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Die Re1ther Röcklgwndfrauen beim Fest der Wappenver1.ghung. Der Festredner Lan- asrat DipL -i'lg. Dr. Alois Partl bezeichnete diese Frauen !tachr als sch.rste der Weit. Seite 42 Kitzbüheler_Arzeiger Samstag. 10. Oktober 1981 gendnamei, die diesen Wortstamm in al- lerlei Abwandlungen oder Zusammenset- zungen en:halten. Mt anderen Rodungs- namen, wie Schwendt, Gschwendt, Brand tsw. sand sie ein Zeugnis für den Fleiß früherer Generationen, der unwirtliche, einst nutzlcse und scnreckerregende Täler und Berghänge zu dem schönen und fruchtbaren Land gemacht hat, das wir unsere Heimat nennen dürfen. Die Ge- meinde Reith kann also auf ihren Namen stolz sein. Dennoch wurde nicht er dem neuen Ge- meindewappen zugrundegelegt. Es gibt nämlich in Tircl schon eine erhebliche Zahl von Wappen mit Rodungszeichen. Eine Wiederholung oder Ähnlichkeit wä- re daher kaum auszuschließen gewesen. Ein gutes Gemeindewappen aber soll möglichst einzigartig und unverwechsel- bar sein. So wurde für Rei:h bei Kitzbühel e:n anderer Weg beschritten. Ihn hatte bereits jenes bunte Reither Pseudowappen aufge- zeigt, nämlich den Hinweis auf Schloß Münichau. Die graphische Gestaltung mußte allerdings entsprechend den heral- dschen Regeln geändert werden. Mit Müricnau besitzt Ihre Gemeinde ein Wahrzeichen, das nur ihr zukommt. Aber es geht hier nicht nur um das Schlcß. Die nun ins Wappen aufgenom- menen Zeichen besagen viel mehr, erin- nern - und damit wären wir wieder beim Gemeiizdenarnen - an die Urbarma- chung, an e:nstige Be sitzzusam menhänge, an Aufstieg und Bedeutung eines hier bo- denständigen Geschlechtes und an die Rolle Reiths in Gericht und Bezirk. Das Rc•dungswerk war meist eine Ge- meinschaftsleistung, organisiert von mächtigen weltlichen oder geistlichen Herren. Wenn die rni:telalterh:hen Kaiser und Könige ausgedehnte Wälder und an- dere kaum erschlossene Gebiete an Bis- turner und Klöster schenkten, so nicht zu- le:zt in der Erwartung, daß unter deren Lei:ung die Erschließung voraigel neben werde. So besaßen im Bereich der heutigen Be- zirkshauptmannschaft Kitzbühel die Bis- tümer Bamberg, Regensburg, Jas Erzbis- tum Salzburg und die Stifte Altomünster, Frauenchiemsee, Baumburg, Rott und Berchtesgader.. enormen Grundbesitz und mehr oder minder weitgehende Gerichts- hoheit und Zivilverwaltung. Im Gebiet der Gemeinde Reith dominierten das fer- ne Bistum Bamberg, das seinen reichen Grundbesitz wohl schon bei seiner Grün- dung durch Kaiser Heinrich II. um die Jahrtausendwende erhalten hatte, und die Propstei Berchtesgaden. An den geisi- chen Grundbesitz erinnern noch die Na- men Pfaffencerg und MLnchau. Dieser war zuers: ein Flur- oder Gegendname: die Au, der Mönch. Nach dieser Mönch- sau, Müniehair, nannte sieh dann ein hier ansässiges, jr. bambergischen Diensten stehendes Geschlecht. Es wird erstmals 1271 urkundLich genannt. anäßlicli der Aufteilung von Eigenleuterr zwischen dem Bistum und dem bayerischen Herzog. Da- mals waren die Münichauer also noch un- frei; doch obzwar nur Min:steriale, schei- nen sie schon in .iewissem Ansehen ge- standen zu sein, denn wir wissen von ehe- licher Verbindung mit dem Kufsteiner Rittergeschlecht. Ab 1300 wird die schriftliche Uberlieerung dichter, und so begegnen wir auch den Minichauern im- mer häufiger in