Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 5. September 1981 Ein Auto für ein Waisenhaus gespendet Seit der Erdbebenkatastrophe in Friaul hält die Jugendrotkreuzgemeinschaft der Hauptschule 1 Kitzbühel Kontakt mit ei- nem Heim für Waisenkinder und sozial ge- schädigte Kinder in Capriva im Bergland zwischen Udine und Görz. Durch ihre Ita- lienischkenntnisse war die Obetlehrerin Cornelia Bernardi die geeignete Verbin- dungsperson zwischen Schule und Heim. Ein Augenschein ergab, daß die Erdbe- benschäden im Heim verhältnismäßig ge- ring waren. Es gab Mauereinrisse und Schäden an den Dächern und das Schlöß- chen der Grafen La Tour, die seinerzeit das Heim gestiftet hatten, mußte wegen der Einsturzgefahr geräumt werden. Da- neben entstanden entsprechende neue Räume. Der persönliche Kontakt mit der Heim- leitung und mit den Kindern führte dazu, daß die Verbindung nach dem Ende der »Erdbebenhilfe« nicht abbrach. Kinder aus Kitzbühel, Aurach und Jochberg so- wie Reith sammelten weiter für das Heim, ermuntert durch die lebhaften Schilderun- gen der Lehrerin, die erkannt hatte, daß die Grundbedürfnisse der Kinder in Ca- priva erfüllt sind, daß es aber mehr braucht, wenn sie der Heimatmosphäre entkommen sollen. Viele Kinder verbrin- gen ihre gesamte Zeit bis zum 15. Lebens- jahr im Heim. Es stellte sich heraus, daß für das Ski- fahren der Heiminsassen genau 5 Paar Skier und etwas mehr an Skischuhen und Anoraks zur Verfügung stand. Wenn die Kinder in die nahen Berge gebracht wur- den, um Ski zu fahren, mußte nach einer halben Stunde das Material gewechselt werden, weil es an Skiern, Schuhen und sogar Anoraks mangelte. Innerhalb kur- zer Zeit wurden von Familien in Kitzbühel und Umgebung 25 komplette Skiausrü- stungen zur Verfügung gestellt. Als die Cornelia Bernardi. Bild: Werner Nessizius Heimleiterin Sr. Allesandra die Ausrü- stung sah, sagte sie unter Tränen: »Es ist wie im Märchen.« In den nächsten Monaten wurde die Aktion auf alle Arten von Bekleidung, auch auf Schul- und Spielsachen erwei- tert. Mindestens viermal pro Jahr über- raschte Cornelia Bernardi das Heim in Capriva mit einer Autoladung Spenden. Aus gesammelten Wollresten wob eine Zillertaler Handweberei zweimal umsonst Teppiche für die kalten Gangböden des Heimes. Jahrelang arbeitete die Jugendrot- kreuzgemeinschaft der HS 1 Kitzbühel ei- frig mit, aufgemuntert durch die aktuel- len Berichte der Lehrerin aus dem Heim selbst. Als Zeichen des Dankes stifteten die Heimkinder große Mengen an Süßigkei- ten für die Kitzbüheler Kinder. Bei einem weiteren Besuch im Instituto A. Cerruti - Villa Russiz hörte Frau Ber- nardi, daß der von einer römischen Orga- nisation gespendete Kleinbus seinen Dienst aufgesagt hatte. Nun schien das Ende für die Fahrten zum Wintersport und zu den Sommerlagern, aber auch eine gewohnt gewordene Erleichterung für die Hausverwaltung, die rasch einsatzbereit war und Lieferungen machen konnte, zu Ende. Die Lagerausrüstung hatten sich die Kinder in Gemeinschaft mit der Heim- belegschaft durch Bastelarbeiten verdient Ganz nach innen gekehrt, wie jenseits des Publikums, das er kaum registriert, sitzt er da, fast ohne Temperamentsaus- brüche. Sein Cello singt; und wie es singt! In seiner unverkennbaren Strichtechnik, in großen Bögen spielend, edler Schmelz jenseits jeder Sentimentalität . . . Der Klang seines Instruments - gleichsam verdreifacht, aber es sind die Obertöne - umspinnt den Klang der Klaviersaiten. Ja, es sind nur scheinbar Einzeltöne; in Wirk- lichkeit klingt eine ganze Skala mit. Über ihm, Fournier, scheint etwas wie eine »Tonsäule« zu stehen, die gleichsam at- met, sich bald verlängert, bald verkürzt wie eine Wasserfontäne. Der unterzeich- nete Rezensent wurde unwillkürlich an C. F. Meyers berühmtes Gedicht »Der römi- sche Brunnen« erinnert . . .: »Aufsteigt der Strahl, und fallend gießt er voll der Marmorschale Rund, die, sich verschlei- ernd, überfließt in einer zweiten Schale Grund; die zweite gibt, sie wird zu reich, der dritten wallend ihre Flut, und jede nimmt und gibt zugleich und strömt und ruht.