Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag. 14. Februar 1 8 1 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 Toni Sauer (geboren am 17. November 1935) im Bild Winter 1956. Foto: Henni A ngerer-Korn, Kitzbü hei umphzug in die Innenstadt. Trommler der Stadtmusik fthrten den Zug an. Dann folgten Fackelträgr der »Roten Teufel« Auch die Schwergewichtseisschiitzen des Bezirks lie3en es sich nicht nehmen den Zug, die Stücke geschultert, die Sieger von Cortina bei ihrem Ehrengang zur Tri- büne zu begleiten. Als der Zug beim Hotel Tiefenbrunner die Innensi.adt erreichte, nahmen die Ski- lehrer die drei Olympioniken auf die Schulter und da brauste frenetischer Jubel auf, als di2 Menge ihre mit den feschen Olympiamanteln bekleideten Skilieblinge sah. Der Jubel nahm kein Ende mehr. Die Stadtmusik hatte vor dem Sparkassenge- bäude Aufstellung genommen und Stadt- kapellmeiszer Andreas Kraus dirigierte den Begrüßungsmarsch. Der Präsident des Skiklubs, Kurt Bera- nek, war dazu ausersehen, die Begrü- ßungsworte zu sprechen. Er hob die Hand, um Aufmerksamkeit bittend, aber immer wieder noch erschallten Heil-Rufe aus der vieltausendköpfigen Menge. Und dann kam die Stimme Beraneks durch. Die Leute hatten sich warm gerufen (es herrschte bittere Kälte), hatten ihr über- volles Herz ausgeschüttet. Kurt Beranek setzte seiner Begrü&ingsansprache fol- gende »Anrede« voraus: »Dreifacher Olympiasieger und vierfa- cher Weltmeister Toni Sailer, S:lber- und Bronzemedaillengewinner Anderl Molte- rer, ehrenvoller Sechs-.plazierter im olym- pischen Riesentorlauf Ernst Hinterseer, Kitzbüheler Olympiateilnehmer in der österreichischen Eishockeymannschaft!« Bei jedem Namen wiederhallte die In- nenstadt vom lautem Jubel des begeister- ten Publikums. Kurt Beranek fuhr fort: »Dankerfüllt und überglücklich heiße ich Euch tapfere Kämpfer und Sieger im Na- men des Kitzbüheler Skiklubs und aller Sportler Österreichs in Eurer festlich geschmückten Heimatstadt aufs herzlich- ste willkommen. Für all den Ruhm und all den Glanz, den Du, lieber Toni, durch Deine in der Geschichte des Skisports noch nie dagewesene Leistung mit drei Olympia Goldmedaillen und vier Welt- meistertitel an die stolze Fahne Deines Klubs geheftet hast, können wir Dir mit Worten gar nicht danken. Du hast als er- folgreichster Skisportler aller Zeiten, durch Deine einmaligen Siege, unseren nun weltberühmten Klub die Krone aufs Haupt gesetzt. Der Kitzbüheler Skiklub mit allen seinen zahlreichen stolzen Mit- gliedern dankt Dir, lieber Toni, Dir, lie- ber Anderl und Dir, lieber Ernstl noch- mals und tausendmal für diese einmaligen Leistungen und dieses große Erlebnis mit einem dreifachen Ski Heil! Ich bitte nun unseren lieben Bürgermeister Dr. Camillo v. Buschman, der es nicht scheute mit mir noch am Donnerstag (2. Februar), bei 30 Grad Kälte und unter den größten Strapa- zen nach Cortina zu eilen, um den End- kampf unserer mutigen olympischen Ath- leten selbst mitzuerleben, die offizielle Be- grüßung und Ehrung durch die Stadt Kitzbühel vornehmen.