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Samstag, 8. August 1981 Kitzbüheler Anzeiger Seite 23 Verschiedene Abbildungen von musi- kalischen Instrumenten, die man auf alten Bildern sieht, zeigen uns, daß die musika- lischen Knappenschaftsvereinigungen bald einen nicht unerheblichen Grad einer liebevoll betreuten Weiterentwicklung er- reichten. Anfänglich gab es keinen Kapellmei- ster, es genügte ein Obermusikant, der mit seiner Fidel oder seiner Trompete die musizierende Schar anführte. Mit Beispie- len, die für die große Volkstümlichkeit dieser Art Musikmachen sprechen, könn- te man dicke Bände füllen. Eines ist si- cher: die Musikalität des Völkchens war eine große und die Liebe zur Sache eine noch größere. Die Knappenmusikkapel- len mußten erst eine lange Schule durch- gehen und die Erweiterung ihrer Voll- kommenheit soliden mechanischen Erfin- dungen auf dem Gebiete des Instrumen- tenbaues unterordnen. Näheres über diese Tatsachen läßt sich hier allerdings nicht ausführen: Nur über das Technische seien noch einige charakteristische Einzelheiten angeführt, die wieder dem Studium alt- hergebrachter Instrumente zu verdanken sind. So hat zum Beispiel die Sonderstel- lung, die man in den letzten Jahrhunder- ten der Trompete einräumte, den Grund darin, der die Verwendung der »Hörner« - besonders in Tirol zur Zeit der Fugger - verboten hat. Beispielsweise bedienten sich die Herolde immer nur der Trompe- te. (Selbst bis in die jüngste Vergangen- heit spiegelten sich diese Verhältnisse wi- der, indem das Horn der Infanterie, Fuß- mannschaft, die Trompete der Kavallerie, hoch zu Roß, zugewiesen wurde.) Die Knappen, die ihre eigenen Musik- kapellen hatten, eroberten sich die Vertie- fung in das harmonische Gefühl und Ge- füge vom Mittelalter bis zur Neuzeit nur schrittweise. Sie mußten in dieser Schule harte Proben bestehen, bis sie in der Mu- siklehre jene Hilfsquellen fanden, die ge- eignet waren, ihren Ehrgeiz, mithin ihre Ausbildung zu unterstützen. Zum Beispiel arbeitete ein musikalischer Scharführer (später Kapellmeister) tagsüber im Stol- len. In seiner spärlich bemessenen Freizeit unterrichtet er die Musikbeflissenen. Oft waren dies Musikanten, denen nicht einmal die Notenschrift geläufig war; wenn dann das Ohr versagen wollte, so trat - und die vielen überlieferten Nie- derschriften beweisen es - der untrügba- re Drill in die Lücke der musikalischen Entgleisung. Alle Musikkapellen sind klein entstan- den und auch die historischen Aufmär- sche von den Befreiungskriegen 1809 an bis in die jüngste Zeit waren und sind die Fortsetzung einer kleinen und bescheide- nen Gilde von Musikenthusiasten. Die Frage: war diese Art zu musizieren der Anfang unserer heutigen pompös und kraftstrotzenden Musikkapellen, beant- wortet sich von selbst. Unsere Kapellen stehen jetzt im Zeichen der Hochsaison. Wenn es schon in früheren Jahren (ausge- nommen die Kriegsjahre) durchschnittlich zwei Musikdarbietungen in der Woche gab, bei denen Hunderte begeisterte Zu- hörer waren - von heute gar nicht zu re- den -‚ so deuten alle Anzeichen darauf hin, daß wir in Zukunft diese Art boden- ständigen Musizierens in verbreiterndem Maß als »Made in Tirol« einem interna- tionalen Publikum vorzuführen in der La- ge sein werden. Dann mögen diese Kon- zerte ein Gruß aus der Vergangenheit sein, ebenso ein Wegweiser in die Zukunft und eine Würdigung der Leistung, aus der diese ausgezeichneten Klangkörper in ih- rer jetzigen Form hervorgingen.