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Die »Bahn-Schlinge« von Kitzbühel,- Fetter Teil der Schlinge Unterflurtrasse. Gedanken und Ideen zur Anhebung des Wohn- und Erholungswertes der Stadt Kitzbühel Von Architekt Herbert Danner, Kitzbühel, Ziviltechniker Samstag. 17. Oktober 1981 Kitzhiiheler Anzeiger Seite 11 diese liebenswerte Stadt in den Alpen hin- nehmen muß. Ich möchte dabei gewiß nicht der ungehemmten Ausweitung der Stadt das Wort reden, wobei ich den Flä- chenwidmungsplan im Auge habe, wel- cher der Zersiedlung Einhalt gebieten soll- te. Nun, nachdem ich mit meiner Schilde- rung das Augenmerk auf einen, zum Nachdenken anregenden Übelstand um die Stadt Kitzbühel gelenkt habe, möchte ich einen, gar nicht so abwegigen Ideen- Vorschlag erläutern: Im Februar 1973, wenn ich mich recht erinnere, wurde im Saal des Kolpinghau- ses zu Kitzbühel eine Protestversammlung einer Bürger-Initiative veranstaltet. In dieser Versammlung ging es darum, die Zerstörung des näheren Stadtrandgebietes samt seinem reizvollen Umland, durch Umfahrungen, wie Schnellstraßen und Bundesstraßen, abzuwehren. Kitzbühel ist ja in vielen Beschreibun- gen nicht nur wegen seines reizvollen Stadtbildes, seines noch gut bewahrten hi- storischen inneren Stadtkernes zu benei- den, sondern darüber hinaus berühmt als Luftkurort und Wintersportplatz. Mit der bereits gebauten und zwischenzeitlich in Betrieb genommenen Umfahrung der Stadt durch den Lebenbergtunnel mit dem Verkehrsknoten in Ecking ist viel ge- wonnen worden. In dieser am Anfang er- wähnten Protestversammlung ging es dar- um, ein Straßen-Bauvorhaben gleichlau- fend mit der zweigleisigen Bundesbahn- strecke, von Kirchberg über Kitzbühel in Richtung Paß Thurn, zu verhindern. Mit diesem Projekt war Professor Dr. Techn. Dipl.-Ing. Paul Petrovic befaßt. Als Zuhörer schmerzte mich am mei- sten das Übel, daß man beabsichtigte, die ohnehin schon üble Zerschneidung der Verbindung der Stadt mit seinem Winter- sportgelände durch die Bundesbahn auch noch eine verkehrsdichte Fernstraße da- zuzulegen. Gottlob, der Straßenbau un- terblieb! Bestehen aber bleibt das Haupt- übel, die Trasse der Bundesbahn. Die Entwicklung der Stadt ist ja vom Bahn- bau vor mehr als 100 Jahren ohnehin von der Einkreisung durch die Bahntrasse von Ecking bis zum Hornweg-Übergang nach- teilig beeinflußt worden. Aus der Sicht damaliger Überlegungen kann man heute Niemandem mehr einen Vorwurf ma- chen, daß die Bahn von allen Seiten durch Dröhnen, Pfiff und Räderlärm in seinem Erholungswert die Stadt schädigen darf und vom grünen Umland abschneidet. Nach dem gegenwärtig gültigen Fahrplan der Bundesbahn rollen im Zeitraum von 24 Stunden mehr als 90-95 Züge - ge- mäß Aussage des Bahnhofs-Vorstandes Kitzbühel - Züge aller Zugsgattungen samt einigen allein fahrenden Schub-E- Lok's in beiden Fahrrichtungen rund um Kitzbühel. Das heißt, so alle 15 Minuten fährt ein Zug in irgend eine Richtung. Dieses Übel entwertet meines Erachtens am meisten alle Hotels, Pensionen und Privathäuser, die beiderseits der Bahn- trasse bis in eine Entfernung von mehr als 50 m stehen. Außerdem müssen alle