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Seite 16 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 7.November 1981 Die Landwirtschaft der Kleinregion 22— Kirchberg - Reith - Kitzbühel - Aurach - Jochberg Von Ing. Josef Wörgötter, Sekretär der Bezirkslandwirtschaftskammer Kitzbühel II. Teil und Schluß Nur mehr wenige Vollerwerbsbetriebe Außer der fast vollständigen und lau- fenden Abwanderung der weichenden Bauernkinder in andere Berufe waren die Bauern selbst gezwungen, in steigendem Maße Zu- und Nebenerwerbsmöglichkei- ten zu suchen: So sind derzeit rund 55 °lo aller landw. Betriebsinhaber als Nebener- werbsbauern anzusehen, wo also das au- ßerlandwirtschaftliche Einkommen über- wiegt. Ein Großteil der übrigen Bauern geht einem Zuerwerb nach, der haupt- sächlich im Winterfremdenverkehr und in der Privatzimmervermietung zu finden ist. Echte Vollerwerbsbetriebe, ohne jedes Zusatzeinkommen außerhalb der eigenen Land- und Forstwirtschaft, gibt es auch in dem Gebiet mit relativ günstiger Betriebs- struktur nur noch sehr wenige. Die sich seit Jahren immer mehr zuungunsten der Landwirtschaft öffnende Preis-Kosten- Schere macht sich hier augenscheinlich bemerkbar. Der geringe Arbeitslohn für so manche landw. Tätigkeit und der Mangel an Ar- beitskräften führt also dazu, daß in vielen Bereichen nur mehr das Allernotwendig- ste getan werden kann, wie dies am deut- lichsten in der Almwirtschaft sichtbar wird. Im übrigen versuchten auch die Bauern um Kitzbühel, die Verringerung der Arbeitskräfte so weit als möglich durch Betriebsumstellungen, Betriebsver- einfachung, Rationalisierung und Mecha- nisierung auszugleichen. Besonders in die Maschinenanschaffung wurde viel inve- stiert, wobei weitgehend auch Betriebs- substanz und Einkommen aus Zu- und Nebenerwerb herhalten mußten. Am Bei- spiel einiger Maschinenarten wird der Umfang dieser Investitionen deutlich: Im Jahre 1980 gab es auf den landw. Betrieben der Region 22 335 Traktoren und Bergtransporter, 505 Motormäher und 291 Heuraupen. Mit den notwendi- gen Zusatzmaschinen für die Feldarbeit beträgt der Anschaffungswert dieser Ma- schinen rund 200 Millionen Schilling. Durch die Gründung des »Maschinen- und Betriebshilferinges Kitzbühel und Umgebung« im Jahre 1968 wurde ein neu- er Weg beschritten, um Maschinenkapital einzusparen und die Nachbarschaftshilfe zu fördern. Diese Selbsthilfeeinrichtung umfaßt derzeit 58 Mitglieder. Der Groß- teil davon befindet sich in Kitzbühel selbst, wo rund die Hälfte aller Rinderhal- ter dem Verein angehört. Die Aktivität des Maschinenringes erstreckt sich aber auf alle Regionsgemeinden. Die Arbeit des Maschinenringes wird dadurch sehr erleichtert, daß jetzt bereits rund 80% der Mitglieder über einen Tele- fonanschluß verfügen. Von allen landw. Betrieben der Region sind rund 57 Wo an das Telefonnetz angeschlossen. Auch in der wegemäßigen Erschließung der Höfe gab es in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte. Trotzdem gibt es immer noch eine Anzahl von Bergbetrieben, die auf eine zeitgemäße Hofzufahrt warten müssen. Dazu zählen auch 13 von 42 ent- siedlungsgefährdeten Höfen der Region 22. Das sind rund 31 Wo gegenüber dem Bezirksdurchschnitt an unerschlossenen entsiedlungsgefährdeten Betrieben von rund 29 Wo. Insgesamt haben in der Re- gion rund 13 Wo der Höfe keine zeitgemä- ße Zufahrt (Bezirksdurchschnitt rund 10%). Landwirtschaft und Fremdenverkehr Laut einer Erhebung der Bezirksland- wirtschaftskammer aus dem Jahre 1976 wurden in den fünf Regionsgemeinden 130 bäuerliche Privatzimmervermieter, 20 Inhaber von gewerblichen Fremdenver- kehrsbetrieben und 12 Vermieter von Fe- rienwohnungen gezählt. Inzwischen dürften sich diese Zahlen wesentlich erhöht haben, was unter ande- rem auch mit der weiteren Erschließung der Berghöfe zusammenhängt. Darüber hinaus sind bei der Bergbahn AG Kitzbü- hel, den fünf Skischulen und sonstigen Fremdenverkehrseinrichtungen viele Neben- und Zuerwerbsbauern beschäf- tigt. Diese durchwegs verläßlichen, viel- seitig verwendbaren und saisonbedingt greifbaren Arbeitskräfte finden aber nicht nur hier sehr günstige Arbeitsbedingun- gen, sondern sind auch für die Betriebe von Vorteil. Darüber hinaus ergeben sich für eine Hochburg des Wintersports, als die das Gebiet um Kitzbühel zweifellos bezeich- net werden kann, engste Berührungs- punkte dadurch, daß sich dieser Wirt- schaftszweig vor allem auf bäuerlichem Grundbesitz bewegt. In der Region 22 werden dazu folgende Flächen und Ein- richtungen benötigt: 57 Aufstiegshilfen, 130 km Skipisten und 107 km Langlauf- loipen. Allein die präparierten und zu- sätzlich glattgefahrenen Pisten machen schätzungsweise eine Fläche von nahezu 1000 Hektar aus. Im Vergleich dazu ist die rein flächenmäßige Beanspruchung durch die Langlaufloipen mit ca. 60 Hek- tar relativ gering. In der Entschädigungsfrage für diese Grundinanspruchnahme gibt es noch eini- ge offene Probleme, die auf weite Sicht nur in echt partnerschaftlichem Geiste ge- löst werden können. Der Landwirtschaft dienende Einrichtungen und Organisationen Die Bezirkslandwirtschaftskammer als Interessenvertretung, Förderungs- und Beratungsstelle. Die Bezirkshauptmannschaft mit den zuständigen Fachabteilungen, wie Grundverkehrs- und Höfekommis- sion, Jagd- und Fischereireferat, Was- serrechtsabteilung, Veterinärabtei- lung. Bez. -Schadenskommission usw. Die Bezirksforstinspektionen Kitzbü- hel(Kitzbühel, Aurach, Jochberg, Kirchberg) und St. Johann i.T. (Reith), welche für die forstwirtschaft- liche Betreuung zuständig sind. Die ALPI-Genossenschaftssennerei Kitzbühel und soweit es sich um Alp- milch handelt, auch zum Teil die Mol- kereigenossenschaft St. Johann i.T. Wenn es um den bäuerlichen Geld- und Warenverkehr auf dem Genossen- schaftssektor geht, sind die Raiffeisen- bezirkskasse Kitzbühel und die Raif- feisenkassen Jochberg und Kirchberg mit ihren Filialen weitgehend zustän- dig. Vermessungsamt Kitzbühel. Grundbuch beim Bezirksgericht Kitz- Kitzbühel mit dem Wilden Kaiser; im Vordergrund die Höfe Gansern, Malern und Pir- bühel. ch ern. Foto: Josef Ritzer, Kitzbühel Fortsetzung auf Seite 18 1
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