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210 JAHRE PFARbJ<IRCIU vr JOHANN IN UKOL 1732-1982 '- $ 1Li? 2O Ort Intia'it r oi1t lj 2,1 'irnn1tiiht h3 0 O ?L oaun ni trnI Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 8. Mai 1982 Fortsetzung von Seite 1 Grußworte unseres Landesvaters der andere Dom des leider aufgehobenen Bistums. Aber nicht nur an geschichtliche Be- trachtungen soll uns bei diesem Jubiläum die vorbildlich restaurierte Kirche gemah- nen. Ich meine, es ist gut, einen Augen- blick inne zu halten, denn das Bewußtsein unserer schnellebigen Zeit ist gewohnt, punktuell zu reagieren: Ohne Erinnerung und ohne Blick in die Zukunft. Indem wir aber zurückschauen, woher wir gekommen sind, erfahren wir auch, wohin es weitergehen soll. Kitzbtiheler Wandertip Drosera longifolia Wenn in der Kitzbüheler Gegend unter den Strahlen der Frühlingssonne die letz- ten Schneereste an den schattseitigen Hängen des Hahnenkammes und der Eh- renbachhöhe schmelzen, packt selbst der unentwegteste Wintersportler seine Kof- fer und es wird wieder still im alten trau- ten Bergstädtchen. Erst wenn der Sommer seinen Einzug hält, kommen die Fremden wieder von nah und fern und Kitzbühel kann wieder darangehen, seinem Namen als moderne und zugleich ideale Sommer- frische alle Ehre zu machen. Die meisten aber, die Kitzbühel nur im Winter und im Sommer kennen, wissen gar nicht, was sie versäumen, wenn sie das traute Städtchen Nordosttirols, das so rei- zend im Herz der Kitzbüheler Schieferal- pen liegt, nicht auch im Frühling besu- chen, wo ein farbenbunter Blütenkranz Berg und Tal umrahmt. Die abwechslungs- reichen, prächtigen Spaziergänge in Kitz- bühels schöner Umgebung bieten doppel- ten Genuß, wenn Blumenwiesen den Weg säumen und die schmucken Tiroler Bau- ernhäuser mit ihren Holzaltanen und zier- lichen Glockentürmchen unter blüten- schweren Obstbäumen hervorlugen. In Darum sind Feste da, uns zu vergegen- wärtigen, was wir sind, und uns bewußt zu machen, was in der Hektik des Alltags oft untergeht. So wünsche ich von Her- zen, der lebendigen Christengemeinde von St. Johann in Tirol möge dieses Jubi- läum wieder Anstoß sein, das Leben aus der Vollmacht der Frohbotschaft Jesu zu gestalten und im Dienst am Bruder in Not Zeugnis zu geben, daß wir alle hoffen, aus dem Festsaal dieser Kirche in den himmli- schen Hochzeitssaal des wiederkommen- den Herrn gerufen zu werden. Erzbischof Dr. Karl Berg der Zeit, wo auf der Gipfelpyramide des Kitzbüheler Horns noch Firn liegt und durch die Rinnen der Felsenburg des Wil- den Kaisers die Lawinen donnern, wäh- rend im Tal die ersten Frühlingsboten die Wiesen schmücken, wandert sich's am schönsten durch Kitzbühels Alpenland- schaft. Wie herrlich ist zum Beispiel ein Früh- lingsspaziergang am Schloß »Lebenberg« vorbei, hinaus zum Schwarzsee, dieser Perle unter den Gebirgsseen, in dessen dunklen Wassern sich die Zinnen und Zacken des Wilden Kaisers widerspiegeln! Seine Ufer umzieht ein breiter Gürtel von üppig blühenden Mooswiesen, in denen sich manche botanische Seltenheit findet. So kommen beispielsweise am Schwarz- seeufer zwei Arten des interessanten Son- nentaus (Drosera longifolia und