Urkunden. Sie zeigen das Geschlecht in stetem Aufstieg. Schon im 14. Jh. besaß es zahlreiche Güter im Großraum Kitzbühel und im Unterinntal von Schwc'ich bis Aurach. Doch kein Mü- nichauer wird als '>Ritter< oder gar als »Herr« bezeichnet. Erst um 1393/94 fin- den wir einen in gehobener Amtsstellung, nämlich als Richter zu Hochenaschau in Bayern. Seit 1437 aber bis ins zweite Jahr- zehnt des 16. Jh. begegnen wir wiederholt Mitgliedern der Familie Münichauer, als Richtern und Pflegern, so Kitzbühel, zu Rattenberg und in mehreren bayerischen Gerichten vom Alpenrand bis zur Donau bei Regensburg. Ein Hanns Münichauer, der durch ein Vierteljahrhundert in Rat- tenberg als Pfleger, Stadt- und Landrich- ter tätig war und vor 1484 verstorben ist, ist der erste, der sich »Münichauer Mü- nichau« nennt. Sein Sohn Gilg, gleichfalls Pfleger zu Kitzbühel und Rattenberg, trägt um 1490 als erster der Familie die Ti- tel »Ritter« und »Herr«. Er war ein weit- gereister Mann (er pilgerte bis nach Jeru- salem) und Doktor der Rechte. Diese Reither Familie hat sich also von einfa- chen bäuerlichen Anfängen bis in hohe Positionen hinaufgearbeitet. Das Schloß Münichau ist jünger. Wir dürften wohl nicht fehlgehen, das von je- nem Hanns Münichau erstmals gebrauch- te Prädikat »von Münichau« mit dem Bau des so benannten Schlosses zu ver- knüpfen. Das Schloß ist also wohl etwa um 1460 erbaut worden. Damit würde auch eine (urkundlich allerdings nicht mehr belegbare) Nachricht übereinstim- men, daß die Schloßkapelle 1469 geweiht worden sei. Schloß Münichau ist keine hochmittelalterliche Burg, von der aus ein Rittergeschlecht herrschte, sondern ein erst an der Wende zur Neuzeit erbauter Ansitz, den sich ein zu Bedeutung aufge- stiegenes Geschlecht erst nach Erreichen dieser Stellung geschaffen hat. Erst 1496 wird »das Schloß Münichau, als das mit Zwinger und Mauer umfangen und be- griffen ist« als solches erwähnt. Als 1504 die Herrschaften Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel tirolisch wur- den, wanderten mindestens zwei Münich- auer, die vorher in Kitzbühel und Ratten- berg des bayerischen Herzogs Pfleger und Richter gewesen waren, aus und wurden Pfleger in verschiedenen bayerischen Ge- richten. Die anderen wechselten mit ihrer Heimat in österreichische Dienste. Die Münichauer führten zuerst abwech- selnd oder nebeneinander zwei Lilien und einen Mönch im Siegel, seit 1361 aber nur mehr den schwarz gekleideten Mönch mit der Kaputze am Haupt. Man hat dieses Wappen mit ihrer Rolle als bischöflich- bambergische Amtsleute in Verbindung gebracht. Doch handelt es sich wohl rich- tiger einfach um ein sprechendes Wap- pen, eines, das auf den Namen hinweist - genauso wie das bekannte Stadtwap- pen von München auf den Stadtnamen anspielt (das sogenannte »Münchner Kindl« ist ja eigentlich ein Mönch), oder das Gamskitz am »Bühel« als Stadtwap- pen auf Kitzbühel, die Innbrücke im Wappen der Landeshauptstadt auf den Stadtnamen Innsbruck usw. 1523 gingen Schloß und Herrschaft Münichau an die Herren von Freiberg, 1538 an die Lang von Wellenburg, 1579 bis 1615 an die damals freiherrliche, schließlich fürstliche Familie Lamberg über, die es bis 1921 besaß. Da der in Geldnot befindliche König Maximilian das soeben erworbene Stadt- und Landge- jk 4
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