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Samstag, 7. Februar 1981 Kitzbüheler Anzeiger Seite 1 Beitrag zur Selbstfindung zu leisten. Pla- katgestaltungen und Architekturarbeiten ergänzen den vielfältigen Aufgabenbe- reich. Er wurde zum Gestalter einer noch unverbrauchten Natur, eines unmanipu- lierten Menschenbildes, eines damals noch selbstverständlichen heilen Lebens- raumes: Damit ist sein Konzept gerade heute wieder aktuell. Die Frage nach der Bindung zu oder Abhängigkeit von seinen Tiroler Künst- lerkollegen ist vielschichtig. Er nahm jede Gelegenheit wahr, zusammen mit den Ti- roler Künstlern auszustellen und somit sein Werk als wesentlichen Bestandteil der Tiroler Kunst zu bekunden. Die schwieri- ge Position Waldes, von der Peripherie her in der in Innsbruck betriebenen und für das ganze Land gültigen Kunstpolitik einzudringen und akzeptiert zu werden, gelang während seines ganzen Wirken kaum. Der künstlerische Schwerpunkt gerade der Zwischenkriegszeit lag in Innsbruck, allein in Schwaz konnte sich eine zweite, nicht organisierte, Künstlergruppe bilden, die sich vor allem durch die Bindung mit der Münchner Kunstszene (Hans Weber- Tyrol) zu artikulieren vermochte. Die Innsbrucker Künstler waren in freund- schaftlicher Verbindung wie im Mühlauer Kreis mit Rudolf Lehnert, Ernst Nepo, Alphons Schnegg und Sidonius Schrom, und in untereinander rivalisierenden In- teressenvertretungen, wie der Innsbrucker Secession, der Tiroler Künstlerkammer, der »Waage« (mit Prachensky, Humer, Torggler), des Künstlerbuches »Heimat« (mit Schrom) und des »Neuen Bundes« (mit Hell und Weber-Tyrol) zusammenge- schlossen und bildeten wichtige und ein- flußreiche Faktoren für das Kulturleben in Tirol. Die Begegnung mit einem hier nicht integrierten Künstler fand kaum statt. Alfons Walde sah sich also gezwun- gen, seinen Weg auf eigenem, harmonisch entwickeltem Fundament zu gehen und vermochte mit seinen Bildwerken für den Gesamtcharakter der Tiroler Kunst be- deutsame Exempel zu setzen. Walde war kein Erneuerer einer mit der Tradition brechenden Kunstsprache, er war viel- mehr Vollender einer Aussage, die in der eigenen Mentalität umgeformt aus den Polen der österreichisch-secessionistj- schen, deutsch-expressionistischen und neusachlichen Kunst resultierte. In der selbstgewählten Isolation verlor Walde den stilistischen Bezug zur österrei- chischen Malerei, er wurde zum Einzel- gänger, zum Außenseiter, aber vielleicht gerade darin zum typischen Osterreicher: »Der Osterreicher neigt nur sehr bedingt zu hektischer Lautstärke und wortreicher Aggressivität; auch als Maler liebt er es nicht, sich zu kollektiven zusammenzu- schließen. Daher dominiert in Österreich stärker noch als in Deutschland der Hang zur Sonderleistung« (E. Köller, 1966). Zeittafel 1891 am 8. Februar als Sohn des Franz Walde und der Maria geb. Ritzer in Oberndorf geboren. 1892 Übersiedlung nach Kitzbühel, wo Vater Franz Walde Schullei- ter wird. 1903 k.k. Realschule in Innsbruck bis erste Aquarell- und Temperabil- 1910 der 1910 Studium an der Technischen bis Hochschule in Wien. Begegnung 1914 mit Egon Schiele und Gustav Klimt, Förderung durch den Achitekten Robert Oerley 1911 erste Ausstellung in Innsbruck 1913 erste Ausstellung in der Wiener Secession 1914 als Einjährig-Freiwilliger zum bis k.k. Landes schützenregiment II 1918 eingerückt, dann im Landes- schützenregiment III Innichen im Raume Monte Piano, Zugna Torta und Monte Pasubio einge- setzt. 1919 Freundschaft mit dem in Kitzbü- hel ansässig gewordenen Wiener Arbeiterdichter Alfons Petzold. 1924 erster und zweiter Preis beim Wettbewerb »Winterbilder« des Tiroler Landesverkehrsamtes; Entwurf und Ausführung (mit Andreas Einberger) der beiden Kaiserschützen an der Kaiser- schützenkapelle am Tummel- platz in Innsbruck-Amras; Freundschaft mit dem Wiener Bildhauer Gustinus Ambrosi. 