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Das Kitzbüheler Horn acht Tage nach Rückkehr vom Ausflug - Vom Winter über- rascht! 22. Oktober 1981. Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 31. Oktober 1981 kenpforte, dort wo Osterreich, Ungarn und Jugoslawien auf einem Punkt zusam- mentreffen, vielleicht ein gemeinsamer Nenner von einst, aus besseren Tagen, wie man von drüben herüberhört, fuhr die Buskolonne unter der Leitung von De- wanger und Siegel zum Simmerl-Weinkel- ler des Gastronomen Kammer-Rat Sim- merl. Dort wurden alle Weine bis zum Sturm verkostet. Dazu gab es gebratene Kastanien. Direktor Siegel klärte die Be- sucher über das Weinbaugebiet auf und Kellereibesitzer Simmerl gab seiner Freu- d2 über den Tiroler-Besuch Ausdruck. Vom Weingut Simmerl gings »logi- scherweise« weiter zum Gasthaus Sim- merl in Halbenstein, wo als Mittagessen vorzügliches steirisches Huhn gebacken oder gebraten serviert wurde. Interessan- terweise machte der steirische Wein im- mer wieder Appetit! Eine gute Eigen- schaft, die den Gastronomen ja nicht un- sympatisch ist. Wie sonst hätte man diese kulinarische Tour durchgestanden, die im Gasthof Raffl in Jennersdorf ihren abendlichen Abschluß fand. Zuvor aber, oder auf dem Weg dorthin besichtigte man die Frottiertuchfabrik VOSSEN. Das moderne, 700 Mitarbeiter aufweisende Textilwerk, war für alle be- eindruckend. Imponierend, nicht nur von der Entstehung eines Handtuches oder Bademantels, von der Rohbaumwolle bis zum fertigen Produkt, sondern auch von der Leistungsseite her. Es ist und war gut, diese Fabrik zu sehen und die Belastung der Arbeiterinnen und Arbeiter, unter de- nen fleißig geschafft wird. Man weiß bes- ser, wie in der Industrie und unter wel- chen Umständen das Geld verdient wer- den muß, und daß die Urlaube wohlver- dient, ja unbedingt notwendig sind, um abschalten zu können und bei Kräften zu bleiben. Aber auch, was die kommerzielle Führung anbelangt, ist es so, daß man ge- gen die Konkurrenz hart ankämpfen muß, daß einem nichts geschenkt wird, daß man untergeht, wenn man nicht flei- ßig und sparsam ist. Daß das Dasein auch dort ein permanenter Existenzkampf ist. Den Wirtinnen war eine großzügige Einkaufsmöglichkeit gegeben worden. Sie wurde gebührend genützt. Um 17 Uhr traf man in der Czarda von Raffel ein, einem Ausflugsziel, das gleich- zeitig historischer Grund und Boden ist, denn in diesem Bereich wurde in einer gi- gantischen Schlacht der Türkenvor- marsch aus dem Balkan heraus gestoppt und das islamische Heer des Nymbus der Unbesiegbarkeit beraubt. Rund 20.000 Soldaten sind damals auf beiden Seiten zusammengezählt gefallen. Ein riesiges Kreuz, das in Richtung Türkenpforte weist, eine Gedenkkapelle und ein origi- nelles kleines Museum sind Zeugen dieses dramatischen, für die europäische Ent- wicklung aber entscheidenden Ereignisses. Im südburgenländischen Jennersdorf, im Gasthof Raffel, beim Kommerzialrat Kampel-Kettner wurde zu abend geges- sen. Eine burgenländische Schlachtplatte war vorbereitet. Sie mundete gut, so wie der Wein. Zigeunermusik brachte das Flair der ungarischen Tiefebene ins Lo- kal, das in viele Stuben unterteilt ca. 1000 Personen auf einmal verpflegen kann. Die Disposition der Lokale, die vergrö- ßert und verkleinert werden können, der moderne