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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 1. August 1981 Nach der Heimkehr trat Hans Brett- auer im Dezember 1945 in das »Landes- amt für Außenhandel« ein, das sich be- mühte, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sicherzustellen. Es war für den Geehrten nach den harten Kriegs- jahren die zweite Lehrzeit, um sich in to- leranter Menschenführung, rationalem Denken und Handeln zu bewähren. Brettauer heiratete die Kitzbüheler Bür- gerstochter Gertrude Egger und übersie- delte am 1. Jänner 1948 nach Kitzbühel, wo er die Leitung des Wirtschaftsamtes der Bezirkshauptmannschaft übernahm. Ein Jahr später wurde er mit dem Refe- rat Land- und Forstwirtschaft sowie Jagdwesen betraut. 1950 zog Hans Brett- auer erstmals in den Gemeinderat ein und wurde bald darauf zum Personalreferen- ten gewählt. 1956 verzichtete er zu Gun- sten von Bürgermeister Dr. Camillo Buschmann auf einen sicheren Listen- platz. Erst nach eindringlichen Bitten sei- ner Freunde entschloß er sich 1962 zu ei- ner neuerlichen Kandidatur und gehört seit damals dem Gemeinderat ohne Unter- brechung an. Er wurde erneut zum Perso- nalreferenten bestellt und zeichnet sich in dieser Funktion - die unser Bürgermei- ster bis heute innehat - durch große Ge- setzeskenntnis und wohlwollendes Ver- ständnis für die Arbeitnehmer aus. Der Geehrte war auch lange Jahre hin- durch Obmann des Kulturausschusses, wo er für die Durchführung der 700-Jahr- Feier und vor allen Dingen für die Her- ausgabe der »Kitzbüheler Stadtbücher« verantwortlich zeichnet. Von 1968 bis 1974 war Hans Brettauer Vizebürgermei- ster, ehe er schließlich bei den Gemeinde- ratswahlen 1974 nach Abgang des ver- dienten Bürgermeisters Hermann Reisch mit großer Mehrheit das Vertrauen der Bevölkerung erhielt und Bürgermeister wurde. In den vielen Jahren als Gemein- defunktionär bemühte sich Hans Brett- auer stets um das Wohl seiner Mitbürger und setzte sich für die heranwachsende Ju- gend ein. Er war seit dem ersten Tag Mit- glied des Krankenhausausschusses und kann ohne Übertreibung als »Vater« der Handelsschule und Handelsakademie be- zeichnet werden. Er stand die schwierigen Verhandlungen in Innsbruck durch und erreichte schließlich den Bau der neuen Schule sowie die Übernahme der Perso- nal- und Erhaltungskosten durch den Bund. Weitere Glanzlichter im kommu- nalpolitischen Lebensweg von Hans Bret- tauer sind die Übernahme der Kur-und Moorbad AG durch die Bergbahn-AG, wodurch das Kurhaus großzügig um-und ausgebaut werden konnte. Die Erteilung des Öffentlichkeitsrechtes für das Kran- kenhaus und damit Sicherstellung von Zuschüssen von Bund und Land. Der An- kauf des »Würth«-Areals in der Jochber- ger Straße und dessen Adaptierung zum modernen Betriebs- und Verwaltungsge- bäude der Stadtwerke. Weiters wurden unter Bürgermeister Hans Brettauer die Lösung der Kitzbüheler Verkehrsproble- me in Angriff genommen. Nach den zwei Bürgerinitiativen brachte er die Verhand- lungen in Wien und Innsbruck wieder in Schwung, was zum Bau des Lebenberg- tunnels führte. Die Stadt kaufte das Tiefenbrunner-Feld als zukünftigen Park- platz an, baute bei der Höglrainmühle ei- ne neue Zufahrt zum Schattberg und tauschte die defizitäre Stadtsäge gegen die Hanslmühle, wo ein stadtnaher Parkplatz errichtet wurde. Noch sind nicht alle Ver- kehrsprobleme gelöst. Doch mit zäher Verbissenheit und ge- schickter Verhandlungsführung wird un- ser Bürgermeister auch das Endziel »Fuß- gängerzone« samt allen Nebenproblemen zu lösen wissen. Unter seinem Vorsitz wurde auch der neue Flächenwidmungsplan erstellt und beschlosssen. Ein Werk, das nach seiner eigenen Aussage nicht erstarrt ist, son- dern unter Bedachtnahme auf die öffent- lichen und privaten Interessen die Grund- lage für eine gesunde Stadtentwicklung darstellt. Seit 1970 ist er auch Mitglied des Tiro- ler Landtages, wo er als blendender Red- ner und harter Verfechter der Anliegen der gesamten Bevölkerung bekannt ist. Bei der Beschlußfassung des Raumord- nungsgesetzes stellte Brettauer seine lang- jährige Erfahrung als Kommunalpolitiker zur Verfügung und half ein Gesetz zu ver- abschieden, das den Abverkauf von hei- mischem Grund und Boden zumindest teilweise in den Griff bekam. Auch