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Samstag, 22. August 1981 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Reny Lohner zum Gedächtnis Am 8. Juli 1981 verstarb in Wien die in- ternational bekannte Malerin und Grafi- kerin Reny Lohner, eine der erfolgreich- sten Repräsentantin des »Phantastischen Realismus«, deren Wahlheimat Kitzbühel war, wo sie seit vielen Jahren lebte und ar- beitete. Wiens geistiges Klima war seit jeher ei- ne Herausforderung für Schwärmer und Phantasten. Die eigentümliche Witterung dieser pannonischen Randzone, im Span- nungsfeld der Gegensätze zwischen Ost und West, bildete den naturgegebenen Kristallisationspunkt für Reny Lohners vielschichtige, differenzierte Begabung, bei der die musikalische Komponente eine ausgleichende Rolle spielte. »Der duften- de und leuchtende Rost einer langen und aesthetischen Tradition« (H. Doderer) und die, selbst im Untergang mit allen Verfallserscheinungen noch reizvolle Kul- tur des alten Osterreich, haben Lebensstil und Charakter einer »Großen Dame« ge- prägt, die in ihrem charmanten Wesen durch und durch Wienerin war. Aus der gewaltige Erbmasse der Monarchie hat Reny Lohner viele köstliche Anregungen für ihre Kunst bezogen, mitunter auch nur Requisiten für ihre dekorativen, gra- ziös drapierten Arrangements und Assem- blagen. Erst verhältnismäßig spät - nach 1945 - fand Reny Lohner zu einem neu- en eigenen Stil, mit dem sie einen mär- chenhaften, ins Phantastische gesteiger- ten Surrealismus verfolgte. Über ihren Bildern liegt stets ein Hauch von Melan- cholie und »Morbidezza«. Dies ist der Grundton der nachklingt, sooft auch die Szene wechselt. Reny Lohner nach einer Fotografie von Jan Boon. Erstarrt und regungslos erscheinen im Zwielicht die Gestalten schöner Frauen, bald dicht vermummt, bald mit durch- sichtigen Schleiern verhüllt, ein tiefblauer Nachthimmel wölbt sich über weite Hori- zonte; (»Terra incognita«). Ein ande- res Bild zeigt die verlöschenden Farben der Dämmerung: Indigo, Türkis, ein ver- glühendes Rot, Rauchblau und ein sattes Olivgrün. Reny Lohners phantastische Visionen sind bildgewordene Gedanken, Reflexio- nen, die in schlaflosen Nächten entstan- den und erst in vielen mühsamen Arbeits- gängen realisiert wurden. Ihre geheimnis- volle Symbolsprache, die aus dem Unter- bewußtsein der Traumwelt stammt, ist oft nur dem Kenner zugänglich, doch selbst der Materialist der von Vorzeichen und Botschaften aus dem Jenseits nichts hält, wird von der Schönheit dieser vergessenen Landschaft und Ruinenstädte, von der zauberhaften Anmut, dieser künstlichen Paradiese, die weit über die Zeit hinaus in voller Blüte stehen, beglückt sein! Die Brillanz des Handwerklichen und die lupenreine Technik der farbigen Lasu- ren scheinen die Annahme zu bestätigen, daß Reny Lohner schon als jugendliche Adeptin mit den Werkstattgeheimnissen und Rezepten der Alten Meister vertraut war. Diese besonderen Malkenntnisse ver- mittelte ihr Professor Robert Eigenber- ger, Chefrestaurator an der Akademie der Bildende Künste in Wien, unter dessen Führung sie ihr langwieriges, in der Schweiz bei Viktor Surböck, einem Schü- ler Cuno Amiets, begonnenes Studium, vollendete. Reny Lohners Bildungsweg verlief nicht immer in gewohnten, geordneten Bahnen. Die Zeiten der traumatischen Er- schütterungen und der persönlichen Be- drohung während des zweiten Weltkrieges brachten den Wendepunkt, die große Zä- sur in diesem Leben: Reny Lohner verlor damals einen Großteil ihrer Habe und ih- re gesamten Werke, die durch Kriegs- ereignisse vernichtet wurden. Umso be- wundernswerter ist es, daß sie gemeinsam mit ihrem Gatten noch einmal den Mut fand, ihre Existenz traditionsbewußt, im alten Stil, nach allen Regeln der Kunst wieder aufzubauen. Reny Lohner fand erst in ihrem gelieb- ten Tusculum in Alt-Winklern bei Kitzbü- hel die für ihre minutiöse Malerei so nöti- ge Ruhe und Konzentration. Hier fühlte sie sich innerhalb der Umfriedung ihres mit erlesenem Geschmack, im eleganten »style rustique« eingerichteten Heims ge- borgen und sicher vor der Bedrohung durch die Außenwelt und vor den neuerli- chen »Einbruch der Wildnis«, den sie fürchtete. Die aggressiven Tendenzen der modernen Antikunst hat Reny Lohner von ganzem Herzen abgelehnt und schärf- stens kritisiert. Kunst war für diese außergewöhnlich begabte Frau, deren poetische Imagina- tion auch in späten Jahren kaum Spuren von Ermüdung zeigte, kein Experiment, sondern Ausdruck der absoluten, voll- kommenen Schönheit und Harmonie. Sie hat dieser Religion ihrer Kindheit mit letzter Kraft und Überzeugung ge- dient - bis ihre durch Krankheit und Lei- den geschwächte Physis dem Ansturm der Gedankenbilder nicht mehr standhielt. Maria Hromatka .......s.......... Arbeitsamt Kitzbühel: Achtung Arztliche Untersuchung von Fremdarbeitern Der Amtsarzt, Herr Dr. Andreas Weit- haler, ist vom 24. August bis 4. Septem- ber 1981 auf Urlaub und wird hinsichtlich der Untersuchung von Fremdarbeitern nur von Frau Med.-Rat Dr. Editha Ein- siedl, 6370 Kitzbühel, Hinterstadt 11, Montag bis Freitag, von 8 bis 10 Uhr, ver- treten. Platzkonzert am Samstag, den 22. August 1981. Ein- marsch: 20.30 Uhr. Leitung: Stadtkapell- meister Sepp Gasteiger. Programm: »Jubelklänge«, Marsch v. E. Uebel »Franz Schubert«, Ouv. v. Fr.v. Supp »Der alte Dessauer«, Trompetensolo v. A. Franz »Faschingskinder«, Walzer v. C.M. Ziehrer »Tiroler Liederstrauß«, Potp. v. H. Eibl »Brasilianer Galopp« v. Offenbach »Marsch der Medici«, v.J. Wichers Programmänderung vorbehalten! Stadtmusik Kitzbühel: Platzkonzert am Dienstag, den 25. August 1981. Programm: »Flieger«, Marsch v. H. Dostal »Fesche Geister«, Ouv. v. C.M. Ziehrer »Posaunen-Cocktail« v. W. Löffler »Holzschuhtanz« aus der Op. »Zar und Zimmermann« v. Lorzing »Maske in Blau«, Potp. v. Fr. Raymond »Tritsch-Tratsch-Polka« v. J. Strauß »Kitzbüheler Schützenmarsch« v. S. Gasteiger Programmänderung vorbehalten!
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