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25-Jahr-Feier des Verbandes »Kitzbüheler Alpen« - Von links: Ehrenringträger Korn- merzialrat Felix Madi, Dir. Dipl. - Vw. Dr. Herbert Schlegel (Hagebank), Obmann Dipl.-Kfm. Dr. Josef Ziepl (verdeckt), Handelskammer-Geschäftsführer Mag. Hugo Beirnpold, Ehrenringträger Sektionsobmannste/Ivertreter Kornmerzialrat Wolfgang Hagsteiner, Handelskammerpräsident Kornmerzialrat Heinrich Menardi, Ehrenring- träger Landesrat Kommerzialrat Christian Huber und Ehrenringträger Kammerrat Alois Not hdurfter. Foto: Toni, Ing. Rothbacher, Kitzbü hei Samstag. I. Februar 198 1 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 nommen wurde, dürfte noch in allgemei- ner Erinnerung sein. Das Vorhaben schei- terte nicht zuletzt an einem massiven Auf- treten der Fremdenverkehrswirtschaft des Bezirkes und einer ablehnenden Haltung der Bevölkerung, die in einer Großde- monstration zum Ausdruck kam. Hier gilt es aber nicht, dem Bergbau nachzuspüren, der in Oberndorf lange ei- ne dominierende Rolle spielte, ohne daß die Gemeinde davon berührt wurde. Eine eigene Gemeinde Oberndorf gab es von 1815 bis 1850 und gibt es wieder seit 1927. Sonst war Oberndorf ein Teil des Viertels St. Johann. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs erfolgte nur langsam. Mit Recht wird dar- auf verwiesen, daß Oberndorf lange eine typische Bauerngemeinde war, in der jede andere Wirtschaftsform eine untergeord- nete Rolle spielte. Wie abgelegen Obern- dorf eigentlich war, geht aus der Tatsache hervor, daß von 1875 bis 1881 die Eisen- bahn in Oberndorf keine Haltestelle hat- te. Dann wurde beim Wächterhaus 143 ei- ne Personenhaltestelle errichtet, die aber nur bis Saalfelden und Wörgl Fahrkarten ausgeben konnte. 1915, als der zweigleisi- ge Ausbau abgeschlossen war, wurde die neue Haltestelle dem Verkehr übergeben. Lange Zeit gab es in Oberndorf nur ein Gasthaus, eben den Dorfwirt, dessen »Zapfengerechtigkeit« 1655 nach Bühel- huben, heute Niederstrasser, verlegt wur- de, aber 1783 wieder zurückkam. 1796 baute Georg Wörgötter das Haus neu. Im folgenden Jahr erwarb Josef Hager das Dorfwirtshaus. Nach dem Tod seiner En- kelin Theresia ging das Anwesen im Kauf- weg auf den Spenglermeister Johann Strobl von St. Johann über. 1855 wurde hinten ein Stall angebaut, der erst 1957 abgerissen wurde, um für Fremdenver- kehrszwecke mehr Raum zu haben. Das nächste Gastgewerbe wird der »Krämerwirt« gewesen sein, diesem folg- ten »Neuwirt« und »Schneiderwirt«. Letzteres wurde 1898 von Maria Muhr, Huberbäuerin, um 11200 fi an die Ge- meinde St. Johann verkauft, die es zu ei- nem Schulhaus umbaute. 1880 wurde der Gasthof »Lindnerwirt« erbaut, nach dem Ersten Weltkrieg die Bahnhof- Restauration. Das Gasthaus Rainachen dürfte schon zur Bergwerkszeit bestanden haben, dagegen ist der »Neuhäusiwirt« jüngeren Datums (Nach OSR Ludwig Pürstl, langjähriger Ortschronist und Heimatkundler, gestorben 1970, anläß- lich einer Dorfbildungswoche). Um 1880 kam die Gastwirtekonzession vom damaligen »Schneiderwirtshaus« (ab 1898 Schulhaus) zum jetzigen Kra- merwirt, wo bis dorthin nur eine soge- nannte »Wärmestube« für Knappen und später für Bahnarbeiter war. Natürlich gab es schon lange vorher das Dorfwirtshaus unweit der Kirche, dessen Wirt Josef Hager (1765-1808) in den Be- freiungskriegen zu überörtlicher Bedeu- tung anstieg. In Breitenbach am Inn gebo- ren, erwarb Hager nach der Heirat mit Maria Schlechter, Tochter beim Stangl- wirt, den »Dorfwirt« in Oberndorf. Es war außergewöhnlich, daß der Zugewan- derte Gemeindevorsteher und 1798 Hauptmann der Schützen der Kompanie Viertel St. Johann wurde. Für seinen Ein- satz im Jahre 1800 am Paß Strub und bei Melleck erhielt Hager die Große Silberne Ehrenmedaille mit Anerkennungsdekret. 