rotundi- folia )' eine »fleischfressende« Pflanze, vor, deren Blätter mit drüsentragenden Haaren bewehrt sind; ferner wachsen hier Microstylis monophylla und Malaxis pa- ludosa, zwei seltene Orchideen mit winzi- gen gelbgrünen Blüten, die purpurfarbene Orchis Traunsteinerieri, bekannt nach dem verdienstvollen Tiroler Botaniker Jo- sef Traunsteiner (Kitzbühel 1778-1850) und Andromeda polifila, eine zierliche Ericinäa mit weißen, rosaüberhauchten Blüten. Vom Schwarzsee nordwärts weiterwan- dernd, gelangt man in die hochinteressan- te Gegend des Büchlachs, wo auf waldum- säumten Hügeln stattliche Bauernhöfe wie Fürstensitze thronen und im Frühling Der St. Johanner Dom, wie die Deka- na-.s- und Pfarrkirche von St. Johann lie- bevoll genannt wird, feiert sein 250jähri- ges Weihejubiläum. Blickt man in die Geschichte der ver- gangenen Jahrhunderte, so erkennt man die Bedeutung, die die St. Johanner Pfarrkirche im heute nicht mehr existen- ten Salzburger Suffraganbistum Chiem- see hatte. Dadurch, daß nämlich St. Jo- hann in Tirol fast genau in der Mitte die- ser Diözese lag, konnte der Hauptort des Leukentales als kirchliches Zentrum auf- blühen. An diese Glanzzeiten der Marktgemein- de, in denen die Pfarrkirche durch die Sommerresidenz der Chiemseer Bischöfe zur zweiten Kathedralkirche wurde, erin- nert heute noch das Wappen der Chiem- seer Bischöfe, das am Eingangsportal zum Dekanatshof prangt, weshalb nicht selten die Pfarre die »St. Johanner Diöze- se« genannt wurde. Kein Wunder also, wenn an dieses prächtige Barockheiligtum, das am 8. Mai 1732 vom Chiemseer Bischof Franz Jo- seph Graf Arco konsekriert wurde, her- vorragende Persönlichkeiten im Priester- rock wirkten, wie etwa der 1658 im Rufe der Heiligkeit verstorbene Bartholomäus Holzhauser, ein vorbildlicher Erzieher der unter der Blütenpracht der Fruchtbäume fast verschwinden. Aber nicht nur die Gegend nördlich und nordwestlich Kitzbühels bietet dem Wanderer im Frühling Schönes, auch der Sonnberg und seine Umgebung im Osten und Südosten der Stadt hat sich herausge- putzt, und überall wandert man durch blumenübersäte Wiesen. Von den be- kannten Aussichtspunkten Ebnerkapelle, Erb, Buchenwald usw. ist der Blick auf die Eimassen des Großvenedigers bedeu- tend eindrucksvoller, wenn ihn der Be- schauer aus frühlingsbunter Umgebung heraus genießt. Im Dunkel der Bergwäl- der, die wie ein grüner Mantel den Fuß der Kitzbüheler Berge umwallen, blühen im Mai und Juni der Türkenbund (Lilium martagnon), das köstlich duftende Mai- glöckchen (Convallaria majalis), der abenteuerlich geformte Frauenschuh (Cycrypedium calcelus), die seltene Koral- lenwurz (Corallorrhiza innata) und ande- re Orchideen, die an eine exotische Welt erinnern. So schrieb in einem Beitrag »Frühling in Kitzbühel« Hermann Schwaighofer im Jahresband 1928 von »Tirol - Natur, Kunst, Volk, Leben« des Landesverkehrs- amtes. Es ist nicht viel hinzuzufügen. Fahrplan Die Hahnenkammbahn beginnt am 15. Mai, die Kitzbüheler Hornbahnen und der Sessellift Gaisberg in Kirchberg am 20. Mai. Sommerbetrieb ist später auf ins- gesamt 9 Bahnen und Liften im Raum Kirchberg bis Paß Thurn.
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