beim Thema »Bau des Plöcken- tunnels« nimmt sich unser Bürgermeister kein Blatt vor den Mund und versucht mit allen demokratischen Mitteln, das dro- hende Unheil von unserem schönen Be- zirk fernzuhalten. Wir bitten den neuen Ehrenringträger, gerade bei diesem The- ma auch in Zukunft hart zu bleiben! Abschließend möchte ich noch kurz über den »Menschen« Hans Brettauer sprechen: All die vielen positiven Taten und Beschlüsse im Gemeinderat wären si- cherlich nicht oder nicht so leicht zustan- de gekommen, würde es Brettauer nicht so meisterhaft verstehen, Menschen zu führen. Durch seine ausgleichende Art, die humanistische Schulbildung, großes Fachwissen und den unbeugsamen Willen zur Zusammenarbeit herrscht heute im Kitzbüheler Gemeinderat ein äußerst gu- tes »Betriebsklima«, um das uns sicher- lich viele Gemeinden beneiden. Der chronische Fußgänger Brettauer ist ein fleißiger und bürgernaher Kommunal- politiker. Sicherlich hat ihn das schwere Amt des Bürgermeisters geformt und nimmt ihn sehr oft bis an den Rand der physischen und psychischen Belastbarkeit in Anspruch. Trotzdem ist Hans Brett- auer ein bescheidener Mensch geblieben, der für Jedermann zu sprechen ist und nicht am hohen Roß sitzt. Parteibuch- wirtschaft und Intrigen sind für ihn Gott sei Dank ein Fremdwort. Speziell uns noch etwas jüngeren Mandataren ist er ein leuchtendes Vorbild, von dem man sehr viel lernen kann. Die Stadt Kitzbühel und mit ihr sicherlich die gesamte Bevöl- kerung setzen mit der Verleihung des Eh- renringes an Bürgermeister Hans Brett- auer ein kleines, äußeres Zeichen des Dankes und der Anerkennung. Dank für jahrzehntelange Arbeit in der Gemeinde- stube, im Tiroler Landtag, im Aufsichts- rat der Kur- und Moorbad AG, der Bergbahn-AG, im Verwaltungsrat der Stadtsparkasse und bei zahlreichen Kör- perschaften und Vereinen wie Fremden- verkehrsverband, Feuerwehr usw. Die Ehrung ist kein Zeichen zum Auf- hören, sondern soll Ansporn sein für viele weitere Taten und Jahre als allseits belieb- ter Bürgermeister von Kitzbühel sein. Zum Schluß auch noch der Dank an Dei- ne liebe Frau Trude, die wegen Deines »Hobbys« Gemeinde viele Stunden des Alleinseins hinnehmen mußte. Stadtkapellmeister Josef Gasteiger Der Gemeinderat der Stadt Kitzbühel hat am 25. 6. 1981 beschlossen, dem Stadtkapellmeister Josef Gasteiger in Würdigung seiner großen Verdienste um die kulturellen Belange dieser Stadt den Ehrenring zu verleihen. Sepp Gasteiger ist ein Bauernsohn un- serer Stadt und Bauer zu Hochegg und es erfüllt uns Kitzbüheler mit Stolz, daß er in der knappen Zeit, die ihm neben seiner vielseitigen musikalischen Tätigkeit bleibt, selbst noch aktiv in der Landwirt- schaft arbeitet. Das weitverzweigte Geschlecht der Ga- steiger ist außerordentlich musikalisch be- gabt und so war auch der Vater unseres Kapellmeisters ein großer Musikfreund und ausübender Musiker, der seine Söhne frühzeitig für die Musik begeisterte. Sein Altester, unser heutiger Kapellmei- ster, kam schon mit 12 Jahren als 1. Flü- gelhornist zur Jungmusik unter Anton Rothbacher. Rothbacher beeinflußte den musikalischen Werdegang Sepp Gastei- gers nachhaltig und brachte ihn schon 1936 in die Stadtmusik, zuerst als 2. Flü- gelhornisten und dann als 1. Trompeter. Schon als Schüler hatte er Gelegenheit, die damalige Musikschule zu besuchen, die eine Expositur der Musikschule Kuf- stein war. Dort erlernte er das Geigen- spiel. Die Geige ist auch sein Lieblings- instrument geblieben und er unterrichtet in der Musikschule im Geigenspiel. Als Zwanzigjähriger wurde Gasteiger zum Militär eingezogen. Nach der Grund- ausbildung wurde er zur Militärmusik Salzburg versetzt, die es ihm ermöglichte, am Mozarteum und später an der Musik- schule in Innsbruck Trompete und Theo- rie zu studieren. Nach kriegsbedingter Auflösung der Militärmusik kam Gastei- ger an die Italienfront und dort in engli- sche Kriegsgefangenschaft. Aber selbst in Kriegsgefangenschaft half ihm das Musizieren über die be- drückende Zeit, denn der Papst hatte Mu- sikinstrumente ins Gefangenenlager schicken lassen. Im Sommer 1945 kehrte er heim und ar- beitete wieder am elterlichen Hof. Im Herbst des gleichen Jahres fand die 1. Generalversammlung der Stadtmusik
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