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(Joldener Ehrenring für Bürgermeister LA Hans Brettauer, überreicht von Vizebürger- meister Dipl. - Vw. Michael Horn. Samstag. 1. August 1981 Kitzbilheler Anzeiger Seite 5 Im Jahre 1950 besaß Kitzbühel noch keine moderne Kanalisierung. Die Ab- wässer wurden überwiegend in das offene Mühlbachgerinne oder ungeklärt in Bäche eingeleitet, ein Zustand, der in einer auf- strebenden Fremdenverkehrsstadt untrag- bar war. Peter Sieberer hat dies erkannt und er- reichte relativ rasch die Zuteilung von Mitteln des Wasserwirtschaftsfonds und leitete, auch unter großen finanziellen Opfern der Stadt, eine umfangreiche Ka- nalisierung ein, die auch eine vollbiologi- sche Kläranlage umfaßte. Diese Kanalisie- rung trieb er bis zu seinem Ausscheiden 1974 voran. Sie wird heute noch jährlich fortgesetzt und die Stadt Kitzbühel hat wohl das beste Kanalnetz aller Tiroler Be- zirksstädte, denn über 90Wo aller Objekte sind erfaßt. Dieser Umstand war auch ein maßgebliches Kriterium für die Verlei- hung des Umweltgütesiegels. Es gibt heute wohl kaum eine öffentli- che Gartenanlage in unserer Stadt, die nicht von Peter Sieberer initiiert wurde. Gerade für die Ortsverschönerung hatte unser neuer Ehrenbürger ein besonderes Geschick: Er brachte den Jubiläumsbrunnen vor dem Rathaus und den Gamsbrunnen ne- ben der Tenne zustande und sorgte dafür, daß alle öffentlichen und viele private Ge- bäude einen Blumenschmuck erhielten oder diesen verbesserten. Viele tausend Laufmeter Hecken sind auf seine Initiati- ve hin gepflanzt worden und tausende Quadratmeter Blumen und Landschafts- gärten. Der Erfolg dieser Tätigkeit schlug sich schon damals in der Verleihung des Wan- derpokals für Blumenschmuck der Tiroler Landesregierung an die Stadt Kitzbühel nieder. Der außergewöhnlich schöne Fah- nenschmuck in unserer Stadt, auch der hi- storische Turm der Katharinenkirche, sind sein Werk. Schon Anfang der Fünfzigerjahre drängte Peter Sieberer unablässig darauf, das Rathaus zu sanieren, das alles eher als eine Visitenkarte für die Stadt war. Es wurde auch bald total umgebaut und ist in diesem Zustand heute noch eine einfache, aber würdige Heimstätte, für die gewähl- ten Vertreter der Bürgerschaft und die Verwaltung. Als musikalisch begabter Mensch und in der Erinnerung an einen nicht erfüllten Kindheitswunsch, sich musikalisch ausbil- den lassen zu können, war Peter Sieberer im Jahre 1960 der eigentliche Gründer der städt. Musikschule, der er heute noch sein Wohlwollen bewahrt und in der zu seiner besonderen Freude seine Enkel musika- lisch ausgebildet wurden. Er war stets ein großer Förderer der Stadtmusik, deren Ehrenmitglied er ist, und es soll nicht verschwiegen werden, daß er sie auch wiederholt finanziell un- terstützte. Im letzten Jahr seiner öffentlichen Tä- tigkeit in der Gemeinde gelang ihm noch etwas Entscheidendes: Der Ankauf des Friedhofsgrundes für die dringend gewor- dene Vergrößerung unseres schönen Berg- friedhofs. Der Gemeinderat hat schon 1971 unse- rem neuen Ehrenbürger mit der Verlei- hung des Ehrenringes einen bescheidenen Dank für seine Leistungen abgestattet. Peter Sieberer war aber nicht nur ein äußerst erfolgreicher Kommunalpolitiker, sondern hat sich neben dieser Tätigkeit auch in anderen Gremien öffentlich ver- dient gemacht, so im Proponentenkomi- tee für die Gründung der Kur- und Moor- bad A.G. und jahrzehntelang im Aus- schuß des Fremdenverkehrsverbandes. Seine besondere Vorliebe galt jedoch dem Motor der Fremdenverkehrswirt- schaft, der Bergbahn A.G. und deren Weiterentwicklung. Jahrzehntelang war er im Aufsichtsrat wohl der treueste Pala- din unseres Ehrenbürgers Dipl.