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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 26. September 1981 Profeß-Feier im Kitzbüheler Kapuzinerkloster Am Sonntag, 20. September 1981, durfte das Kapuzinerkloster zu Kitzbühel eine seltene Feier erleben: zwei junge Männer legten ihre ersten Gelübde ab und gehören nun - zunächst für drei Jahre - dem Kapuzinerorden in der Nordtiroler Provinz an. Es sind dies die Fratres Wolf- gang Maria Thienen und Konrad Biedra- wa, beide gebürtig aus Salzburg. Am 17. September 1980 wurden sie mit dem Ordenshabit eingekleidet und began- nen das Probejahr (Noviziat). In diesem Jahr führte sie der Novizenmeister, P. Er- win Gort, in die franziskanische Geistlich- keit ein. Je eine Woche verbrachten sie im »Seraphischen Liebeswerk« (hier werden behinderte und milieugeschädigte Kinder betreut) und im Kapuzinerseminar in Ried, 0.0., um an Ort und Stelle Einrich- tungen und Wirken kennenzulernen. Sie nahmen an der gesamtösterreichischen Novizenwoche in Mödling teil. Zehn Tage zogen sie sich mit ihrem Novizenmeister in die Einsamkeit unseres »Waldklosters« Gauenstein (Vorarlerg) als Vorbereitung auf die Gelübdeablegung zurück. Die Profeßfeier am 20. September ge- staltete sich zu einem echten Familienfest. Viele Verwandte und Bekannte der Neu- professen sowie zahlreiche Gläubige ver- sammelten sich um 11 Uhr in der Kloster- kirche. in festlicher Prozession zogen Mi- nistranten, Mitbrüder, die beiden Profes- soren und die Konzelebranten in die Kir- che ein, während das Lied »Herr, ich bin dein Eigentum« gesunden wurde. Nach dem Evangelium fragte P. Pro- vinzial Dr. Hans Norbert Huber die bei- den Mitbrüder nach ihrer Bereitschaft, dem Kapuzinerorden angehören zu wol- len. Klar und freudig antworteten sie: »Wir sind bereit!« In einer eindringlichen und klassischen Predigt entwarf P. Provinzial das Bild des Kapuziners, wie ihn Kirche und Welt heu- te wünschen und brauchen. Nun war der Zeitpunkt gekommen, da Fr. Wolfgang Maria und Fr. Konrad einzeln in die Hän- 'de des P. Provinzials die Gelübdeformel ablegen: »Ich gelobe und verspreche für drei Jahre die Regel der Minderen Brüder Kapuziner zu halten durch ein Le- ben ohne Eigentum, in Gehorsam und keuscher Ehelosigkeit« - es war ein erhe- bender Anblick! Nach dem Brudergruß, den die anwe- senden Mitbrüder den Neuprofessen ent- boten, brachten diese die Gaben Brot und Wein zum Altar - ein sichtbarer Aus- druck ihrer Hingabe an den Herrn. Alle Mitbrüder empfingen die hl. Kommunion unter beiden Gestalten und viele Gläubige schlossen sich unserer Ge- meinschaft am Tisch des Herrn an. Wäh- rend der Kommunionausteilung - wie auch schon nach der Lesung - spielte ei- ne Schwester von Fr. Konrad auf der Gi- tarre. Als Kommuniondank brachten die Kapuziner den »Sonnengesang« des hl. Vaters Franz von Assisi vierstimmig zu Gehör. Mit dem mächtigen »Großer Gott, wir loben dich« klang die Feier aus. Die geladenen Gäste begaben sich an- schließend zum Hotel »Goldener Greif« zum gemeinsamen Mittagessen. Einige Tage werden die Neuprofessen noch bei uns sein, dann kommen sie nach Innsbruck zum Theologiestudium. Wir wünschen ihnen Gottes Segen für ihr Or- densleben und wollen sie mit unserem Ge- bet begleiten. Kitzbüheler Wandertip Keine Angst vor dem Teufel Unser Liftziel ist diesmal die Bergsta- tion des Gaisberglifts in Kirchberg. Wir wandern aber nicht von dort weiter in Richtung Bärstättalm und Kobinger Hüt- te, sondern steigen nur nach Kirchberg ab. Dafür stehen uns zwei Wege zur Ver- fügung, die markiert und gepflegt sind, einmal der Weg über die Äußere Kleinsei- te des Gaisbergs, zum anderen der Weg über Platten. Beide führen zur Talstation des Lifts, wo vermutlich das Auto steht, das uns zurückbringt. Wer sich zum öf- fentlichen Verkehrsmittel entschließt, hat Anschluß