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Seite 24 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 27. März 1982 Er muß beachtlich populär sein, dieser Alois Brandstetter - war doch die Aula des Bundesgymnasiums am Donnerstag, 11. März, beinahe voll. Eine Rarität bei Dichterlesungen! Zu wundern braucht es freilich nicht. Brandstetter hat nun einmal ein gewisses Etwas, das den Lesern wie den Hörer anspringt: Esprit, köstlichen Humor, Bonmots am laufenden Band, ei- nen klugen Stil ... Zudem ist er eine aus- gesprochen sympathische Erscheinung. Brandstetter las zuerst kürzere Texte - »Ein Schulausflug«, »Gedanken zum Glück«, »Lateinisches« ...‚ meditierte da- bei über Möglichkeiten der Ausrottung des »Coloradokäfers« (Kartoffelkäfers) in »agrarischen Großrazzien« (Gelächter!) ... Des Österreichers größter Feind aber wäre der Borkenkäfer! Und andere lapidare Feststellungen, z.B. daß die Stärke des Österreichers in seiner Ver- geßlichkeit liege. - Auffallend Brand- stetters kirchliches Vokabular, wobei man nie so recht weiß: Ist's Ironie, ist's Be- kenntnis? - Er las noch aus den Fahnen seines neuesten Buchs »Über den grünen Klee der Kindheit« - ein Pendant zu »Vom Schnee der vergangenen Jahre« (1979). Viel, ja praktisch alles, ist Milieu- schilderung - mehr oder weniger; aber eingeflochten in diese Erinnerungen, so- zusagen Begleiter (wie der »Comes« in ei- ner Fuge) Fragmente aus dem mittelalter- lichen Epos »Meier Helmbrecht«. (Helm- brecht stammte, wie Brandstetter, aus dem Innviertel!) Durch diese Ein- und Verflechtung ergeben sich überraschende Effekte: einmal werden die persönlichen Erinnerungen aus der bloßen Ich-Sphäre in die Sphäre eines Über-Ichs gehoben, zum anderen kommt es durch den dauern- den Ebenenwechsel zu Überlagerungen, so daß man im ersten Hören oft nicht so- fort weiß, handelt es sich nun um eine lan- cierte Helmbrecht-Stelle oder um eine Brandstetter-Episode. Sprachlich scheint diese neue Prosa nicht mehr so witzig- spritzig wie die frühere (»Überwindung der Blitzangst«, »Die Abtei« u.a.m); da- für ist sie - eben durch diese Kooperie- rung mit dem Helmbrecht-Schicksal - gleichsam polyphoner geworden. Da wä- ren viele Möglichkeiten drin. Der Autor stellte sich dann einer Dis- kussion. Von einem der Teilnehmer auf seine kirchenkritischen Äußerungen hin angesprochen, hakte sich das Gespräch in solchen Bezügen fest, und Brandstetter spielte jetzt - zur größten Überraschung des Publikums - sozusagen »mit offenen Karten«; etwa, wenn er bekannte: »Ich bin kein religiöser Schriftsteller, aber ein kirchlicher Mensch und innerhalb der Kir- che Konservativer.« Was er sucht (und vermißt) sind Ursprünglichkeit und Kraft. Wie hieß es doch am Schluß des »Wirts- hauskapitels«: »Jeder muß früher oder später die Rolle des Toten übernehmen. Sperrstunde! Es bleibt keiner übrig.