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Seite 2() Kitzbüheler Anzeiger Sanistag. 29. August 198 1 Ja, lieber Hosenträger als Abfangjäger Spar-Geschäft Wörgötter (Tscholl) Flohmarkt-Sammelstelle Der Jugendraum Kitzbühel veranstaltet am 3. und 4. Oktober 1981 seinen 2. Floh- markt in der Kitzbüheler Innenstadt. Darum bitten wir Sie, liebe St. Johan- ner, um Ihre Unterstützung. Stöbern Sie doch einmal auf dem Dachboden, im Kel- ler oder in der Abstellkammer, dann fin- den Sie sicher einige Sachen, die Sie nicht mehr benötigen. Sollte es Ihnen schwer möglich sein, die Gegenstände in unsere St. Johanner Sam- melstelle Spar-Geschäft Wörgötter (Tscholl) zu bringen, dann rufen Sie bitte die Nummer 5871 in Kitzbühel an. Im voraus herzlichen Dank für Ihre Mithilfe. Tischlerarbeiten Weitau Öffentliche Ausschreibung der Einbau- tischlerarbeiten für den Erweiterungsbau der Landwirtschaftlichen Landeslehran- stalt zu Spital auf der Weitau in St. Jo- hann in Tirol, Trakt D/Garconnieren. Die Anbotsunterlagen liegen im Amtsge- bäude Innsbruck, Herrengasse 1, Zimmer 225, auf. Die Anbotseröffnung findet am 14. September 1981, um 12 Uhr statt. (tgw, 22. August 1981) Erste-Hilfe-Kurs Das Rote Kreuz gibt bekannt, daß am Dienstag, 15. September, 19.30 Uhr, in der Dienststelle des Roten Kreuzes, Salz- burger Straße, ein Erste-Hilfe-Kurs be- ginnt, der an acht Abenden insgesamt 16 Stunden umfaßt. Der Besuch ist ko- stenlos. Der Kurs bietet eine gründliche Einführung in die Erste Hilfe und ist auch für angehende Führerscheinbewerber ein Gewinn. Der Besuch dieses Kurses ersetzt die Teilnahme an einem kostenpflichtigen Kurzkurs. Voranmeldungen sind nicht er- forderlich. Mitarbeiter für 3.-Welt-Gruppe gesucht In St. Johann bildet sich zur Zeit eine 3.-Welt-Gruppe. Ziel der Mitglieder ist neben einer vom Gesetz notwendigen Ver- einsbildung verstärkte Information über die entwicklungspolitischen Zusammen- hänge, Durchführung von Aktionen, wie 3.-Welt-Basar im Oktober, die Eröffnung eines 3.-Welt-Ladens in St. Johann usw. Jeder (!) ist zur Mitarbeit eingeladen. Das erste offene Treffen findet am Dienstag, 1. September, um 19.30 Uhr im 3.-Welt-Laden, Wieshoferstraße 23, Haus Binder (Seiteneingang), statt. Weitersa- gen und kommen! Aus Italien zurückgekehrt, konnte ich in verschiedenen Zeitungen einen Artikel von Oberleutnant Berktold zum Thema »Zivildienst - Wehrdienst« lesen, wel- cher mich in mehrfacher Hinsicht nach- denklich gestimmt hat. Zunächst beunruhigt es mich als Demo- krat, wenn ein junger Offizier des österr. Bundesheeres vor Minderheiten und klei- nen Gruppen warnt, welche angeblich un- ter verschiedensten Deckmänteln für den Zivildienst Werbung betreiben. Gruppen und Minderheiten, die den Zivildienstge- danken vertreten oder ihm nahestehen, sind also im Sinne Berktolds für den Staat gefährlich. Hier beginnt meine Nach- denklichkeit! Allzu oft wurde nämlich schon versucht, der Bevölkerung vor Min- derheiten Angst zu machen, sie als gefähr- lich hinzustellen, um sich dann um so leichter ihrer entledigen zu können: Ich denke dabei an rassische (Zigeuner, Ju- den) oder religiöse (Zeugen Jeho was) Minderheiten, an politische Minderhei- ten, an Behinderte usw. Die Geschichte hat aber immer wieder gezeigt: wenn die Rechte von Minderheiten in Frage gestellt werden, dann ist letztlich die Freiheit ei- nes jeden Staatsbürgers in Gefahr. Min- derheiten müssen gerade in einer Demo- kratie ein besonderes Recht auf Anerken- nung und Schutz zugesprochen bekom- men. Außerdem, was versteht Berktold unter verschiedensten Deckmänteln? Ist etwa eine politische oder weltanschauliche Überzeugung bereits ein Deckmantel? Mit der Bezeichnung Deckmantel wird das Geheimnisvolle, Undurchschaubare und Gefährliche jener, die zur Minderheit der Zivildiener gehören, nur