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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 8. Mai 1982 Und da bot mir ein Freund, der an der Frauenabteilung des Kaufmännischen Krankenhauses am Türkenschanzpark Dienst machte, einen Tausch für 3 Mona- te an. Die Direktionen und Abteilungs- chefs waren einverstanden und so graste ich über meine Interne hinaus in die Ge- burtenhilfe, unter Josef Novak. Ich war sehr eifrig und wurde auffällig, als mir bald einmal eine Zwillingsdiagnose gegen die Ansicht des Oberarztes gelang, ein- fach weil ich etwa siebenmal öfter die Herztöne abhören konnte. Nun wurde mir nach kurzer Zeit die Geburtsleitung bei einer normalen Erstgebärenden unter Aufsicht des Oberarztes anvertraut. Die Geburt war komplikationslos und als ich mich bei der glücklichen Mutter nach dem gewählten Namen für den kräftigen Kna- ben erkundigte, hieß es: Wolfgang. Bei der Ausfertigung des Kopfzettels fiel ich beinahe vom Stühlchen, Wolfgang war der Sohn eines Ingenieurs Goethe, ich hatte den jüngsten Spross der sogenann- ten Frankfurter Goethelinie zur Welt ge- bracht, die, von Hermann Jakob, dem Bruder des Goethevaters Johann Kaspar ausgehend, in Wien gelandet war. Vom Vater des Kindes, der mein Interesse merkte, wurde mir der genaue Stamm- baum Wolfgangs überreicht, der sich noch, hoffnungslos versteckt, unter mei- nen Papieren finden muß. Ich glaube, ich bin weltweit der einzige Fachinternist, der einen kleinen Goethe zur Welt accouchiert hat. Damit habe ich eine Sonderstellung in der gesamten Me- dizin und kann, mit einigen Abstrichen, von mir sagen, wie der Geheimrat von sei- ner Farbenlehre: Ich habe dadurch ein Be- wußtsein der Priorität über viele! Und wieder einige Jahre. Anläßlich meiner Promotion hatte ich die Diederichs- Ausgabe der Farbenlehre erhalten, mit Nachdrucken der Goethschen Tafeln da- zu im Oktav-Format. Mit einem Prisma konnte ich nun die Versuche in der Goet- heschen Anordnung nachmachen und mich in die Problematik einarbeiten. Mittlerweile war ich wohl 5-6 mal in Weimar gewesen. Der Dachboden am Frauenplan war entrümpelt und die Gerä- te, allerdings die alten, von dem Physiker Hans Wohlbold, einem Schüler Rudolf Steiners, neu aufgestellt worden, ohne daß dadurch eigentlich viel gewonnen wurde. Nun war am Ende der Dreißiger Jahre in einem Anbau eine Neuaufstel- lung der Goethe'schen Versuche zur Far- benlehre durch den Erlanger Physiologen R. Matthaei, einen Mediziner, erfolgt. Er hatte sich mit der Materie als Biologe gründlich auseinandergesetzt und war, wie eine Anzahl von besonderen Veröf- fentlichungen bewies, auch methodisch und didaktisch auf die Goetheschen Ver- suchsanordnungen, vor allem der Beiträ- ge zur Optik von 1791, eingegangen. Die- se wollte Geothe später in Beiträge zur Chromatik umbenannt wissen, was erwie- sene Mißverständnisse von vorneherein ausgeschlossen hätte. Allerdings war auf die Originalapparate zugunsten moderner Zeissapparaturen verzichtet worden, de- ren Bedienung durch jeden Laien bewerk- stelligt werden konnte. Diese Darbietung hat umwälzend gewirkt, indem sie auf einfache Art einen Zugang zu den Haupt- problemen der Goetheschen Lehre von den Farben ermöglicht, die er als Urphä- nomen gewertet wissen wollte, das man nicht weiter erklären und deuten, sondern »in aller Pracht und Herrlichkeit« stehen lassen sollte. Bei meinem ersten Besuch mußte ich nun feststellen, daß, wohl durch eine Unachtsamkeit des Techni- kers, an der Darstellung des Farbenkrei- ses, am Zusammenstoß der beiden Far- benreihen, zwei Farben vertauscht er- schienen. Nach nochmaliger Prüfung überlegte ich, ließ mich aber dann doch beim Vorstand des Nationalmuseums, Professor Hans Wahl, melden, der mei- nen bescheiden vorgebrachten Hinweis mit ungläubigem Staunen quittierte, sich aber am nächsten Tage nach Beseitigung des Fehlers herzlich