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Das »Klinghaus« in Kössen-Sch wandorf ‚nil der Jahreszahl 1361. Die hezr'g/?che Firstpfette befindet sich seit dem Umbau (1934) [n eirein Vuseuin in München. Besit- zer Johann Pra,nl. Kössn, Austragungsort -,,on wintertichen »Gasse/fahren«. Samstag, 7. Februar 19 1 Kitzbuheler Anz:ger Sete 5 ben. Als Ort des Gerichtes Kitzbühel wird Kössen 1297 erwähnt, der zusammen mit der Moserberger, Schwenter und Seer Werchat das Viertel Kössen bildete. Größter Grundherr war bis 1803 (Auflö- sung der geistlichen Fürstentümer) das Stift Frauenchiemsee, daher wwden die Seeblätter in das 1957 verliehene Wappen aufgenommen. Hier geht es aber nicht vorrangig um ei- ne geschichtliche Darstellung von Kössen, sondern um eine Cnarakteristik seiner Fremdenverkehrswirtschaft. Hier folgen wir einer Darstellung, die Nikolaus Schweinester vor fast 80 Jahren verfaßt hat. »Geschichte und Führer von Kössen und Umgebung«, gesammelt und verfaßt von dem Ornamenten-lildhauer und Stukkateur Schweinester, neu bear- beitet von Bertha Mutschlechner, erschien 1904 im Selbstverlag der Gemeinde Kös- sen und war in Imst gedruckt worden. Das Büchlein ist sicher in vielen Aussagen überholt, gewisse Momentau Unahm en von Zuständen vor rund 80 Jahren sind es aber wert, sich mit dem Büchlein zu be- schäftigen. Über den Fremdenverkehr schrieb Schweinester im Jahre 1904: Vor zirka 350 Jahren, als der Bergbau um Kössen im regsten Betrieb stand, und das dröhnende Stampfen der Poch- und Walzwerke an den Bergwänden wieder- hallte da strömten wohl allerhand Fremde in das einst so stille Bergtal. Die einen a- men, um Arbeit zu finden, andere trieb die Neugierde her und mancher hohe Herr, der am Unternehmen selbst beteiligt war, kam mit Troß und Dienerschaft, um alles in Augenschein zu nehmen, und zu- gleich eine zeitlang See!' und Leib in der guten kräftigen Gebirgsluft zu erlaben. Aber mit der allmählichen Verringerung der Ausbeute und der späteren Auflas- sung der Gruben nahm auch der Zuzug Fremder ganz ab; au-ch keine vornehmen Besucher kamen mehr ins Kössenertal. »Ein Juwel in den Tiroler Bergen« kön- nen wir Kössen, am Fuße des großar:igen Kaisergebirges nennen und gewiß mit Recht, denn es hat sich oft erwiesen. daß fast jeder, der einmal hier war, wieder kommt, wieder kommen muß, angezogen und umsponnen von den wunderbar groß- artigen und doch lieblichen Reizer des Ortes. Aber »Sommerfrische« im modernen Sinne des Wortes ist es nicht - es hat bis jetzt weder Konzerte noch Bälle, weder Esplanaden noch Promenaden, Keine Lawn-Tennis-Plätze und dergleichen mehr, keinen Toilettenluxus, keine hohen Preise, keine »Elektrische«, und keine 'table d'höte' - ja, nicht einmal ein Bahnzug führt nach Kössen - wohl aber ist es ein Fleckchen Paradies, das Gott hieher gebettet hat, umschlungen von den Bergen, wie von einem schützenden Wall, ein wunderliebes Tal, so recht geschaffen, daß man hier ausruhe, das Auge all die göttliche Schönheit trinken lasse und sich in der reinen, kräftigen Alpenluft als glücklicher Mensch fühle, hinter dem - weit, weit - Sorge, Kummer, Unruhe, Mühsal und all die tausend Qualen und Anforderungen der Stadt liegen. Es ist daher freudig zu begrüßen, daß das letzte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts Kössen die verdiente Anerkennung, so- wohl in Touristenkreisen, als auch von Sei- ten stabiler Sommergäste brachte und seither der Fremenverkehr auch ein stetig steigender ist. Nicht wenig Verdienst daran kommt dem Wirken des Verschönerungsvereines, seinem Vorstande Josef Lettenbichler und seinen Förderern zu, denn es wurde Vieles verschönt und verbessert, was geeignet ist, Fremden den Aufenthalt angenehmer und bequemer zu gestalten. Dazu gehört z.B. die Anlegung der Allee von der Landbrücke bis zum Auwirt, die Errich- tung von Orientierungstafeln, die Anbrin- Mii dem Neubau der Werke durch die Regierung kam auch wieder Leben ir die Gegend; sie wurde von neuem ein Anzie- hungsunkt für viele, welche aus verschie- denartigen ILteressen Kössen aufsuchteL. Aer schon in den Jahren 1870-90 war es wieler ganz still geworden. Vereinzelte Towisten, Künstler mit offenem Auge fiLr die bezwingende, noch so unberührte Schönheit dieses Tales, trugen zwar sein Lob 1:1 cie Ferne, aber eigentlich »Som- merfrischlero waren noch immer eine sel- tene, wenngleich aufs Freundlichste auf- genommene Erscheinung. Und doch verdient Kössen im reichsten Maße. als Sommerfrisnort im warsten Sinne des Wortes, als köstliches 'buen re- tiro' ür Geist und Leib gewürdigt zi wer- den.
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