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Seite 44 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 7 November 1981 Ein Mozart-Andante als Trauermusik.. . oder Die Rache eines Dirigenten Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim bestritt das 1. Jeunesse-Konzert der Reihe 81/82 Um es gleich vorweg zu sagen: wenn auch die Raumtemperatur des großen Saales der neuen St. Johanner Haupt- schule tatsächlich zu wünschen übrig ließ - die Gesichter der Musiker enttäuscht (war's wirklich die Kälte?), die Miene des Dirigenten verdrossen - war das 1. Jeu- nesse-Konzert doch die gewohnt erfreuli- che Sache, welche man erwartete und er- warten durfte - zumindest im ganzen ge- sehen; erfreulich einmal vom Programm her (interessante Sachen!), zum anderen und trotzdem auch von den Musikern her (der Solist . . .) - was wiederum nicht ein vorschnelles Pauschallob bedeuten soll. Das frühe Mozart-Quartett Es-Dur, KV 171, »chorisch gespielt«, war zum Bei- spiel wenig befriedigend: ausfallend schleppende Tempi, das Andante fast zum Trauermarsch umfunktioniert Rache des Dirigenten Paul Angerer wegen, der schlechten Saalheizung? Aber zur Sa- che: vielleicht vertragen Mozarts Quartet- te (und wohl auch die anderer) das chori- sche Experiment überhaupt nicht. Sie sind schließlich für 4 Instrumente komponiert und nicht für ein Vielfaches davon! Wenn der große Wilhelm Furtwängler seinerzeit die »Kleine Nachtmusik« mit Streichor- chester spielte, war dies eigentlich auch problematisch. Freilich, zugegeben, dann dürfte man auch nicht Mozart- oder Haydn-Sonaten auf einem Steinway spie- len. In der gegebenen Situation wirkte Mozart jedenfalls gewohnt schwer, zu ge- wichtig, und nicht einmal das Allegro as- sai des Finalsatzes wurde locker hingepin- selt und schrie doch danach. (Die kalten Finger der Musiker? So schlimm war's doch gar nicht!) - Zu Beginn jedoch ein hochinteressanter Schuhmann, und zwar in einer Bearbeitung des Dirigenten: 4 Fu- gen über B-A-C-H aus op. 60 (Original für Orgel). Paul Angerer, selbst guter Komponist, erwies sich als ausgezeichne- ter Dirigent, der übrigens viel »von un- ten« schlägt und damit an Karl Böhm er- innert. Er scheint gerade in der polypho- nen Musik besonders beheimatet. BACH - der Name elektrisiert doch immer wieder, und wenn's nur die Tonfolge b - a - c - h seines Namens ist! (Die vierte der gespielten Fugen ließ geradezu auffäl- lig die sich ankündigenden nervlichen Schwierigkeiten Schumanns erahnen, sind doch schon in der Wahl dieses »engen«, eigentlich ausweglosen Motivs - das »h« fällt unweigerlich auf das »b« zurück - seine Krisen impliziert.) Ausgesprochen Freude machte dem Pu- blikum das 3. Stück - Widmar Haders »Divertimento für Trompete und Streich- orchester« (1977): ein sowohl rhythmisch als auch harmonisch ansprechendes, far- biges Stück Musik. Franz Xaver Streit- wieser, der Solist des Abends, ist ein aus- gezeichneter, aber im Ton etwas trocke- ner Trompeter. - Nach der Pause ein weiterer Moderner: Bert Rudolf, »Con- certino für Ciarinhorn und Streicher« (1980/81) - ein Werk, das dem unterfer- tigten Kritiker gar nicht recht unter die Haut wollte. Zu viel Grau in grau; zudem wirkt das Stück auf weite Strecken fast aleatorisch, und dort, wo endlich eine ge- wisse Handgreiflichkeit des musikalischen Ablaufs da wäre (im 3. Satz), fällt alles ins Banale ab. Interessant jedoch die Ver- wendung des bei uns völlig unbekannten Clarinhorns - ein Instrument, das lt. Programm Franz Xaver Streitwieser selbst entwickelte, um hohe Bläserlitera- tur