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Kitzbühel, Vorderstadt, Winter um 1910. Kitzbü hei, Vorderstadt, Stadtfes; aus Anlaß der Großdeutschen Skimeisterschaften 1925. Foto: Lothar Rübelt, Wien. Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag. 3 1. Jänner 198 1 überragen die Bergzüge im Norden des Glemmthales und schließen in dieser Richtung in Verbindung mit dem Radstäd- ter Tauern das reiche Bild ab. Während so ringsum ein Wald der ver- schiedenartigsten und prächtigsten Berg- züge uns umgibt, sind zu unseren Füßen lachende Thäler ausgebreitet. Wir verfol- gen weithin die belebte Poststraße, die hart an dem Berge sich vorbeiwindet, und manch zierlicher Kirchthurm, und wohl- gebaute Dörfer und Marktflecken (vor al- lem das besuchte Kitzbühel, das freundli- che St. Johann) blicken zu uns empor, auch das Sträßlein, daß im Nordosten von St. Johann durch's Pramauthal über Hoch- filzen und den Griesenpaß nach Saalfel- den führt, spitzt dort und da zu uns em- por; wir vermögen es fast bis an sein Ende zu verfolgen. Das Leben, das auf all die- sen Straßen herrscht, das üppige Grün der wohlgepflegten Felder und Wiesen, das Glitzern der Bächlein, die mehr oder min- der wasserreich der Ache zueilen, all dies bietet den herrlichsten Gegensatz zu den dunklen, waldigen Schiefergebirgen, zu den trotzigen Bergriesen der Kalkalpen, zu den schimmernden Eismassen des Tau- ernkamms, welche unser Bild im Hinter- grunde umschließen! Mit vielem Takte haben die Bergbe- wohner fast überall verstanden, die Wall- fahrtskirchen, die sie im frommen Sinne gründen, an solchen Punkten zu erbauen, die schon wegen ihrer Schönheit verdie- nen, daß wir zu ihnen wallfahren. Nur sel- ten wird der Alpenfreund, der, auf diesen Grundsatz sich stützend, vertrauensvoll zu solchen Wallfahrtsörtern emporpil- gert, sich in seinen Erwartungen ent- täuscht finden, noch seltener aber wird ei- ne Kirche die Spitze eines so lohnenden Berges krönen als die kleine, unscheinba- re Kapelle auf dem - Kitzbühelerhorn. waren bis zum 23. Juli 1311 Personen als Gäste eingetragen. Damals war die Zahl der Privatzimmervermieter sehr groß. Auch wurden »Fremdenwohnungen« an- geboten, wobei die »Sommerpartei« meist ein Stockwerk für sich mietete. Das Ap- partement im Besitz des Vermieters hat in Kitzbühel Tradition. 1903 wurde das Hotel Kitzbühel mit großem Komfort angeboten, freilich nur zur Besichtigung, es war am 12. Juli 1903 fertig und wies 90 Zimmer auf. Zum An- gebot des späteren »Grandhotels« gehör- ten »elektrische Beleuchtung in allen Räu- men, ein Billardzimmer und eine fotogra- fische Dunkelkammer. Im Jahr 1903 wurden 46.300 Logiertage verzeichnet. 520 Personen blieben über sechs Wochen. Es gab 1072 Betten in Pri- vathäusern und nur 300 in gewerblichen Betrieben. An vermietbaren Wagen stan- den 12 Einspänner und 6 Zweispänner zur Verfügung. Im Winter 1906/07 konnte Kitzbühel 600 winterfeste Betten anpreisen. Ab die- sem Sommer neu war das Bad beim Gru- berwirt. Der Sommer 1908 brachte 5840 Gäste, davon 2443 aus dem Deutschen Reich und immerhin 15 aus Rußland. In der folgenden Wintersaison 1908/09 gab es 1137 Gäste. In der »Nationenwertung« führten die Deutschen vor den Osterrei- chern und den Engländern. Wohl der er- ste prominente Sommergast war seinerzeit der berühmte Wiener Universitätsprofes- sor Dr. Josef Hyrtl. 1909 weilte Minister- präsident Freiherr von Bienerth in Kitzbü- hei auf Urlaub. Als Grund für den Rück- gang des Fremdenverkehrs um 1910 nennt Prof. Josef Ritzer in seiner Hausarbeit zur Erlangung des Mittelschullehramtes Schariachfälle, die manchen Gast abge- ;chreckt haben dürften. Der Erste Weltkrieg und die wirtschaftli- :hen Schwierigkeiten noch lange danach Kitzbühel war in den Anfängen seiner Fremdenverkehrsentwicklung ein Soni- merort. In der »Fremdenzeitung« wurde vor nunmehr 80 Jahren der Ruf Kitzbü- hels als Fremdenstation in erster L:nie auf das »Horn« zurückgeführt. Darin heißt es nach einem Oberblick über die Möglich- keiten im Winter: »Es wird die Zeit nicht mehr fern sein, in der Kitzbühei auch im Winter eine ständige Fremdenkolonie be- herbergen wird.« Damit hat die »Fremdenzeitung:< keire falsche Prognose abgegeben. Die Stadt war schon 1897 dem »Landesverband für Fremdenverkehr in Tirol« beigetreten. Der Verschönerungsverein der Stadt gab im Sommer 1901 vermutlich erstmals eine Fremdenliste heraus. Im Sommer 1901
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