« - Immer auch die Vorstellung präsent, da springt ein Ball beinahe schwerelos auf einer gespannten Gummi- haut! Ja, diese Abgeklärtheit Fourniers! Mu- sik als Vision - wie Beethoven notierte, als »höhere Offenbarung« - höher als je- de Philosophie. Was spielt es da schon für eine Rolle, wenn innerhalb eines umfang- reichen Programms einige Töne nicht hundertprozentig 'rein' kommen?! Hier gehabt, zudem waren Sachspenden von Firmen und private Spenden eine große Hilfe gewesen. Nun schien alles in Ge- fahr. Da faßte Cornelia Bernardi einen gewiß außergewöhnlichen Entschluß. Sie verzichtete auf die angesparten Mittel aus einem Bausparbrief, der die Grundlage für eine Eigentumswohnung sein hätte sollen, und stiftete dem Heim ein nagel- neues Auto. Das Jugendrotkreuz über- nimmt die Kosten für den Transfer - nur auf diese Weise kommt die Tat der Lehre- rin an die Öffentlichkeit. Wir glauben, daß sie verdient, bekannt zu werden, auch wenn es nicht der Wunsch der Spenderin ist, davon zu reden. Das neue Auto ist bereits in Capriva im Einsatz und leistete wertvollste Dienste. Sr. Allesandra nahm das Fahrzeug von der Spenderin persönlich in Empfang und bereitete mit den Kindern eine herzliche Feier. Sie schrieb nun: »Wir alle sind sehr glücklich über dieses wunderschöne Auto, das uns für die Kinder so nützlich ist. Gott vergelte so viel Güte und Aufmerk- samkeit. Wir beten für Sie alle. Ich danke Ihnen für die große Güte, die Sie uns ent- gegengebracht haben.« Wir freuen uns, über eine ungewöhnli- che Initiative der Jugendrotkreuzgemein- schaft einer Kitzbüheler Schule und einer ungewöhnlichen Tat einer Lehrerin be- richten zu können. wurde der Gegensatz zwischen dem wirk- lichen Künstler - dem, der die Inhalte 'verarbeitet' hat - und der Lächerlich- keit des bloßen Virtuosen - des 'Tigers' auf dem Instrument - einmal ganz klar. (Natürlich ist manches »Nachklang« aus seiner größten Zeit.) Im Hintergrund unsre - so darf man inzwischen wohl sagen - Monique Du- phil. Scheinbar im Hintergrund; in Wirk- lichkeit stets da, voll 'Spannung'. Aber wenn sie begleitet, noch dazu einen so großen Künstler (selbst große Künstlerin), dienend bis ins letzte. Und das Programm? Spielte es eigent- lich eine wesentliche Rolle, was gespielt wurde? Es hätte auch jederzeit ein ande- res sein können; das Erlebnis wäre dassel- be gewesen. Wie wunderbar entfaltete sich die Brahms-Sonate op. 78 - eigent- lich für Violine geschrieben (sie steht dort in G-Dur. Fournier spielte eine Cello- Bearbeitung; daher Angabe D-Dur!). Wie rasch begriff man, daß hier Musik in ihrer vom Komponisten gemeinten Vergeisti- gung sozusagen »rückgeholt« wird auf die ihr adäquate Ebene. Vivace ma non trop- P0 (1. Satz) - das berühmt gewordene, punktierte Ur-Motiv der gesamten Sonate schwingt aus . . . Adagio (2. Satz) - su- chende Gebärde (nach dem Ur-Motiv). Allegro molto moderato (3. Satz) - wie- derum auf diesem Motiv aufbauend. - Als zweites Werk Debussys einzige Sonate für Cello und Klavier - Spätwerk, 1915, also 3 Jahre vor seinem Tod entstanden. Pierre Fournier oder Die Vergeistigung von Tönen 4
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