1805 bewährte sich Hager vor allem er- neut am Paß Strub. Andreas Hofer soll zu Lagebesprechungen beim »Dorfwirt« in Oberndorf gewesen sein. Hager starb schon im Jänner 1808 und hinterließ fünf unmündige Kinder. Hundert Jahre nach dem großen Sieg am Paß Strub wurde ein Denkmal an der Ecke des Dorfwirtshau- ses enthüllt, auf dem steht: »Dem Helden von Melleck und Paß Strub, Komman- dant der Schützen und des Landsturmes von 1800 und 1805, Josef Hager, Wirt in Oberndorf, und seinen tapferen Kampf- genossen«. Schon in der Oberndorfer Pfarrchronik kann man in einer allgemein gehaltenen Beschreibung aus dem vorigen Jahrhun- dert lesen, daß es in dem netten Dörflein für die Sommerfrischler gute Gasthäuser und erholsame Spaziergänge, letztere be- sonders im Bichlach, gab. Mit dem begin- nenden Skisport fand so mancher Obern- dorfer einen willkommenen Nebenver- dienst. Für die heutige Jugend ist der Be- griff der »Skiträger« nur noch mit der Lieferung der Skier auf dem Auto ver- bunden, die Alteren wissen noch, daß die »Skiträger« seinerzeit junge Männer und halbwüchsige Buben waren, die sich ein wenig Geld verdienten. Die »Stanglalm« war unter dem Stangl-Sepp die erste auch im Winter betriebene Jausenstation. In der Zeitschrift »Tirolerland« des Tiroler Landes fremdenverkehrsamtes (1928/29) ist über Oberndorf zu lesen: Oberndorf, 665 m, B.-St., Postkraft- wagenhaltestelle, Kirche m. M., elektr. Licht, Waldnähe, ebene Spaziergänge, Skigelände. Unterkunft: Bahnhofrestau- ration, Dorfwirt, Lindenwirt, Neuhäusl; Privatwohnungen vorhanden. Auskunft: Bürgermeisteramt. Ein eigener Fremdenverkehrsverein wurde 1933 gegründet, doch beschränkte sich die Zahl der Gäste ebenso wie das Angebot für diese. Zur Zeit des beginnen- den Massentourismus um 1950 verhielten sich die Oberndorfer zuerst eher abwar- tend. Das war verständlich, denn die Bau- ernhöfe wiesen eine relativ gesunde Struk- tur auf, Privatzimmer gab es in einer Zeit der echten Wohnungsnot kaum, die Gast- höfe waren für die Ansprüche nicht gerü- stet und die vielen Privatquartiere der Ge- genwart konnten noch nicht angeboten werden, weil es die große Bauwelle der »Häuslbauer« noch nicht gab. Doch auch die Oberndorfer erkannten die Chance, die nicht zuletzt darin liegt, daß das Dorf zwischen dem bekannten Kitzbühel und dem mächtig nachstreben- den St. Johann liegt. Die Gemeinde schuf die infrastrukturellen Voraussetzungen, insbesondere durch die Lösung der Was- serversorgung. Die Wasserversorgung des Dorfes be- stand lange aus laufenden Brunnen, die aus einer Quelle am Fuß des Rörerbühels gespeist wurden. Die Verteilung mußte genauestens reguliert werden, damit bei jedem Brunnen Wasser floß. Die Situa- tion in Wiesenschwang war ähnlich, da das gesamte Horngebiet keine nennens- werte Quelle auf der Westseite aufweist.
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