Veranstaltungssaal mit Bar, in- teressierten die Wirte sehr. Regierungsrat Siegel, der die Tiroler den ganzen Tag über begleitet und geführt hatte, brachte die Wirtsleute zu nächtli- cher Stunde auch wieder gut nach Bad Gleichenberg zurück. Der dritte Tag war der Tag der Heim- fahrt. Aber es wurde nicht durchgebraust. Im Gegenteil, zwei hochinteressante Ziele lagen noch zwischen Bad Gleichenberg und St. Johann in Tirol, dem letzten Bei- sammensein, vor man wieder auseinan- derging. Der erste Stop wurde in Aigen im Ober- ennstal bei Liezen eingelegt. Grund war die Besichtigung der Gastgewerblichen Berufsschule für die Steiermark. Die Ex- kursionsteilnehmer kamen aus dem Stau- nen nicht mehr heraus. Was da an fort- schrittlicher und dynamischer Methodik Verwirklichung erfahren hat, sucht in Osterreich, wahrscheinlich in Europa sei- nesgleichen. Das ganze Haus, die gesamte Schule ist wie ein Großhotel konzipiert, in dem die Lehrlinge wie in einem Saisonbe- trieb arbeiten, lernen. In kürzester Zeit könnte die ganze Schule in ein 5-Sterne- Hotel umgewandelt werden. Direktor Sie- gel hat hier viele seiner Ideen verwirkli- chen können. Sozusagen das Ergebnis, der Ausdruck jahrzehntelanger Erfah- rung, hervorragenden Könnens, Synthese des fortschrittlich Guten. Das nach der Verabschiedung der Tiro- ler durch Herrn Direktor Siegel von Korn- merzialrat Hagsteiner ausgesprochene Kompliment enthielt nicht unberechtigt den angedeuteten Wunsch, daß Tirol, daß der Fremdenverkehrsgroßraum Kitzbühe- ler Alpen etwas Gleichartiges dringend brauchen könnte. Letzte Besuchsstation auf steirischem Boden war die Winter-WM-Stadt Schlad- ming. Im feudalen Sporthotel »Royer« fand das Mittagessen statt und gleichzei- tig die Präsentation Schladmings als Aus- tragungsort der Alpinen Weltmeister- schaft 1982. Von der Gastronomie in der Steiermark hatten wir inzwischen rpanch exzellente Kostprobe vorgestellt erhalten. Sie war auch in Schladming nicht anders, mit einem Wort ausgezeichnet. Auch in der Ski-WM-Stadt Schladming entbot man den Wirtinnen und Wirten, den Hoteliers und Gastronomen ausge- sprochen große und herzliche Aufmerk- samkeit. Zur Begrüßung hatten sich der Bürgermeister der Stadt Schladming, Herr Landtagsabgeordneter Hermann Kröll, Fachgruppenvorsteher Kommer- zialrat Sepp Dewanger, Kurdirektor Heinz Lang und WM-Generalsekretär- Stv. Heribert Thaler im Hotel Royer ein- gefunden. Kröll, ein Mann, der weiß, worum es bei der WM geht, der weiß, was Fremden- verkehr für d. Obersteiermark, für Schlad- ming im Besonderen bedeutet, hielt einen blendenden Vortrag über den Aufbau Schladmings als WM-Zentrum, von der Bewerbung bis zum heutigen Tag, bis we- nige Monate vor dem ersten Startschuß zur Weltmeisterschaft, die keine steirische ist, sondern, wie er sagte, von der Steier- mark durchgeführt, eine österreichische Weltmeisterschaft sein muß. Der Bürger- meister erleuterte auch die finanzielle Si- tuation. Von ganz großem Interesse war, wie die Gemeinde Schulter an Schulter zur Fremdenverkehrswirtschaft steht, mit ihr arbeitet, ihr hilft, wo es nur geht. So wur- den mehrere für die WM notwendige An- lagen so errichtet, daß sie dann Teil einer privaten Unternehmung werden, weil zum weiteren Bestehen entsprechende An-
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