mit dem Postauto oder wandert durch den Ort Kirchberg bis zum Bahn- hof oder zur Haltestelle des Bundesbahn- autos. Fahrplan: Gaisberglift (nur noch bis zum 27. September) von 8.30 bis 11.45 Uhr und 13 bis 17.30 Uhr. Postbus ab Kitzbühel-Reischhof um 9.35 Uhr, 11.25 Uhr (nur an Werktagen), 12.25 Uhr. Rückfahrt ab Haltestelle Gaisbergsessel- bahn um 13.35 Uhr (nur an Werktagen), 15.05 Uhr, 16.50 Uhr (nur an Werktagen) oder 17.50 Uhr. Bahnbus ab Konsum um 13.15 Uhr, 14.35 Uhr, 16.15 Uhr, 18.15 Uhr. Bundesbahn ab Kirchberg um 13.56 Uhr, 16.11 Uhr, 18.27 Uhr (nur Perso- nenzüge ohne Zuschlag). Unser lokalhistorisch interessantes Wanderziel liegt diesmal fast im Tal. Der Heimatforscher DDr. Mathias Mayer konnte vor 50 Jahren noch schreiben, daß die Kirchangerkapelle eine Viertelstunde von Kirchberg entfernt liegt. Heute ist das Dorf bis dorthin gewachsen. Wir kommen zur Kirchangerkapelle auf unserem Weg vom Gaisberglift. Die Kapelle ist es wert, besucht zu werden, auch weil sie bestens renoviert ist. Der Bau ist das Werk des Kitzbühelers Andre Huber (1768 vollendet) mit Fresken von Mathias Kirchner und einem Gnadenbild Maria mit Kind in reich geschnitztem Rokoko-Rahmen. d-KrpU7-Snpntk Das Rote Kreuz dankt für eine großher- zige Spende von S 10.000.—, die ein Wohltäter, der keineswegs der »begüter- ten Klasse« angehört, unter »UngeTiannt« übermittelt hat. Das Rote Kreuz dankt dem Unbekannten und den vielen un- genannten Spenderinnen und Spendern für die immer wieder erwiesene Unterstüt- zung der Rotkreuzarbeit auf das herzlich- ste. Im Jahre 1700 hat der »wohlachtbare Herr Sebastian Hienersbichler Würth und Gastgeb zu Kürchberg« diese Kapelle bauen lassen, später ist von den »wohl- achtbaren Herren Adam Weißacher, Würth und Gastgeb und dem kunsterfah- renen Paul Aloysi Graber, Schneid- und Wundarzten« mit noch anderen Guttä- tern die neue Kapelle erbaut worden. Wenn man der Überlieferung glauben darf, war der »wohlachtbare« Begründer Hienersbichler möglicherweise gar nicht so, wie er geschildert wird. Er war ein rei- cher Mann, dem außer dem Pechlwirts- haus noch die Güter Platten, Ober- und Untergansleithen und Christlschmied ge- hörten. Er soll seinen Besitz auf nicht im- mer ehrliche Weise erworben haben. Hienersbichler bekam aber eine beson- dere Chance, ein gutes Werk zu tun. Eines Tages, so erzählt man, ging er von seinem Zulehen (vermutlich Platten) über den Kirchanger. Da hat »in der Deifel ange- griffen und so lange gehebt, bis er alidor- ten verlobet hat, alida eine Cobellen auf- bauen zu lassen und die Muetter Gottes und den hlg. Erzengel Michael und Sewa- stian darein zu opfern.« Hienersbichler muß einen so gewaltigen Schreck von der Begegnung gehabt haben, daß er sofort versprach, eine Kapelle zu bauen. »So- bald er dieses gedan hat, hat in der Deifl verlassen und ist davongewichen.« Hie- nersbichler hat die Kapelle tatsächlich bauen lassen. Das war um 1700. Die Gründungsgeschichte von St. Ma- ria zu Kirchanger wird auch noch anders erzählt. Wir folgten der Darstellung DDr. Mayers, der - wie die meisten anderen Berichterstatter - dem »Deifl« eine ent- scheidende Rolle beim Zustandekommen der Kapelle zuschreibt. Es ist nicht bekannt, daß seit 1700 ei- nem anderen Wanderer, gleich ob reich oder arm, in der Gegend der Kirchangerer Kapelle oder in der Umgebung dasselbe Schicksal beschieden war, das dem Seba- stian Hienersbichler zustieß. Die heutige Kapelle wurde von einem wohlachtbaren Gastwirt und dem edel kunsterfahrenen Schneid- und Wunderarzt gestiftet. Viel- leicht haben sie dem Teufel an diesem Platz den Garaus gegeben. Heute würde er zudem nicht mehr Wanderern zu Fuß begegnen, sondern sich auch modernerer Fortbewegungsmittel bedienen. Daher: Keine Angst vor dem Kirchan- gerer Teufel!
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