bedankte. Ich war na- türlich sehr stolz und habe in meinen Ge- danken die kleine Korrektur am Farben- kreis zu einer Art Abtragung der Dankes- schuld an der Farbenlehre aufgeputscht. Was mir meine Freunde verzeihen mögen. Und dann war Krieg. Ich hatte mich freiwillig zur Luftwaffe gemeldet und war nach Abschluß der Grundausbildung als Sanitätsgefreiter ausgemustert und einer Bomberstaffel zugeteilt worden. Nach meiner Meldung beim Kommandeur von diesem als Silberstreiferl-ROA in die Offi- ziersmesse geladen, hatte ich da zuerst einmal den pauschalen Respekt vor den hohen und höchsten Dienstgraden zu be- wältigen, bevor ich mich an die Differen- zialdiagnose der Einzelnen heranwagte. Da fiel mir der Adjudant auf, ein Mann in gut mittleren Jahren. Das Gesicht kam mir bekannt vor, umrisshaft, ohne daß ich wußte, wo ich es hintun hätte können. Noch eindringlicher wurde das Unbeha- gen, das ich bei dieser Unsicherheit emp- fand, wenn ich ihn manchmal dastehen sah, die rechte Hand zwischen den Knöp- fen des Uniformrocks, die linke an die Hüfte gestützt. Meine Erkundigungen er- gaben: Hauptmann Goethe! - und, wie sich später herausstellte, der Onkel mei- nes Wolfgang! Nun tauchte aus meinem Erinnerungsnebel sofort gezielt jene Le- bendmaske vom Frauenplan auf, die Au- gen aus den sonstigen Goethebildern, die Haltung der Arme vom Bild Johann Ka- spars aus der Glaser-Monographie des Goethevaters. Mein Kommando dort dauerte nicht lange. Ich glaube nicht, daß der bescheidene, unaufdringliche, sonst in keiner Weise auffällige Mann diese Hal- tung spielen konnte, vor der mich jedes- mal irgendwie Schauer überliefen, als hat- te ich von Johann Wolfgangs »Körperli- chem«, um seinen eigenen Ausdruck zu gebrauchen, einen Hauch verspürt. Mir war es die Inkarnation des Goethewesens für den praktisch Tätigen, für den unpat- hetischen Hausgebrauch, zur Bewältigung der Forderung des Tages: Weite Welt und breites Leben, langer Jahre redlich Sterben, Stets geforscht und stets gegründet, nie geschlossen, oft geründet, Freundlich aufgefaßtes Neue, Altestes bewahrt mit Treue, Heitern Sinn und reine Zwecke: Nun! - man kommt wohl eine Strecke. 1~ :~ l > 1 , x] ' ri, ei SV Kitzsport Radsaisoneröffnungsrennen Mit 3 Fahrern (Bernhard Schwendter, Harald Sevignani und Michael Loidl) be- teiligte sich der SV Kitzsport am Saison- eröffnungsrennen in Innsbruck, das auf der Strecke Innsbruck - Telfs - Axams ausgetragen wurde. Simon Waltl war diesmal nur als Betreuer dabei. Bernhard Schwendter hatte bei seinem 1. Start in der Jugendklasse 50 km zu be- wältigen. Lange Zeit hielt er mit dem Feld gut mit, fiel aber dann durch einen Schal- tungsdefekt etwas zurück. In der Juniorenklasse mußten Harald Sevignani und Mich Loidl 80 km zurück- legen. Harald Sevignani fuhr sehr gut und kam mit geringem Zeitrückstand auf den Sieger als 9. ins Ziel. Bei etwas mehr Spurtkraft wäre sogar ein noch besserer Rang möglich gewesen. Mich Loidl wurde 14. An diesem Wochenende starten die gleichen Fahrer beim Hungerburg-Berg- rennen in Innsbruck. Gerade von unseren Bergspezialisten Michael Loidl und Si- mon Waltl erwarten wir uns hier einiges. Fußball Am Sonntag findet um 17.30 Uhr am Sportplatz Langau unser 1. Fußballspiel gegen Traube Kirchberg statt. Eventuelle Änderungen oder Absagen wegen Schlechtwetter werden am Schau- kasten in der Jochberger Straße ausge- hängt. Am Samstag, 15. Mai, folgt das Aus- wärtsspiel gegen die AH Oberföhring München. Das genaue Programm und etc. wird beim Spiel an diesem Sonntag bekanntgegeben. Radtraining Ab sofort wird jeden Dienstag (Treff- punkt: 18.30 Uhr Kitzsport, Jochberger Straße) ein Radtraining durchgeführt. Bei Schlechtwetter Beteiligung am Kondi- tionsturnen um 20 Uhr in der HAK/HAS. Zum 150. Todestag von Johann Wolfgang von Goethe Fortsetzung aus Nr. 17
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