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Samstag, 3. Oktober 1981 Kitzbüheler Anzeiger Se:re 15 1. Teil Der Obmann des Fremdenverkehrsver- bandes Kitzbühel Kommerzialrat Wolf- gang Hagsteiner erstattete zur Jahresvoll- versammlung am 25. September 1981 im Festsaal der Handelskammer einen aus- führlichen Bericht über die Tätigkeit des Verbandes im abgelaufenen Jahr. Der Be- richt ist aussagekräftig und vermittelt ein anschauliches Bild über die Bedeutung und die Wirkung des Fremdenverkehrs in unserer Stadt: Vor einigen Wochen war der Oster- reichchef der schweizerisch-holländisch- englischen Touristik-Gruppe Hotel Plan in Kitzbühel zu Gast. Im Frühsommer hatten wir in Schwe- den, Norwegen und England Gelegenheit, mit dem maßgeblichen Veranstaltern im Reisegeschäft, eingehend über die touri- stische Gegenwart und Zukunft zu spre- chen. Im Frühjahr hatte seitens Kitzbühel in Hannover in Deutschland, beim deut- schen Großveranstalter TU! oder Touri- stik Union International, ein Besuch statt- gefunden. Wie bekannt ist, gehören zum Reisegiganten TU! die Reisebüros: Sie betreiben allein in Deutschland über 3000 Verkaufs-Filialen. Wir haben nicht nur touristische Ge- schäftsfreunde besucht, oder in Kitzbühel bewirtet und betreut, wie sich das unter guten Partnern von Zeit zu Zeit gehört und auch auszahlt, sondern nebst dem Versuch für Kitzbühel neue Möglichkei- ten zu erschließen, uns auch aus erster Hand Ergebnisse und Erkenntnisse be- sorgt. Dazu sind wir verpflichtet, wenn man nicht an den Erscheinungen des Touris- mus vorbeigehen will. Sie alle, die den Zentren des Reisege- schäfts arbeitenden Persönlichkeiten, ha- ben uns ein klares Bild und ein nüchternes Bild vom Stand der Dinge gezeichnet. Die Mitteilungen dieser Herren waren nicht von einem gemachten Optimismus geprägt. Sie waren aber auch nicht von ei- ner Panikstimmung getragen. Sie waren sachlich und nüchtern. Weil man weiß, daß die goldenen Zei- ten des Tourismus vorerst vorbei sind, weil sich die Wirtschaft auf einen kon- sumgesättigten Markt einstellen muß, weil Tourismus, als ein Teil dieser Wirt- schaft, kein Eigenleben führen kann, sondern ebenfalls vom Auf und Ab der Nachfrage erfaßt ist. Mit dieser Einstellung pflegen auch wir den Dingen in die Augen zu schauen; Pflegen auch wir aus dem touristischen Angebot und der Nachfrage das Bestmög- liche herauszuholen. Ich danke daher eingangs allen Mitglie- dern unseres Verbandes, den Mitgliedern des Ausschusses und den Ersatzleuten, den Mitgliedern des Vorstandes, dem Herrn Bürgermeister als Vertreter der Ge- meinde, sowie der Geschäftsführung, für die Mitarbeit im Verband, für den Einsatz an Zeit und Arbeit, an Wissen und Erfah- rung, um die nicht immer leichten Aufga- ben zur Zufriedenheit lösen zu helfen. In 14 Ausschuß-Sitzungen, 19 Vor- stands-Sitzungen, 18 Sitzungen der Ar- beitskreise für Finanzen, Bauten, Be- schwerden, Werbung, Veranstaltungen, Wege, Skiabfahrten und in vielen weite- ren Besprechungen und Begehungen konnte im abgelaufenen Fremdenver- kehrsjahr bzw. Haushaltsjahr wieder so manches für die Fremdenverkehrsgemein- de und für unsere Gäste im positiven Sin- ne erledigt werden. Bevor ich die Ergebnisse des Winters 1980/81 und in die des zu Ende gehenden Sommers 1981 eingehe, möchte ich noch- mals auf die Ausführungen der Touristik - Manager zurückkommen. Sie haben uns vieles bestätigt, was