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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 7.November 1981 Fortsetzung von Seite 1 2 Schulwarte 5 Raumpflegerinnen Durch die Schule konnten 40 Arbeits- plätze geschaffen werden. Im Herbst 1981 konnten weitere fünf Mikrocomputer und ein Drucker in Be- trieb genommen werden. Damit ist die Erstausstattung der Schule mit Möbeln und Lehrgeräten im wesentlichen abge- schlossen. Die noch offenen Baumängel konnten weitgehend behoben werden. Sorgen bereitet allerdings die laufende In- standhaltung des Gebäudes und der Außenanlagen, solange das Objekt nicht von der Bundesgebäudeverwaltung abge- nommen wird, da die für diesen Zweck zur Verfügung stehenden Budgetmittel äußerst gering sind. Vortrag zum Thema »Warum wir keine stillen Bürger sein können«. Der Vortrag mit anschließender Dis- kussion findet am Freitag, den 13. No- vember 1981, im Kolpingsaal Kitzbühel statt. (Beginn 20 Uhr) Es wirken mit: cand. phil. Gindi Hoch- filzer als Diskussionsleiterin und Ersatz- Gemeinderat Florian Unterrainer als »ei- ner der nicht still sein kann«. Zu dieser Veranstaltung lädt herzlich ein Der Regenbogen Gartlerstammtisch im November Am Montag, den 9. November 1981, findet wieder unser Gartlerstammtisch im Kolpinghaus statt. Beginn 19.30 Uhr. Diesmal geht es um die Erhaltung der Fruchtbarkeit im Garten. Herr Erlach, ein Fachmann auf diesem Gebiet, wird uns bestimmt viel wissenswertes über Bo- den, Humus, Kompost, Fruchtfolge und manches andere sagen können. Es gibt ja immer neue Erkenntnisse. Alle Gartler und naturverbundene Menschen sind wieder eingeladen. Entrümpelungsaktion - Sperrmüll- abfuhr in Kitzbühel Die Stadtgemeinde Kitzbühel führt die diesjährige kostenlose Entrümpelungsak- tion und Sperrmüllabfuhr am Montag, 9.., und Dienstag, 10. November 1981 gegen vorherige Anmeldung durch. Am Montag, 9. November 1981 (1. Ab- fuhrtag) sind alle Gegenstände an der Ab- holstelle bereitzustellen. Kleine Sperrgü- ter (Flaschen, Zeitschriften etc.) sind in Schachteln und Säcken unterzubringen. Reine Betriebsabfälle, die in größeren Mengen vorhanden sind, werden nicht ab- geführt. Anmeldungen sind bis spätestens Don- nerstag, 5. November 1981, 12 Uhr, an das Stadtamt Kitzbühel, Rathaus 2. Stock, Zimmer 14 (Tel. 2161, Durchwahl 25), zu richten. Nachmeldungen können aus organisa- torischen Gründen ausnahmslos nicht be- rücksichtigt werden. Kitzbüheler Wandertip Die Buchi im Bichlach Zwischen Kaiser und Horn, dem Schattberg und Rauhen Kopf liegt das malerische Büchlach eingebettet, ein geo- logisches Schaustück im Buche der Natur. Dies merkwürdige kleine Hügelland dehnt sich 2 km in die Breite und 7 km in die Länge. Es besteht aus einem von zahllo- sen Gräben durchfurchten Terrain aus welchem sich seltsam geformte Büheln und Kuppen erheben, die beim Bauernhof »Adler« ihren höchsten Punkt erreichen und einen Beweis liefern für die Hypothe- se der Thalbildung. Zur Eiszeit lockerte das rauhe Klima den Boden des Landes. Die Gletscherströme waren derart mit Ge- röll beladen, daß sie sich dieser enormen Zufuhr an geeigneten Stellen entledigten. »Dreimal«, sagte der bekannte Geograph Penk, »sind die Alpen vergletschert gewe- sen, dreimal wuchsen die Eisströme an, daher finden wir auch überall drei ver- schiedene Aufschüttungsterassen«. Mit- ten im Schiefergebirge bildet das Büchl- ach ein Gemisch von Conglomerat und Granitblöcken, welche von den mächtigen Gletscherströmen hier abgelagert wurden. So schreibt, vermutlich ohne Anspruch auf volle wissenschaftliche Anerkennung, Josef Steiner 1898 in seinem Büchlein »Wanderungen in den Kitzbüheler Alpen - Im Banne des Kaisers« (Verlag Martin Ritzer). Steiner beschreibt dann: Im üppigsten Grün prangt das