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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 12. September 1981 Dr. Wolfmar von Zimmeter zum Gedenken Mit Erschütterung verbreitet sich am 29. August in Kitzbühel die Nachricht, daß der Rechtsanwalt Dr. Wolfmar v. Zimmeter trotz aufopferndem medizini- schem Einsatz in der Neurochirurgie des Landeskrankenhauses Salzburg den schweren Verletzungen erlegen war, die er bei einer Bergwanderung am 19. August erlitten hatte. An dem Tag, an dem nach anhaltender leichter Besserung der erste kurze Besuch durch die Gattin möglich gewesen wäre, starb Dr. Zimmeter schon in den Morgenstunden. Die Tage zwi- schen dem Unfall und der Gewißheit, daß Dr. Zimmeter nicht mehr gerettet werden konnte, zeigten der Familie auf, welcher Beliebtheit er sich erfreute. Beim Begräb- nis im Familiengrab auf dem Bergfried- hof in Going nahm eine ungemein große Trauergemeinde von seiner sterblichen Hülle Abschied. Den Sterbegottesdienst feierten Pfarrer Prof. Hans Kaufmann und Pfarrer Ru- pert Schnöll in Konzelebration, der Kir- chenchor sang die Trauermesse und das Grablied. Pfarrer Prof. Kaufmann zeigte in der Predigt das Leben und das Werk Dr. Zimmeters auf. Als Rechtsanwalt war er bemüht, so zu wirken, daß jeder zu sei- nem Recht kommt, war überlegt, ausglei- chend und um eine friedliche Lösung be- müht. Unverbesserliche Streitsucht war für ihn eine schwere Belastung. Als Berg- steiger war »Wof« ein vorbildlicher Ka- merad, er hatte als musischer Mensch das Staunen über die Schönheit der Natur nicht nur selbst zutiefst erlebt und in aus- gezeichneten Fotos festgehalten, sondern auch seinen Kindern vorbildlich weiterge- geben. Als Familienvater war Wolfmar Zimmeter bemüht, seine ganze Freizeit der Familie zu geben. Seine Familie war seine Freude und seine ganze, erfüllte Aufgabe. Aus eigenem Erleben schilderte der Prediger die Herzlichkeit und das Sich-Freuen-Können von »Wof« Zimme- ter. Allzufrüh für seine Familie und seine Freunde und Kameraden wurde er aus dem Leben gerissen, bleibt aber durch sein vorbildliches Wirken inmitten seiner Heimatstadt. Nach dem Gottesdienst trugen die Ka- meraden der Edelweißgilde den Sarg zum Familiengrab. Nach der Einsegnung hielt Toni Werner als Freund und Vorstand der Edelweißgilde die Gedenkrede. Er sprach auch im Namen der Schulkollegen des Jahrgangs 1924. In tiefer Bewegtheit und Trauer zeigte Toni Werner den Lebens- weg des Kameraden auf. Wolfmar Zimmeter wurde am 21. April 1924 als Sohn des Rechtsanwalts Dr. Otto von Zimmeter-Treuherz und der Gattin Louise geb. Zoller in Kitzbühel geboren. Er besuchte bei Much Wieser und Karl Grißmann die Volksschule und bei den Schulbrüdern in Strebersdorf das Gymna- sium. Noch vor dem frühestmöglichen Abschluß des Studiums wurde Wolfmar Zimmeter zum Militär einberufen. Er war bei der Partisanenbekämpfung in der Slo- wakei eingesetzt und fiel bei Kriegsende in Böhmen in Kriegsgefangenschaft. Von den Amerikanern an die Russen ausgelie- fert, drohte ihm lange russische Kriegsge- fangenschaft. Mit dem einzigen Trans- port von Osterreichern im Jahre 1945 kam Wolfgang Zimmeter in die Heimat. Er konnte noch 1945 in Wien, wo seine Familie inzwischen seßhaft geworden war, mit dem Jusstudium beginnen und dieses 1948 abschließen. 1949/50 machte Dr. Zimmeter die Gerichtspraxis in Inns- bruck und Kitzbühel. Dann trat er als Konzipient in die Kanzlei des Vaters in Wien ein, kehrte aber bald nach Kitzbühel zurück, weil ihm seine Berge und das Le- ben außerhalb der Großstadt wichtiger waren. Er wirkte in Kitzbühel in der An- waltskanzlei des langjährigen Bürgermei- sters Dr. Camillo von Buschman. 1965 er- öffnete er im Torhaus die eigene Kanzlei. 