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Samstag, 7. November 1981 Kitzbüheler Anzeiger Seite 21 Martin Gruber, »Reicher-Mascht«, zum Gedenken Am 24. Oktober 1981 starb nach kurzer Krankheit der Altbauer Martin Gruber zu Reichem. Er bewirtschaftete durch Jahr- zehnte den höchsten Bergbauernhof am Kitzbüheler Sonnberg und war ein Origi- nal, dessen Andenken wir bewahren wol- len. Martin Gruber kam am 5. April 1899 zu Reichern zur Welt. Er war das zweite Kind. Der Vater stammte aus Scheffau, die Mutter war auf dem Hof Ahlern (Ad- lern) daheim. 1896 oder 1897 kauften sie Reichem, das eine eigenartige Geschichte hinter sich hatte. Im Zuge des Barytberg- werkes oberhalb des Hofes war die Er- laubnis gegeben worden, eine Schneise in den Wald zu schlagen. Im Jahre 1877 zer- störte eine Lawine einen Teil des Hofes. Mit dem ein Stück ins Tal geschleuderten Holz wurde an sicherer Stelle der Hof neu gebaut und dann das bisherige Hofgebäu- de umgestaltet und durch eine Lawinen- verbauung geschützt. Diesen noch eher neugebauten Hof kaufte das Ehepaar Gruber. Neben Martin bevölkerten bald die Kinder Nani, die Älteste, Emma und Theresia, Georg, Hans und Jakob den Hof. Zwei weitere Kinder starben früh. Die Kinder besuchten von daheim aus die Schule und durften zu Vorderaschbach das mitgenommene Mittagessen aufwär- men. In der großen Familie gab es Not, weshalb die Eltern froh waren, daß der Älteste von Simon Adelsberger, Schaffer zu Gründberg, in die »Lehre« genommen wurde. Bei ihm lernte Martin Gruber al- lerhand, denn Sima war ein bekannter »Machler«, der sich vor allem auf das Schlittenmachen verstand. Martin Gruber wirkte dann als Fütterer zu Going. Die Arbeit wurde dem Burschen aber zu schwer, denn u.a. mußte er zweimal am Tag zum Galtvieh auf die Wilde Hag. In der Zeit des Ersten Weltkriegs wirkte Gruber auf der Winkleraim. Im letzten Kriegsjahr wurde er eingezogen und in Innsbruck ausgebildet, kam aber nicht mehr an die Front. In der schweren Nachkriegszeit werkte Gruber als Holzarbeiter, wobei er durch seine selbstgebauten Schlitten im Vorteil Martin Gruber. war. In der Zeit des Spateisensteinberg- baues im Bereich Laning oberhalb seines Heimathofs hat Gruber Spat gezogen. Auf seinem Schlitten waren 1000 kg Ba- ryt, die meisten anderen Männer schaff- ten nur etwa 800 kg. Die Lieferung führte bis zum Kitzbüheler Bahnhof. In den 30er- Jahren war ein Unternehmer aus dem Pinzgau tätig, der aber zahlungsunfähig wurde. Martin Gruber arbeitete sechs Wochen in härtestem Einsatz für ihn, oh- ne eine Groschen Entschädigung zu erhal- ten. Zusammen mit Rupert Rieder sen., dem ersten Besitzer eines Lastkraftwagens in der Umgebung, arbeitete Gruber im Holz. Gruber hat vor allem Holz gezogen, aber auch im Schlag gearbeitet. 1936 übernahm Gruber nach dem Tod der Mutter, die zur Hälfte Besitzerin ge- wesen war, den Reicherhof. Er wirkte nun als Bauer und ging nur noch ins Tagwerk. Zusehends bewirtschaftete er den Berg- bauernhof mit insgesamt 17 ha (davon 6 ha Wald) und 15 Stück Vieh mit seinen Schwestern Nani und Thres. Gruber war ein Bauer vom alten Schlag, der Neuerun- gen aufgeschlossen war, aber am Überlie- ferten festhielt. Bis Ende 1974 bewirt- schaftete er den Hof mit den Geschwi- stern, dann übergab er ihn seinem Neffen Josef Gruber und der Familie, die seither Reichern als den höchsten Hof am Sonn- berg führt. Josef Gruber ist auf dem Hof aufgewachsen und hat dort bis zu 30 Jah- re gearbeitet. Seine Gattin Anna arbeitete schon seinerseit auf dem Hof mit und ist nun die Bäuerin. Im