We- ge, Straßenübergänge, Unterführungen, die zu eng sind, schienengleich durch die Bahntrasse als äußerst verkehrsbehin- dernd für die Verbindung Randwohnge- biet zum Stadtkern empfunden werden. Das größte Übel ist der schienengleiche Bahnübergang der Hahnenkammstraße. Alle paar Minuten verwehrt der niederge- hende Schranken besonders während des regen Tagesverkehrs von und zur Stadt und zur Seilbahn den Fluß des städtischen Lebens zu den Gästewohngebieten am Schattberg mit den Parkplätzen. Ich kann mir vorstellen, daß in diesem Bereich der Bahn ein erholsamer Nachtschlaf für die Gäste und einheimischen Bewohner frag- lich erscheint! Die vorstehend geschilderten, durch die Bahn verursachten schweren Nachteile für Kitzbühels gesunde Entwicklung zei- gen bestimmt nicht alle Nachteile auf, die Die Bundesbahntrasse sollte ab Ecking mit stärkerem Gefälle bis zur Achen- brücke bei der Ehrenbachgasse als Ur.ter- flurbahn geführt werden, wie eine städti- sche Untergrundbahn. Die Absenkung des Gleiskörpers um etwa 6,50 m auf ei- ner Länge von 1400-1500 m wäre mög- lich. Die Überdeckung der Stahlbeton- Unterflur-Konstruktion wird mit Erdma- terial etwa 1,50 m hoch abgedeckt und be- grünt. Das gelagerte Erdmaterial vom Tunnelbau und Verkehrsknotenbau Ecking, welches jetzt im Bereich Seebichl die Landschaft verschandelt, könnte wie- der zur Abdeckung der Unterflur-Bahn- strecke herbeigeholt werden. Die Masse dürfte reichen! Weiters ein großer Vorteil für die technisch mögliche Durchführbar- keit dieser Idee ist, daß kein Kitzbühler Grundbesitzer auch nur einen qm Grund- fläche abtreten müßte, weil dieses Bau- vorhaben zur Gänze auf bahneigerem Grund errichtet werden kann. Der benö- tigte Grundstreifen für die zweigleisige Anlage samt Unterflur-Stahlbetonkon- struktion braucht nur 10 m. Die Haltestel- le »Hahnenkamm-Bahn« wird wie eine Untergrundbahn-Station ausgebaut, viel- leicht könnte sogar ein drittes Abstellge- leise mit Bahnsteig für Wintersport-Son- derzüge Platz haben, ohne den Fahrplan- verkehr zu behindern. Platzsparende Lö- sungen böten sich hier an. Ich möchte mich hier nicht verbreitern in technischen Durchführungs-Einzelheiten, wie einsol- ches Bauvorhaben abgewickelt werden würde, aber es gibt moderne wirtschaftli- che Baumethoden. Ich darf ferner annh- men, daß viele Leser wissen, daß vor mehr als 100 Jahren die »Giselabahn« von Salzburg nach Innsbruck vorerst ein- gleisig erbaut wurde und erst viel später das zweite Geleise hinzugelegt wurde. Man kann das beobachten an den ver- schieden gemauerten Stützmauern und Brücken-Widerlagern, als auch an den stählernen Brücken-Tragwerken. Daraus ergäbe sich sicherlich ein Vorteil beim Ab- tragen des jüngeren Bahnkörperteiles und seine Absenkung für die Unterflurtras;e. Der Bahnbetrieb könnte jeweils eingleisig aufrecht erhalten bleiben und dann das zweite Geleise abgesenkt werden. Noch ein Vorteil ergäbe sich für den während der Bauzeit (2,5-3 Jahre) erschwerten Bahnbetrieb, daß die österreichische Bun- desbahn in Rosenheim eine Durchfahr- Geleisanlage Salzburg—Kufstein errich- tet. Das hätte den weiteren Vorteil, die 1
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