leichter bewältigen zu können. Es folgte noch ein Schubert, und zwar das frühe Streichquartett C-Dur (D 46, 1813). Was für ein Beginn! (Schubert da- mals 16 Jahre alt.). Es wurde wieder cho- risch, also mit mehrfach besetzten Einzel- stimmen gespielt - mit sichtlicher Freu- de; dies betont! Ja, dieser Schubert söhn- te, wie so oft (Schubert, der größte Trö- ster und Versöhner!), mit manchen Unge- reimtheiten des Abends aus. 2 Draufgaben - 2 Komplimente an das Publikum: das Präludium aus Griegs Holberg-Suite und ein reizendes »Pizzicato« aus Glucks Don-Juan-Pantomime. Hugo Bonatti »Poesie und Musik« kommt wieder! Nun ist es soweit: »Poesie und Musik« kommt wieder! Die einmalige Schweizer Gruppe, die bereits im letzten Jahr bei der KKK-Werkstätte gastierte, hat für den ORF ein neues Programm einstudiert, mit dem sie auf Osterreich-Tournee geht. In St. Johann wird sie am Freitag, 6. No- vember, um 20 Uhr in der Hauptschule St. Johann zu sehen sein. Nach den überaus erfolgreichen Pro- grammen mit Texten von Francois Villon, Heinrich Heine und Pablo Neruda, die fast überall ausverkaufte Häuser mit sich brachten, hat die Gruppe nunmehr Texte des Kinderbuchautors Peter Bichsel musi- kalisch verarbeitet. Im besonderen han- delt es sich dabei um die drei Kurzge- schichten »Die Erde ist rund«, »Jodok läßt grüßen« und »Amerika gibt es nicht«. Es sind skurrile, phantasievolle, komische Geschichten, bei denen ein Schuß tragischer »Realität« nicht fehlen darf. Die Figuren sind farbig: Entdecker, Grübler, gelangweilte Könige, blasierte Höflinge, durchgedrehte Großväter, ver- träumte Kinder, Henker und Narren. Die Texte werden durch eine zart-ver- sponnene, liebliche Musik unterstrichen. Renaissance-, Folklore-, Jazz- und Rock- elemente werden impressionistisch verwo- ben. Vier Musiker sind dabei am Werk: Ren Bardet (Sprache, Gitarre, zwölfsai- POESIE und :MUSIK Rene Elardet tige Gitarre), Ruedi Häusermann (Saxo- phon, Flöten, E-Piano), Tini Hägle: (Ma- rimba, Perkjssion, Gitarre) und Martin Schü:z (Baß, Cello, E-Piano). »Poesie und Musik« ist ein nunmehr seit einigen Jahren bestehendes Unterneh- men, von dem man nie genug biegen kann. Einen Tag nach dem Konzert mit '>Poe- sie und Musik« gibt es ein weiteres großes E:eignis: Die »Les Meriestrels« spielen Tanze aus dem Mittelalter und der Re- naissance-Zeit. Das Ensemble gehört zur ahsoluten Spitze der europäischen Inter- preten ater Musik. Das einzige Konzert in diesem Jahr in Westösterreich findet am Samstag, 7. November, um 20 Uhr im Prarrsaal von St. Johann statt. Briefmarkensammiertreffen Der Briefmarkensarnmlerverejn Do- nau, Bezirksgruppe Kitzbühel, mit dem Sn in St. Johann i.T. hält am Sonntag, 8 November, von 9 bis 12 Uhr bei Leni Grau am Bahnhof (früher Gasthof »Gratt<) sein Monatstreffen ab. Alle Mit- glieder sowie alle Briefmarkensammler und alle, die sich für dieses herrliche Hob- bw interessieren, sind herzlich eingeladen. Skikluh St. Johann: St. Johanner Skiklubball! Nach langen Jahren Pause - den letz- ten Skiklubball hatte vor 7 Jahren noch der mittlerweile verstorbene Ex-Weltre- kordspringer Willi Gantschnigg organi- siert - steht am 14. November wieder ein Skiklub-Ball auf dem St. Johanner Ge- llschaftsprogramm. Die Ballveranstal- tung im Huber-Bräusaal beginnt um 20.30 Uhr, zum Tanz spielen und singen die »Tiroler Schloßbergbuam« aus Itter mit den »Elimauer Dirndln«. Für Rah- menprogramm ist gesorgt, der Eintritts- preis beträgt an der Abendkasse 540.—, im Vorverkauf S 35.—.
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