« Soweit Prof. Maria Hofer, vulgo Glockenmoid, geboren am 6. Juli 1894, gestorben in Kitzbühel am 15. August 1977. Von der Gründung der Traditions- Bergknappenmusik Jochberg (Kitzbüheler Anzeiger vom 18. Februar 1967): »Schon in den Jahren 1840 bis 1866 bestand in Jochberg eine Musikka- pelle. Dies geht aus alter mündlicher Überlieferung hervor sowie aus noch vor- handenen und aufgefundenen Musik- stücken. Diese erste Blasmusikkapelle von Jochberg bestand vorwiegend aus Chor- musikern und war wie folgt besetzt: Es-Klarinette '0 -Klarinette 1 B-Klarinette 2 B-Flügelhorn Es-Trompete (Hebeltrompete) Es-Trompete (Naturtrompete für Begleitung) B-Trompete und Es-Bombardon Die Musikkapelle leitete der damalige Kooperator Josef Kliebenschädl, welcher auch die meisten Musikstücke für Kirche und die Harmoniemusik komponierte und für welche auch zum Beweis (jeden- falls bis in die Dreißigerjahre) die eigen- händig geschriebenen Partituren noch im Archiv aufliegen. Diese Kapelle löste sich beim Ausbruch des Krieges 1866 auf, da die meisten Mu- siker in den Krieg ziehen mußten. Wiedergegründet wurde sie vor hundert Jahren, nämlich 1881 durch den Lehrer Egger (»Potztausend« war sein Leib- spruch), der junge Burschen als Bläser für den Kirchenchor abrichtete, welche auch gute Fortschritte machten und mit der Zeit auch außer der Chormusik etliche leichte Tanzl und Lieder blasen konnten. 1891, also vor 90 Jahren, wurde erst- mals die Bergmannsuniform getragen. Im Jänner 1898 besorgte eine Abteilung der Jochberger Knappenmusik in Wien bei einem Tiroler Ball die Tanzmusik. Die ersten namentlich bekannten Musiker Archivalien, Stadtgericht Kitzbühel, 1546: Ein Fähndel Kriegsleut aus dem Landgericht Kitzbühel marschierte an die Ehrnberger Klause, bestehend aus folgen- den Bürgern und Inwohnern: Sebastian Schieferegger Michl Graf Vinzenz Greup Wolfgang Perngartner Hyronimus Rerl Thoman Vierling Hans Anninger Peter Efenhauser Jörg Gleichsteter Michl Gadenhauser Jörg Rotmundt Wolfgang Fuchs Stefan Entstraßer Primus Kupferschmid Hans Lin Stefan Pfnitt Wolfgang Amortaler Franz Viechter Thoman Pilz Adam Gerad Paul Stamer Mathäus Wurzrainer Thoman Haberle Josef Wattenlechner Kaspar Rauber Hans Zulechner Hans Ueberlbacher Veit Manhart Jörg Panhammer Kasimir Schreiber Christoph Pazagl Hans Enreuter Loranz Bader Jörg Pfannhauser Paul Kirchdorfer und die beiden Spielleute Hans Gasteiger und Christian Peer. Die Unkosten betrugen 89 Gulden, 24 Kreuzer. Im Jahre 1840 wurde auch die Knap- penmusik in Fieberbrunn gegründet und zwar von damals erst 15jährigen Johann Obersteiner, der als Kanzlist der Hütten- verwaltung tätig war. In Kitzbühel ist eine Musikkapelle seit 1481 erwähnt. Dies geht aus einer Bürger- meisteramtsrechnung dieses Jahres her- vor. Bürgermeister war damals Hans Satrach. Er notierte: »Ferner habe ich ausgegeben am Sankt Oswaldtag 1481 meinen Herren Trompetern 1 Rhein. Gul- den.« Der Aufwand für die damalige Mu- sik in Kitzbühel von 1 Gulden entspricht dem Jahresgehalt des damaligen Stadt- schreibers. Stadtschreiber Vöglein erhielt ebenfalls einen Jahresgehalt von 1 Gulden. Die »Bürgermusik« von Kitz- bühel wurde 1866 gegründet. Sie entstand aus der damals aufgelösten »Knappen- musik«. Vom Tiroler Bund in Wien Ing. Peter Jegel wurde von der General- versammlung des Tiroler Bundes wieder für zwei Jahre zum Obmann gewählt. Die Stadt Wien verlieh ihm das Silberne Ver- dienstzeichen. Wir gratulieren! Bei telefonisch aufgegebenen Anzeigen haftet der Auftraggeber für die Richtigkeit des Textes.
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