wir aus der Erfahrung heraus wußten. Sie haben uns aber auch neue Erkennt- nisse für unsere Tätigkeit und Arbeit ge- bracht. Obwohl auch der Winter, durch den ständig weiter vorangetriebenen Ausbau der Alpengebiete, nicht mehr sorgenfrei ist, kann man doch sagen, daß diese Sai- son - soferne genug Schnee liegt - auch in der Zukunft gut gehen wird. Ich betone - soferne genug Schnee liegt - denn am Beispiel des letzten Win- ters haben wir deutlich gesehen, daß für den Erfolg hauptsächlich die Schneelage maßgebend ist und zwar: 1. weil der Winter-Urlaub nicht mehr billig ist, und der Gast für sein Geld ein- fach skilaufen und nicht spazierengehen möchte und 2. der Wintersportgast sehr beweglich geworden ist und kurzfristig umdispo- niert. Innerhalb weniger Tage storniert er heute - zum Beispiel - einen Urlaub in Frankreich und fährt nach Osterreich, oder umgekehrt, je nachdem wo viel Schnee liegt. Heiß umkämpft ist die Sommersaison! Und sie wird es bleiben! Wir haben in unseren Klimabreiten - nach wie vor - gegen den Süden, gegen die Sonne, gegen das Meer, einen schwe- ren Stand. Sich hier etwas anderes vormachen, hieße die Augen vor den Tatsachen zu schließen. In der Sommersaison müssen wir preis- lich leiser treten. Aber wir haben Chancen - durch den Bewegungs-Trend durch den Gesundheits-Trend. Aber das Umdenken in diese Richtung, in Richtung gemäßigtes Klima, geht lang- sam vor sich. Hier brauchen wir Geduld, hier müssen wir mehr Energie und mehr Mittel aufwenden. Kitzbühels Vorderstadt, belebte Fußgin- gerzone. Interessant ist, da-3 bei Menschen, die bisher im Winter und im Sommer auf Ur- laub gegangen sind, aus wirtschaftlicher. Gründen aber nun sparen müssen, zu ei- nem sehr hohen Prozentsatz - zu Gun- sten des Winterurlaubs - auf den Scm- merurlaub verzichtet wird. Dieses Verhalten schwächt in Zeiten der wirtschaftlichen Stagnation, die ohnehin schwächere Sommersaison noch mehr. Der Preisdruck der Reiseveranstalter auf die Vermieter wird auch in den näch- sten Jahren noch nicht nachlassen. Zu groß ist das Bettenangebot, zu klein ist die Nachfrage. Wie diese Situation von den großen Häusern, die ohne Gruppen nicht mehr auskommen können, bei unserem Zinsdruck und bei unserem Steuerdruck, zu bewältigen sein wird, das sollen uns in Bälde jene Institutionen und Politiker sa- gen, die in den Hcchkonjunkturzeiten und fetten Jahren den Erfolg auch gerne und oft auf ihre Fahnen geschrieben ha- ben. Dieser Druck auf die Preise, insbeson- dere im Sommer, hat neben der Betten- schwemme oder dem Überangebot an Betten, noch eine wei:ere Ursache: Die Reiseveranstalter untereinander sind ebenfalls einen beinharten Preis- Konkurrenzkampf, hier geht es um den Marktanteil, ausgesetzt. Die Verdienste, besser die Gewinne, lie- gen teils gar nicht mehr in den Package - Spannen, sondern in anderen Wirt- schaftsbereichen, in denen die Touristik- unternehmen tätig werden. Diese Risken, und die harte Auseinan- dersetzung um den Marktanteil, wird auch noch manche Reisebüro-Unterne.a- mung in Schwierigkeiten bringen, oder gar aus den Markt werfen. Die Flurbereinigung im Touristik-Ge- schäft ist noch nicht abgeschlossen. Im Gegenteil, sie ist noch voll im Gang. Daher ist bei den Abschlüssen Vorsicht am Platz. Fremdenverkehrsverband Kitzbühel Bericht des Obmanns an die Jahresvollversammlung
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