-Kfm. Fritz Tscholl, dessen weitblickende Ideen und Initiativen für die Schaffung des Ski- großraumes er vorbehaltlos unterstützte. Er ist noch immer Mitglied dieses Auf- sichtsrates. Peter Sieberer ist 1974 aus dem Ge- meinderat ausgeschieden, doch auch noch heute gilt sein volles Interesse dem Ge- meindegeschehen. Er ist ein Mensch, der seinen Prinzipien nie untreu geworden ist: Pflichterfüllung gegenüber seiner Fa- milie, Pflichterfüllung im Beruf und Pflichterfüllung bei allen im Interesse sei- ner geliebten Stadt übernommenen Auf- gaben. Bescheiden in seinem Lebensstil, ist er ein typisches Kind des Tiroler Unterlan- des mit einer rauhen Schale, aber einen gütigen und weichen Herzen, ein Mann, der jedem, der ihn nicht enttäuscht, ein Leben lang ein edler Freund bleibt. Nun darf ich Dir, lieber Peter Sieberer, die Urkunde über die Ernennung zum Eh- renbürger der Stadt Kitzbühel namens des Gemeinderates überreichen. Sie lautet: »Der Gemeinderat der Stadt Kitzbühel hat in seiner Sitzung vom 23. April 1981 gemäß § 5 Abs. 2 der Tiroler Gemeinde- ordnung beschlossen, Herrn Peter Siebe- rer zum Ehrenbürger der Stadt Kitzbühel zu ernennen. Herr Peter Sieberer hat sich als Ge- meindemandatar durch drei Jahrzehnte insbesondere auf dem Gebiete einer um- fangreichen Stadterneuerung und Stadt- verschönerung hervorragende und blei- bende Verdienste erworben.« Ich darf Dir für alles, was Du für Deine geliebte Vaterstadt getan hast, aufrichtig danken und Dir im Namen des Gemeinde- rates und aller Bürger herzlich gratulieren und wünschen, daß Du noch viele Jahre als unser angesehener und beliebter Eh- renbürger unter uns weilen mögest. Hans Brettauer Ein Mann steht seit Jahrzehnten in Kitzbühel im kommunalpolitischen Ein- satz, vertritt unsere Interessen auch im Ti- roler Landtag und führt seit nunmehr sie- ben Jahren als Bürgermeister die Ge- schicke dieser Stadt: Bürgermeister Hans Brettauer. Über einstimmigen Beschluß des Ge- meinderates wird ihm heute für seine gro- ßen Verdienste der Ehrenring der Stadt Kitzbühel verliehen! Hans Brettauer kam am 29. November 1919 in Schwaz zur Welt. Er verlor schon mit fünf Jahren seinen Vater, der an Kriegsfolgen starb. Zusammen mit seiner Schwester wuchs Brettauer unter der Ob- hut seiner fleißigen Mutter auf, die ihm auch den Besuch des Gymnasiums »Pauli- num« ermöglichte, wo er 1938 maturierte. Zu dem geplanten Hochschulstudium kam es wegen der Einberufung zum. Wehrdienst nicht mehr. Hans Brettauer diente in einem Gebirgsjägerregiment und wurde als Oberleutnant und Kompanie- führer mit dem Eisernen Kreuz Il und 1 ausgezeichnet. 1945 geriet er in die fran- zösische Kriegsgefangenschaft.
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