg der Nächtigungsziffer auf 7300 innerhalb des Dorfes.« Die Voraussage hat sich erfüllt. Die Nächtigungsziffern in Kelchsau sind ge- waltig angestiegen, die Infrastruktur hat große Anstrengungen gefordert und er- reicht. Etwas abseits der Straße gibt es für den Badefreund ein geheiztes Schwimmbad, für den Sportfreund einen Tennisplatz und einen Minigolfplatz. Wer Lust hat, kann sich gerne an einem Fußballspiel be- teiligen. Der Wanderfreund findet in Kelchsau Wege durch Wälder, Wiesen und Almen in unerschöpflichem Ausmaß. Gut geführte Jausenstationen und Gasthäuser laden zum Rasten, zum Essen und Trinken und zu einem gemütlichen Plausch mit einem Förster oder Bauern, mit einem Jäger oder Skilehrer ein. Zitherabende, Tiroler Abende und Auf- führungen unserer Heimatbühne sorgen für Belustigung und Entspannung der Gä- ste. Für Wintersportler gibt es Langlaufloi- pen, Eisschießbahnen, Eislaufplatz, Ro- delbahnen und Pferdeschlittenfahrten. Ein absolut schneesicheres Skigebiet von der echten Familienabfahrt über Tief- schneestrecken bis zur ausgebauten Renn- strecke bietet für jeden Skifahrer höchst- mögliches Skivergnügen. Eine Doppelses- selbahn und drei Schlepplifte erschließen 16 Kilometer Abfahrten mit einem Höhen- unterschied von 900 Metern. Im Jahre 1978 wurden folgende Anga- ben über die Bettenstruktur in Kelchsau gemacht: Privatzimmer 300, Frühstücks- pensionen 80, Gasthöfe 40, Appartements 35, Urlaub am Bauernhof 40. Zu den wirtschaftlichen Besonderheiten von Kelchsau gehört die Robert-Darblay' sche-Forstverwaltung. Ober diese berichtet das Heimatbuch von Vinzenz Dablander und Josef Sieberer: In den siebziger Jahren des vergange- nen Jahrhunderts fanden zwischen der Staatsforstverwaltung und der Glasfabrik in Hörbrunn Verhandlungen statt, welche die Ablösung des der Fabrik in den Staatsforsten zustehenden Holzbezugs- rechtes zum Ziele hatten. Auf Grund des hiebei zustande gekommenen Ablösungs- vergleiches erhielt die Glasfabrik sämtliche im Kurzen Grund gelegenen Staatswal- dungen und im Langen Grund jene am linken Talgehänge, außerdem die im Kelchsautal gelegenen Staatsforste Grün- wald-Ganzing, Recha, Altast und 01- bank. Nach Auflassung der Glasfabrik im Jahre 1881 verkaufte der damalige Besit- zer Friedrich den größten Teil der heute dem Herrn Robert Darblay gehörigen Waldungen im Kurzen und Langen Grund und im Kelchsautale mit einer Fläche von zirka 1670 ha an die Holzhandelsfirma Luis Ortlieb in München. Von dieser ging der Besitz im Jahre 1883 in das Eigentum der Familie Darblay über. Herr Ortlieb verband jedoch mit dem Verkauf an Dar- blay einen mehrjährigen Abstockungsver- trag und führte in den Jahren 1882 bis 1889 sehr große Holzschlägerungen durch, deren Folgen sich wirtschaftlich und biologisch in den späteren Jahren bis in die Gegenwart äußerst ungünstig aus- wirkten. Im Jahre 1890 war der Abstockungs- vertrag zu Ende, und die Familie Darblay, die durch Erwerb von Privatwaldungen, Alpen, des Durrachgutes und großer un- produktiver Flächen Arrondierungen vor- nahm, vergrößerte dadurch die Liegen- schaft auf den gegenwärtigen Stand von ca. 3300 ha. Bis zum Jahre 1889 wurden auf Grund des zwangsmäßig auferlegten Ab- stock ungsvertrages riesige Waldflächen vom Talboden bis zum Schutzwald be- denkenlos niedergeschlägert; zurückge- blieben sind ungefähr 850 ha Kahlfläche. Das geschlägerte Holz wurde seinerzeit aus dem Kurzen und dem Langen Grund bis zur ehemaligen Glasfabrik getriftet und dann im Dampfsägewerk in Hopfgar- ten verschnitten. Es war ein besonderes Verdienst des Herrn Robert Darblay, dem damaligen Forstmeister Wessely die not- wendigen Geldmittel zur Verfügung zu stellen, damit er die großen Kahlflächen in einer verhältnismäßig kurzen Zeit wie- der in Kultur bringen konnte. Außer den verfügbaren einheimischen Arbeitskräften wurden zusätzlich Jahre hindurch weit über hundert italienische Saisonarbeiter zu den Aufforstungsarbei- ten herangezogen. Im Jahre 1914 waren praktisch die Aufforstungsarbeiten been- det, und bald stellte sich in diesen großen Kulturflächen das Rotwild aus dem Pinz- gau ein. Im Laufe der Jahre nach dem ersten Weltkrieg ist aus dem Jagdgut mit exten- siver Waldwirtschaft ein Ertragsgut ge- worden. Auf Grund des allgemeinen Wirtschaftsaufschwunges, speziell in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg, und der von der Forstverwaltung durchge- führten forstlichen Maßnahmen hat sich die Robert- Darblay'sche-Forstverwaltung Kelchsau zu einem nicht unbedeutenden Wirtschaftsbetrieb der Land- und Forst- wirtschaft des Unterlandes entwickelt. Heute ist die Darblay'sche Forstverwal- tung weiterhin bestrebt, mit Hilfe seiner ungefähr 70 Köpfe zählenden Gefolg- schaft neue Wege für einen modernen und intensiven Forstbetrieb zu beschreiten. Das Jahr 1981 bringt für Kelchsau zwei Jubiläen. Die Musikkapelle wird 100 Jah-
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