« Bürgermeister Dr. C. v. Buschman führte aus: Kitzbüheler! Unsere Stadt feiert heute das größte Fest seit ihrem fast 700jährigen Bestande, ein Fest der Freude und ein Fest des Dan- kes an unsere glücklich heimgekehrten Olympiasieger. Das Dreigestirn Toni Sai- ler, Anderl Molterer und Ernstl Hinter- seer war schon in Cortina der Mittelpunkt begeisterter Ovationen und hunderte von Zeitungen berichten in überschwenglichen Worten von den einmaligen Erfolgen un- seres Toni, preisen ihn als den besten Ski- fahrer aller Zeiten und stellen ihn den be- rühmtesten Athleten wie einem Nurmi, ei- nem Jessie Owens und einem Zatopek gleich. Und doch scheint mir dieser Ver- gleich nicht ganz zu stimmen. Denn der Leichtathlet, der auf einer schönen Schlackenbahn eine Weltbestzeit erzielt, der setzt nur sein Können, seine Kraft und seinen eisernen Willen ein. Unsere Ab- fahrtsläufer aber, die bei 25 Grad Kälte und eisigem Sturm aus der Tofana starte- ten, die mußten aus einem anderen Holze sein und der Fahrer, der auf dieser schwe- ren, vereisten und windverblasenen Piste auf Sieg fuhr, der setzte nicht nur sein Können, seine Kraft und seinen eisernen Willen, der setzte sein Leben ein! Das muß einmal gesagt sein, weil es immer Menschen gibt, welche meinen, daß wir sportliche Leistungen überschätzen. Die gleichen Leute wissen auch nicht, welchen wirtschaftlichen Nutzen gerade der Skisport bringt. Noch vor 20 Jahren ist in Österreich jeder bessere Skifahrer mit norwegischen Ski gefahren und viele kostbare Valuten sind ins Ausland gewan- dert. In Cortina wurden von den 18 Me- diallen, die in den alpinen Bewerben zu gewinnen waren, 16 auf österreichischen Skiern erkämpft! Wie großen Nutzen zieht aber insbeson- dere Kitzbühel von unseren Rennläufern! Kitzbühel ist und bleibt Skistadt und Fremdenverkehrsstadt und ist als solche auf Propaganda angewiesen. Bedenken wir nun, wieviel Geld eine einzige ver- steckte Annonce in einer ausländischen Zeitung kostet! Und gestern und heute bringen viele Hunderte von ausländischen Zeitungen seitenlange Berichte über einen einzigen Mann, das Bild eines einzigen Mannes, des Toni Sailer aus Kitzbühel! Die Leistungen unserer Rennläufer, sie haben aber nicht nur einen sportlichen und einen wirtschaftlichen, sie haben auch einen idealen Wert. Als beim dritten Siege Tonis die österreichische Fahne hochgezogen wurde und die Bundeshym- ne ertönte, da erhoben sich alle Besucher des vollbesetzten Stadions, die Männer nahmen ihre Hüte vom Kopf und die Frauen wischten mit dem Taschentuch die Tränen aus den Augen! Und nocheinmal jubelte das Stadion: als der Sieg des öster- reichischen Paares Schwarz-Oppelt im Eiskunstlaufen verkündigt wurde, als in- nerhalb von fünf Minuten zum zweiten Male die österreichische Fahne hochgezo- gen wurde und zum zweiten Male die österreichische Hymne ertönte. Merk's Österreich! Denn noch immer gibt es in der Heimat Menschen, welche die öster- reichische Hymne nicht kennen. Wenn aber jetzt viele Tausende von Ausländern unsere Hymne kennen und bei ihren Klän- gen den Hut vom Kopfe ziehen, dann ist dies das alleinige Verdienst unseres Toni Sailer! Nun verkündete der Bürgermeister die Beschlüsse des Gemeinderates aus der Festsitzung vom 4. Februar 1956: Lieber Toni! Während ich in Cortina weilte, um den schönsten Tag deines Le- bens an deiner Seite zu verbringen, hat Vi- Anderl Molterer (geboren am 8. Oktober 1931). Im Bild beim Hahnenkammrennen 1956. Foto: Henni A ngerer-Korn, Kitzbül 1 V 1
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