noch unterstri- chen! Weiters unterschiebt Berktold den Zi- vildienern ein Abseilen von der Verteidi- gung wichtiger Grundlagen unseres Staa- tes. Zunächst müßte aber die Frage ge- klärt werden, was überhaupt verteidi- gungswert ist: Etwa unser Überfluß auf Kosten von 2/3 der Menschheit? Oder ist mein Leben oder meine Familie verteidi- gungsweise als das Leben oder die Familie eines unter Zwang angreifenden Solda- ten? Sicherlich, es gibt Werte, welche un- bedingt verteidigt werden müssen, etwa die Menschenrechte. Davon ist aber si- cherlich jeder Zivildiener überzeugt. Nur, der Zivildiener kennt auch andere Mög- lichkeiten der Verteidigung als die militä- rischen, nämlich die »soziale Verteidi- gung«. Diese soziale Verteidigung wird von Berktold uneffektiv und naiv ge- nannt. Nun waren aber bisher alle sozia- len Verteidigungsaktionen, bei denen auf Gewalt gegen Menschen verzichtet wurde, spontane Aktionen ohne lange und ge- naue Planung. Trotzdem können sie auf so große Erfolge verweisen. Würde man gewaltfreie Verteidigung einüben, planen, auf eine breite Basis stellen (auch interna- tional) und entsprechende Forschungs- mittel zur Verfügung stellen, dann würde diese Art der Verteidigung erfolgreicher sein als jede militärische, vor allem würde niemals das Leben eines anderen Men- schen angetastet. Angeblich besitzt der Zivildiener we- sentlich mehr Vorteile als ein Soldat. Wa- rum setzt sich Berktold dann aber nicht für eine bessere soziale Stellung des Sol- daten ein: bessere Bezahlung, demokrati- schere Strukturen, mehr Rechte usw.? Au- ßerdem sehe ich keinen Vorteil, wenn ein angehender Zivildiener die Tortur einer Kommission über sich ergehen lassen und sein Gewissen vor fremden Menschen zur Schau stellen muß. Ein Wehrdiener wird von niemanden nach seiner Gesinnung ge- fragt. Wenn Lehrern und Seelsorgern - denkt Berktold an bestimmte Personen? - ein Mißbrauch der Jugend vorgewor- fen wird, so überrascht mich dies ganz be- sonders. Ich bin nämlich überzeugt, daß ich als Lehrer die Aufgabe habe, junge Menschen über ihre demokratischen Rech- te zu informieren, mit ihnen über die Pro- blematik des Wehr- und Zivildienstes zu sprechen und ihnen bei einer Entschei- dungsfindung zu helfen. Als Seelsorger glaube ich, daß ein Christ, der nach dem Beispiel Jesu und nach der Bergpredigt zu leben versucht, jede Art von Gewalt grundsätzlich ableh- nen muß. Gewaltanwendung scheint mir für einen Christen nur i,'n äußersten Not- fall gerechtfertigt zu sein, aber selbst dann ist der Einsatz von Gewalt für mich noch sehr problematisch und bedenklich. Für den Fall der Notwehr braucht ein Heer aber ganz sicherlich nicht all die Schikanen bei der Ausbildung von Solda- ten. Für den Fall der Notwehr brauchen wir sicherlich auch keine Rüstungspro- duktion mit Milliardengeschäften und todbringenden Exporten oder die An- schaffung von Abfangjägern und Rake- ten, für den Notfall genügt ein Milizheer mit einfachen Defensivwaffen. Deshalb ganz sicher lieber Hosenträger als Abfangjäger, noch lieber aber Gerech- tigkeit und Friede für alle Menschen! Max Pürstl Mauck weg 14 6380 St. Johann/Tirol Zivildienst - Wehrdienst »Daß die Meinungen auseinandergehen, ist doch klar!« Daß die Frage pro Zivil- oder Wehr- dienstjetzt auch in unserem Raum Gegen- stand eines öffentlichen »Meinungsaus- tausches« (sprich: »Streits«) geworden ist, war wohl - trotz allem »Hinterwäld- lerdaseins« - nicht mehr aufzuhalten! Trotzdem - Tatsache ist, daß es, seit Menschen die Erde bevölkern, über alle Probleme ver- schiedene Meinungen gibt. Tatsache ist ebenfalls, daß durch diese Meinungsver- schiedenheiten - dadurch daß immer wieder Neues in Angriff genommen wur- de - eigentlich die ganze heutige Zivilisa- tion zustande gekommen ist. -
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