Büchlach und in ange- nehmer Abwechslung wandert man darin bald über thaufrische Wiesen, bald durch harzduftenden, ozonreichen Tannwald, während sich auf den Büheln die zahlrei- chen Bauernhöfe wie kleine Burgen aus- nehmen. Kreuz und quer, hügelauf und ab führen die meist gut erhaltenen Wege durch dieses Labyrinth. Man würde hier auf keine »Irrwurzen« zu treten brau- chen, um sich total zu verrennen, wenn nicht der Verschönerungsverein Kitzbühel humanen Sinnes, an allen Ecken und En- den Wegtafeln angebracht hätte. Ein Wegzeiger weist durch den soge- nannten »Herrenwald« nach Münichau ein anderer nach Achrain, der vielge- rühmten Aussichtsstelle, ein dritter zum »Saurüssel«, so benannt wegen der eigenthümlichen Form dieser Anhöhe. Geradenwegs über den »Rüssel« hinab führt ein halsbrecherischer Steig zum »Gruberwirt«. Josef Steiner schlägt dann folgende Wanderungen vor: Durch das einsame, kühle Filzerthälchen zur sagenumwobe- nen »schwarz'n Bruck'n«. In deren Nähe soll einst der Bauernhof Unterrain gestan- den haben. Hier warten wir wieder mit ei- nem Geschichtlein von Steiner auf: Zu Ende des 18. Jahrhunderts war zu Unterrain ein »Branntweinhoangascht«. Der Tanz fehlte nicht. Als das Getränk schon hübsch zu Kopfe gestiegen war, schrie Dudl, das Mädchen des Hauses: »Wann jetzt der Toifel kam, ih tanzet mit eahm, daß die Wände wackl'n thät'n!« - Kaum gesagt, erschien plötzlich ein hüb- scher Jägersmann auf der Schwelle, nahm die Dudl flott um die Mitte und tanzte mit ihr so lange bis ein alter Pater der Be- drängten zu Hilfe eilte und den Leibhafti- gen in sein dunkles Reich zurückbannte. Bald nach diesem Ereignis beunruhigte ein anderes Schrecknis die Bewohner des moorigen Büchlachs. Nächtliche Passan- ten merkten nämlich, daß sie des öfteren auf der Lettenwiese in Kitzbühel, in der Himmelreichschlucht und beim Anzen- bergwaldl, unweit Oberndorf von einer unheimlichen »Buch!« begleitet wurden. Zeitgenossen wissen nicht mehr, was ein Buchi ist, seinerzeit war dieses Ereig- nis aber gefürchtet. Man wurde von ei- nem Buschen brennender Holzspäne be- gleitet. Niemand getraute sich über ihr ei- gentliches Wesen gründlich nachzufor- schen, vielmehr war jedermann froh, der unheimlichen Gefolgschaft bald zu ent- rinnen. Die »Buch!« fuchtelte besonders zur Zeit der Allerseelennächte an ver- schiedenen Orten herum. Bald wurde sie im Hausertälchen, bald wieder in der Nä- he des Schwarzsees, in der Paradieswiesen oder in der Nähe des Gieringer Weihers gesehen. Die »Buchl« tat niemandem et- was zuleide und war doch sehr gefürchtet. Einige meinten, es sei ein irrender Berg- geist aus dem halbverfallenen Rerobühe- 1er Schächten, wieder andere meinten, das wilde Feuer oder einen feuersprühenden »Salamanderdrachen« zu sehen. Die Mehrzahl hielt es für Teufelsspuk. Seit mehreren Jahrzehnten, so schreibt Steiner schon 1898, wird die »Buch!« selten mehr gesehen, sie dürfte sich höchstwahr- scheinlich vor dem anstürmenden Dampf- roß geflüchtet haben. Die Elektrifizierung der Bahn verjagte offenbar die »Buchl« überhaupt. Heute ist das Bichlach (der alte Name Büchlach ist kaum mehr geschrieben) we- gemäßig gut, für manche Naturfreunde sogar zu gut erschlossen. Wenn die Bäu- me in der milden Herbstsonne strahlen, sollte man sich des Wandergebietes be- sonders bewußt sein. Vor einem »Brannt- weinhoangascht« muß man sich hüten und darf keinesfalls in die Nacht kom- men, um nicht gar der »Buchl« zu begeg- nen, was in unserer neugierigen Zeit si- cher zu kriminalistischen Nachforschun- gen um den Berggeist führen müßte. Es ist besser, wenn das Bichlach ein paar Ge- heimnisse behält und dem Wanderer in viel ursprünglicher Schönheit erhalten bleibt.
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