1961 heiratete Dr. v. Zimmeter die Kitzbühelerin Rosi Kaufmann. Der glück- lichen Ehe entstammen fünf Kinder. Eine lange Krankheit trennte im Jahre 1966 die Familie und durch die Unterstützung des Vaters und des Bruders Dr. Tillo Zimme- ter konnte die Kanzlei in dieser Zeit wei- tergeführt werden. Wesentlichen Anteil an der raschen Genesung hatte die aufop- fernde Betreuung durch die tapfere Gat- tin. Die Freizeit widmete Dr. Zimmeter in größtem Umfang seiner Familie, für die er in Schwendt unter größtem persönli- chen Einsatz ein zweites Daheim zu schaf- fen vermochte. Hier fand er reiche Betäti- gung in der Ausgestaltung des Hauses und in der Pflege der Umgebung. Als nach dem Krieg die Edelweißgilde Kitzbühel zu neuem Leben erwachte, trat Dr. Wolfmar Zimmeter, der Sohn des Be- gründers und ersten Vorstandes Dr. Otto v. Zimmeter, 1952 nach dem Abschluß der Studien in diese Gemeinschaft aktiv ein. Er schuf auch die restlichen Grundla- gen für den Bau der neuen Ackerihütte. Bis zur Fertigstellung dieser Hütte war die Baumgartenalm der Familie Zimmeter das Domizil der Gilde und ein Treffpunkt der Bergsteiger im Ostkaiser. Unvergeß- lich sind vielen Bergkameraden herrliche Stunden mit »Wof« auf der »Alm«. Da- für dankte Toni Werner dem verstorbe- nen Kameraden am Grabe in herzlichen Worten. Auf dem Weg zur »Alm« wurde der »Doktor« oft von Ratsuchenden aufge- halten. Er erteilte uneigennützig und nach besten Wissen seine Ratschläge und kam sich nie deswegen ausgenützt vor. Die Hil- fe für den Menschen war ihm in jeder Si- tuation ein Gebot. Längst hatte er in sei- ner menschlichen Größe alles überwun- den, was seiner Familie und ihm seinerzeit aus politischen Gründen zugefügt worden war. Im Tourenbericht von »Wof« Zim- meter sind ca. 260 Sommerbergfahrten mit rund 600 Gipfeln und ca. 120 Winter- bergfahrten mit rund 170 Gipfeln, 40 Dreitausender und 4 Viertausender ver- zeichnet. Zusammen mit seinem Bruder Tillo gelang ihm 1946 die Erstbegehung der Daumen-Westkante im Kaiser, die in die alpine Literatur eingegangen ist. Im gleichen Jahr erreichte er die Erstbestei- gung der direkten Südwand der Törl- wand. Bei einer Korsika-Bergfahrt gelang den Brüdern mit anderen die Urersteigung eines namenlosen Turms im Marciagrat. Dr. Wolf Zimmeter hat erstmals den Nordostgrat des Staffkogels im Winter bezwungen. Obwohl nicht offizielles Mit- glied des Bergrettungsdienstes, war er an vielen Einsätzen beteiligt und barg Verun- glückte. Es ist unfaßbar, daß ein hervor- ragender und vorsichtiger Bergsteiger bei einer Bergwanderung verunglückt ist. Als Kenner und Liebhaber überlieferter bäuerlicher Kultur und aus Verbunden- heit mit dem Lebensraum, den die vielen Generationen vor uns gestaltet haben, war Dr. v. Zimmeter Gründungsmitglied des Vereins zur Errichtung des 1. Tiroler Bauernhausmuseums in Kitzbühel und wirkte als Vorstandsmitglied mit. - Vorstand Werner dankte namens der Edelweißgilde für die große Kamerad- schaft, persönlich aber für die aufrichtige Freundschaft, die zeitlebens währte. In der Gilde wird die Erinnerung an »Wof« weiterleben durch das Gedenken an viele gemeinsame Erlebnisse und schöne Stun- den. Für die letzte Tour legte Werner dem Freund die Abzeichen der Edelweißgilde aufs Grab. Der Familie, die einen uner- setzlichen Verlust erlitten hat, ist die gro- ße Wertschätzung für einen hervorragen- den Vertreter seines Berufsstandes, für ei- nen aufrechten Mann und Freund und das Glück der Gemeinsamkeit und einer inni- gen Liebe Hoffnung und Trost. Namens der Kitzbüheler Kollegen nahm Dr. Otto Wendling in herzlichen Worten vom Verstorbenen Abschied. Dr. Wendling zeigte in der Grabrede die Kol- legialität auf und bezeichnete Dr. Zimme- ter als ein Vorbild der Anwaltschaft. Nach einem erfüllten Leben ruht die sterbliche Hülle Dr. Wolfmar Zimmeters im Bergfriedhof von Going am Fuß des Kaisers und der Baumgartenalm. Sie ha- ben einen guten Mann begraben, vielen aber war er mehr. Ehre seinem Anden- ken!
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