1925 Heirat mit Hilda Lackner aus Kitzbühel Teilnahme an der Biennale Ro- mana in Rom; erhält die Julius- Reich-Künstlerstiftung. 1925/26 Teilnahme an der großen Wan- derausstellung »Tiroler Künst- ler« in Rheinland-Westfalen. 1926 Projektierung und Ausführung der Berg- und Talstation der Hahnenkammbahn in Kitzbühel. 1928 Wettbewerb zur Ausschmückung der Halle des Hauptbahnhofes in Innsbruck, zusammen mit dem Bozner Maler Rudolf Stolz erster Preis (Ausführung durch Rudolf Stolz). 1929 Bau seines Berghauses am Hah- nenkamm Scheidung von Hilda Lackner. 1930 Heirat mit Lilly Walter aus Hall in Tirol; Geburt der Tochter Gu- ta Eva. 1932 erstes offizielles Tirol-Plakat. 1935 Projekt zum Hotel auf dem Brennerfeld in Kitzbühel. 1935/37 Prozeß wegen Walde- Fälschungen. 1938 Hausdurchsuchung durch die Gestapo. 1939 seine Frau Lilly verläßt ihn. 1940 Heirat mit Ida Troppschuh, geb. Rossipal, als Pionier nach Salz- burg eingerückt, nach wenigen Monaten krankheitshalber ent- lassen. 1946 zwei Monate in Haft in Inns- bruck aufgrund von Diffamie- rungen und intrigen; seit 1946 in- tensive Arbeit für Architektur- projekte. 1956 Verleihung des Titels »Profes- sor«. 1958 am 11. Dezember im Haus seiner Schwester Berta in Kitzbühel an Herzschwäche gestorben. Dr. Gert Ammann, 1943 in Bregenz gebo- ren, Kunsthistoriker, Kustos am Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Inns- bruck, Universitätslektor am kunstge- schichtlichen Institut Innsbruck. Publika- tionen zur Kunstgeschichte TirolE und Vorarlbergs: Gotik in Vorarlberg, Barock in Stams, Johann Reindl (1714-1792) Kunstgeschichte der Stadt Imst und der Marktgemeinde Hohenems, Osterreichi- sche Kunstmonographie »Das Tiroler Oberland« und Mitarbeit am Dehio - Ti- rol. Ausstellungskataloge des Tiroler Landesmuseums (mit E. Egg): Barock in Kitzbühel, Barock im Oberland, Barock in Innsbruck, Spätgotik in Tirol, Albin Egger-Lienz. Arbeitet derzeit an der Kunstgeschichte der Stadt Bregenz, am Dehio - Vorarlberg und an der Doku- mentation »Barockplastik in Tirol«. Forsttagsatzungen in neuer, zeitgemäßer Form (LLK) - Das alte Tiroler Rechtsinstru- ment der »Forsttagsatzung« hat das Reichsforstgesetz 1852 und das Forstge- setz 1975 überdauert. In der Tiroler Wahlordnung aus 1979 wurde ihre Zu- sammensetzung verändert: Gehörte ihr bisher unter dem Vorsitz des Bezirksforst- technikers der gesamte Gemeinderat an, so besteht sie nun, unter demselben Vor- sitzenden, aus je drei Vertretern der Ge- meinde und der Waldeigentümer. Der Be- zirksförster und der Gemeindewaldaufse- her gehören ihr mit beratender Stimme an. In den kommenden Wochen werden die Forsttagssatzungen in allen Gemeinden als Behörde 1. Instanz über die angemel- deten Holz- und Streubezügen befinden, Bescheide und Verordnungen zur Schaf- und Ziegenweide erlassen, und nach ei- nem Bericht des Vorsitzenden die forstli- chen Verhältnisse der Gemeinde diskutie- ren. Die Vertreter der Grundeigentümer (de- nen Teilwaldberechtigte und Eingeforste- te gleichzusetzen sind) sind von den Be- zirkslandwirtschaftskammern vorgeschla- gen und von der Bezirksverwaltungsbe- hörde ernannt worden. Im Rahmen des ländlichen Fortbildungsinstitutes wurden von Reutte bis Lienz, von Imst bis St. Jo- hann Schulungstage abgehalten, auf de- nen diese Grundeigentümervertreter mit der neuen Rechtslage vertraut gemacht auf die Erfüllung ihrer Pflichten vorberei- tet wurden. Der ausgezeichnete Besuch dieser Schulungstage spricht für den Ernst, mit dem der Demokratie auf Ge- meindeebene begegnet wird; das große In- teresse für den Wald und das Holz ist nicht nur auf die derzeit guten Holzpreise zurückzuführen.
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