vergangenen Jahr wur- de Reichern wegmäßig erschlossen. Der geschlossene Hof konnte bisher erhalten bleiben. Das harte Bergbauernleben hat Martin Gruber gezeichnet. Er arbeitete nach der Weise seiner Ahnen und baute auf dem Hof Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Kartoffeln und Flachs an. Dabei liegt der Hof selbst schon auf 1174 m, die obere Grenze des Anbaugebietes liegt um 100 m höher. Auf den Hof kamen seiner- zeit der Weber und der Binder auf die »Stör«. Auf den Hängen der Sonnseite wird es früh aper, da drängte der Bauer auf die Aussaat, solange noch die Schnee- feuchte gegeben war. Angebaut wurde ge- legentlich mit den Pferden, häufig aber mit den Kühen. Der Lebensablauf war na- türlich und die wirtschaftliche Situation zwang zur Sparsamkeit. Zudem waren der Bauer und seine Geschwister geprägt von der harten Jugendzeit. Im Jänner 1936 wurde die Schwester Emma, als drei Ge- schwister bergwärts gingen, um »Taxen« zu holen, von einem herabkollernden Stein erschlagen. In diesem Jahr starb auch die Mutter. Martin Gruber war als Bauer ein be- kannter Stierhalter und -züchter. Diesen Tieren wandte er seine ganze züchterische Aufmerksamkeit zu und freute sich über die erzielten Erfolge. Der geschätzte »Machler« wurde auch aufgesucht, wenn man ein »Böckl« oder sonst eine Spezial- rodi brauchte. Ein Teil der Stube wurde von dem Einschichtbauern zum »Mach- kammerl« umfunktioniert. So blieb es bis zu seinem Tod, denn er war bis zuletzt tä- tig. Der schlichte, schweigsame Bergbauer hatte ein großes Begräbnis. Pfarrer Jo- hann Danninger würdigte den knorrigen, fleißigen Mann und sein Lebenswerk. Wenn Höfe wie dieser extreme Berghof gehalten werden konnten, dann nicht zu- letzt durch die Liebe des Bauern zu seiner Scholle. Der Kaiserjägerbund und die Heimkehrer gaben ihrem Mitglied das Eh- rengeleit, die Schützenkompanie Kitzbü- hel stellte die allen Kaiserjägerbegräbnis- sen zugesicherte Fahnenabordnung. Das Bläserquartett der Stadtmusik spielte die Trauerweisen und zum Schluß erklang die Retraite über das Grab. Ein Stück altes Kitzbühel ist ins Grab gesunken, aber die Erinnerung an einen aufrechten, treuen Bergbauern bleibt erhalten. Pensionistenverband Ortsgruppe Kitzbühel Ausflug nach Innsbruck zur Ausstellung »Senior aktiv« im Kongreßhaus, am Sonntag, den 15. 11. 1981. Wir informieren uns über die Möglich- keiten einer Beschäftigung für Pensioni- sten, die in Innsbruck ihre Erzeugnisse ausgestellt haben. Abfahrt: 9 Uhr ab Badhaussiedlung, dann Informationsplatz gegenüber Ten- nishalle, Bahnhof - Bauhof und Sied- lung Frieden. Anmeldungen erbeten im Klubheim bei Frau Kunka und in der Tabak-Trafik Pend!. Fahrtkostenbeitrag: 5 120.—. Ich würde mich freuen, wenn viele an dieser Fahrt teilnehmen. Euer Obmann Salvenmoser Sprechtag für alle ÖWB-Mitglieder und interessierte Gemeindebürger Der ÖWB-Obmann und Finanzreferent der Stadtgemeinde Kitzbühel, Stadtrat Ja- kob Lackner, hält für speziell interessierte Gemeindebürger in Wirtschafts- und Finanzangelegenheiten, so wie aber auch für alle allgemein im Gemeindebereich lie- genden Probleme, einen Sprechtag durch. Jeden ersten Freitag eines Monats steht Herr Stadtrat Lackner in der Zeit von 11 bis 12 Uhr im Referentenzimmer der Stadtgemeinde, Rathaus-Erdgeschoß links, zur Verfügung. Falls eine Kontaktnahme zum vorge- nannten Termin nicht möglich sein sollte, wird Herr Stadtrat Lackner gegen vor- herige Vereinbarung auch zu einem ande- ren Zeitpunkt zur Verfügung stehen.
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