Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Ehrenbürgerurkunde für Peter Sieberer (rechts), überreicht von Bürgermeister LA Hans Brettauer. Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag. 1. August 1981 Festsitzung des Kitzbüheler Gemeinderates Peter Sieberer Ehrenbürger - Goldener Ehrenring für Bürgermeister Hans Brettauer, Univ.-Professor Dr. Richard Pittioni, Stadtkapellmeister Sepp Gasteiger und Gemeinderat Dr. Otto Wendung Am 24. Juli 1981 fand im Handelskam- mersaal eine Festsitzung des Kitzbüheler Gemeinderates statt. Eingeleitet wurde diese Festsitzung durch einen Choral des Bläserquartetts der Stadtmusik. Der Kul- turreferent Gemeinderat Friedhelm Ca- pellari eröffnete die Sitzung mit der Be- grüßung der zu ehrenden Persönlichkei- ten sowie der Gäste, darunter Stadtpfar- rer Geistl. Rat Johann Danninger, Vikar Thaler, Landesrat Christian Huber, Landtagsabgeordneten Paul Landmann, Ehrenbürger Dipl.-Kfm. Fritz Tscholl und Kommerzialrat Wolfgang Hagstei- ner. Es war sehr feierlich und in den Fest- ansprachen wurden die Verdienste der Geehrten gewürdigt. Für Peter Sieberer, Univ.-Prov. Dr. Richard Pittioni, Sepp Gasteiger und Dr. Otto Wendung hielt die Festansprachen Bürgermeister LA Hans Brettauer und für den Herrn Bürgermei- ster der 1. Vizebürgermeister Dipl.-Vw. Michael Horn. Der Bedeutung gemäß bringen wir nachstehend vollinhaltlich die einzelnen Ansprachen. Peter Sieberer Hohe Festversammlung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die höchste Auszeichnung, die eine Ge- meinde nach den Bestimmungen der Tiro- ler Gemeindeordnung an Personen verlei- hen kann, die sich um die Gemeinde be- sonders verdient gemacht haben, ist die Ernennung zu Ehrenbürgern. Welch besonders hohen Stellenwert auch der Gesetzgeber dieser Auszeich- nung beimißt, beweist der Umstand, daß Ehrenbürgerverleihungen an Personen, die nicht die österreichische Staatsbürger- schaft besitzen, der Genehmigung der Ti- roler Landesregierung bedürfen. Auch die Stadt Kitzbühel hat diese höchste Auszeichnung sehr selten verlie- hen, um deren besonderen Wert zu doku- mentieren. Nach dem Ableben des Ehrenbürgers Altbürgermeister Hermann Reisch hatte die Stadt Kitzbühel bis zum heutigen Tage nur 2 Ehrenbürger: Den großen Förderer der Stadt im Tiroler Landtag, Altland- tagspräsident Komm.-Rat Johann Ober- moser, und den Pionier des Kitzbüheler Skigroßraumes und Förderer des Frem- denverkehrs, Dipl.-Kfm. Fritz Tscholl. Und nun gesellt sich ab heute ein dritter Ehrenbürger hinzu: Der Gemeinderat der Stadt Kitzbühel hat am 23. 4. 1981 beschlossen, den lang- jährigen Vizebürgermeister und Stadtrat Peter Sieberer in Würdigung seiner außer- gewöhnlichen Verdienste um diese Stadt zum Ehrenbürger zu ernennen. Peter Sieberer war von 1938-1945 und von 1950 bis 1974 Mitglied des Kitzbühe- ler Gemeinderates, davon 19 Jahre als Vi- zebürgermeister und 12 Jahre als Stadt- rat. In tausenden von Arbeitsstunden und als Leiter vieler Referate hat Peter Siebe- rer im Dienste der Allgemeinheit große persönliche Opfer gebracht, Initiativen ergriffen und Maßstäbe gesetzt, die in ei- ner kurzen Laudatio kaum zu würdigen sind. Jahrzehnte, bevor der heute manchmal überstrapazierte Begriff vom Erholungs- wert der Landschaft und der Umweltqua- lität geprägt wurde, hat er schon in jun- gen Jahren erfaßt, wie notwendig die Sau- berkeit und Verschönerung eines Ortes, dessen Durchgrünung und die Erhaltung einer natürlichen Umwelt im Interesse der Gesundheit der Bewohner und der Erho- lung der Fremdengäste sind. Und daß der Stadt Kitzbühel nun schon zum zweitenmal als einziger Stadt Tirols von der Tiroler Landesregierung das Um- weltgütesiegel verliehen wurde, ist in er- ster Linie den Initiativen Peter Sieberers zu danken. Man darf ihn daher mit Fug und Recht als den »Vater des Kitzbüheler Umweltgü- tesiegels« bezeichnen. Schon während des Krieges gelang es seiner Verhandlungskunst, die Tiefen- brunner-Anteile am Schwarzsee für die Stadt anzukaufen und die Erlassung einer Seenschutzverordnung zu erreichen, die im wesentlichen heute noch Gültigkeit be- sitzt und bis auf wenige Ausnahmen auch eingehalten wurde. Auch die Moorland- schaft nördlich des Sees wurde unter Na- turschutz gestellt. So zeigt sich unser Schwarzsee heute noch als Kleinod und als einer der weni- gen Seen des Landes, der ein unverbautes Ufer besitzt. Maler und Fotografen haben sein Bild mit dem Wilden Kaiser als Kulis- se in aller Welt bekannt gemacht. Der von Peter Sieberer eingeleitete An- kauf der Herold-Anteile ist durch die Wirren des Kriegsendes leider nicht mehr gelungen. Aber auch Wegbauten und die Verbes- serung der Stromversorgung während der Kriegszeit zählten zu seinen vordringli- chen Anliegen. Im Jahre 1950 hat sich Peter Sieberer neuerlich der Öffentlichkeit als Gemein- defunktionär zur Verfügung gestellt und dies, obwohl das Geschäft im Wiederauf- bau und die Kinder noch schulpflichtig waren. Die enormen zeitlichen und persönli- chen Opfer, die er gern und mit Feuereifer im Dienste unserer Stadt brachte, lassen sich wohl nur aus seiner fanatischen Liebe zu seiner Heimatstadt erklären. Darin lag sicherlich auch sein Erfolg bei allen jenen Vorhaben, die in seine Aufga- benbereiche fielen und deren Durchfüh- rung er sich mit Vehemenz zum Ziele ge- setzt hatte. Es waren dies insbesondere der Stra- ßenbau und die Errichtung von Parkplät- zen, die Ortskanalisierung, die Ortsver- schönerung, im besonderen der Garten- und Blumenschmuck, die Erhaltung des Schwarzsees und der Ausbau der städti- schen Badeanlagen, vor allem im Hin- blick auf die Ertüchtigung der Jugend, die Volksgesundheit und den Fremdenver- kehr! Aus dem Nichts heraus sorgte Peter Sieberer für ein sauberes städtisches Stra- ßennetz und für die Anlage von Gehstei- gen und Spazierwegen. In langen und har- ten Verhandlungen erzwang er vom Bund den Bau der Ortsumfahrung Kitzbühels. Gerade das so schwierige Straßenrefe- rat brachte ihn manchmal in Kollision mit Mitbürgern. Doch heute, in der Rück- schau, gibt es niemanden mehr, der seine damaligen Entscheidungen nicht für rich- tig und weitblickend hält.
< Page 3 | Page 5 >
< Page 3 | Page 5 >