« Er, Brandstetter, spielt derzeit noch die Rolle des zuhöchst Lebendigen, nämlich des aus den Tiefen des Glaubens Lebenden. Ausstellung Hans Enzinger Nach der Lesung eröffnete Dir. Hel- muth Schodl - ebenso, wie er Brand- stetter eingeführt hatte - eine Ausstel- lung: Holz- bzw. Holz-Linolschnitte des in Kufstein lebenden Holzschneiders Hans Henzinger - Arbeiten, welche hauptsächlich die menschliche Figur und Landschaften zum Inhalt haben. Die The- matik scheint jeweils dem Medium Hans Enzinger, 1980, Selbstbildnis mit Falzbein Holzschnitt, 368/245 mm. Auf - lage: 10 Stück. »Holz« und damit den Möglichkeiten des Holz-Schnittes angepaßt. Eine besondere Rolle spielen dabei (im Abklatsch) die Maserung, die Rindenpartien und selbst die Wurmgänge - etwa im Bild »Cere- bralgestört«, wo diese Wurmgangmuster sozusagen zum Symbol für die zerstörten Ganglien werden. Titel wie »Meditation« - ein eindrucksvolles, verschachteltes Hintereinander von Figuren, »Angst«, »Zachäus«, »Tag nach der Kreuzigung«; an Landschaftsdarstellungen u.a. drei sehr dynamische Arbeiten betitelt »Mühl- viertler Sommer<, »Novemberschnee« (mit einem bedrückenden Himmel). Die Bilder sind teils schwarz-weiß, teils far- big. Die Ausstellung korrespondierte in- sofern mit Brandstetters Lesung, als auch Henzinger aus seiner Weltanschauung kein Geheimnis macht. Hugo Bonatti Sektions-Skitour Schwarzkopf (2764 m) am Sonntag, den 28. März Dem Neuschneezuwachs ist die Tour am letzten Sonntag zum Opfer gefallen und wird nun am Sonntag, den 28. März, nachgeholt. Abfahrt ist um 5.30 Uhr ab Steinlechnerplatz, es wird mit PKW nach Bad Fusch gefahren. Von dort Aufstieg zum Schwarzkopf ca. 4-5 Stunden. Tourenausrüstung, gute Felle, Pieps. Anmeldung wegen PKW-Einteilung bis Samstag bis 18 Uhr bei Richard Pranzl oder Stefan Pletzenauer (Tel. 37 18). Ski Heil! Gottesdienstordnung i.d. Dekanatspfarrkirche St. Johann i.T. Sonntag, 28. März, Passions-Sonntag, 6.30 Uhr Frühmesse, 8.30 Uhr Pfarrgot- tesdienst, 10 Uhr Singmesse, 18.40 Uhr Kreuzweg, 19 Uhr Singmesse. Montag, 29. März, 6.30 und 19.30 Uhr hl. Messe. Dienstag, 30. März, 6.30 und 19.30 Uhr hl. Messe. Mittwoch, 31. März, 8.30 und 19.30 Uhr hl. Messe. Donnerstag, 1. April: Wir laden herz- lich ein zur Teilnahme am Stundgebet: 6 Uhr Aussetzung, 6.30 Uhr Singmesse mit Predigt, 15-16 Uhr Anbetung u. Kreuz- weg, 19 Uhr Aussetzung und Anbetung, 19.30 Uhr Singmesse mit Predigt, im Krankenhaus 19.30 Uhr hl. Messe. Freitag, 2. April, Herz-Jesu-Freitag, 6 Uhr Aussetzung, 6.30 Uhr Singmesse mit Predigt. Schülergottesdienst für das Gym- nasium, Schülergottesdienst für die Hauptschule II und Schülergottesdienst für die Volksschulen siehe Gottesdienst- ordnung. 15-16 Uhr Anbetung und Kreuzweg, 19 Uhr Aussetzung und Anbe- tung, 19.30 Uhr Singmesse mit Predigt. Samstag, 3. April, 6 Uhr Aussetzung, 6.30 Uhr Singmesse mit Predigt, 15-16 Uhr Anbetung und Kreuzweg, 19 Uhr Aussetzung und Anbetung, 19.30 Uhr Singmesse mit Predigt und Schlußsegen, 18 Uhr im Altersheim hl. Messe. Stundge- betsprediger: Pater Bernhard Schwan, Dechant von Lambrechtshausen. Palmsonntag, 4. April, 6.30 Uhr Früh- messe, 8.30 Uhr Singmesse, 10 Uhr am Konzertplatz Palmweihe mit Prozession in die Kirche, Pfarrgottesdienst mit Pas- sion, 18.40 Uhr Kreuzweg, 19 Uhr Sing- messe. Mit offenen Karten Alois Brandstetter las im Bundesgymnasium St. Johann - Zugleich Vernissage mit Holzschnitten Hans Henzingers
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