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Präsident Obermoser (links) bei der Ehrenbürgerfeier im Kitzbüheler Rathaus am 18. Juni 1964; rechts Bürgermeister Hermann Reisch; vorne Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Hans v. Trentinaglia. Foto » Toni«, Inh. Rothbacher, Kitzbü hei Samstag, 2. Jänner 1982 Kitzbüheler Anzeiger Seite 31 der Einsegnung ergriff Landtagspräsident Josef Thoman das Wort. Sichtlich bewegt, nachm Landeshaupt- mann Eduard Wallnöfer, Obmann des Ti- roler Bauernbundes, von Johann Ober- moser Abschied. Er dankte für alles, was Obermoser für die Bauern und das Land getan hat. Vor 60 Jahren war Obermoser einer der entscheidenden Wahlmänner für Landeshauptmann Dr. Franz Stumpf ge- wesen. Er hat die Geschichte des Tiroler Bauernstandes wesentlich mitgestaltet, hat eine große Entschuldungsaktion ein- geleitet, für den Export von Milchpro- dukten, Vieh und Holz gekämpft, die Notwendigkeit eines Nebenerwerbs für die Bauern erkannt und daher das Hei- matwerk und die Schnitzschule, aber auch die Webschule gefördert. Nach dem Krieg wurde Obermoser wieder gerufen, seit 1949 seien sie einen gemeinsamen Weg gegangen. In unzähligen Ausspra- chen war Obermoser für Wallnöfer, der 1949 in Landtag und Regierung nachrück- te, ein väterlicher Ratgeber und Freund. Ein Mann aus einfachen Verhältnissen, außerordentlich begabt, erreichte unge- wöhnliche Ziele und blieb ein einfacher Am 20. Dezember 1981 starb in der Innsbrucker Universitätsklinik Landtags- präsidentin Ruhe Kommerzialrat Johann Obermoser aus Waidring im Alter von 87 Jahren. Es ist nicht lange her, daß sich seine beiden Nachfolger als Dirigenten des Tiroler Landesparlaments, DDr. Alois Lugger und Direktor Josef Tho- man, zu einem Besuch in seinem Haus in Waidring eingefunden hatten. Eine Be- gegnung mit dem Siebenundachtzigjähri- gen war mehr als ein Akt des Respekts, mehr als ein Blick in den menschlichen Spiegel lebendiger Zeitgeschichte: »Jo- Mann, der die Fahne Tirols trug. Der Landeshauptmann versprach ihm die Treue über das Grab hinaus. Nach der ergreifenden Ansprache Wall- nöfers dankte Bürgermeister Michael Grander dem Präsidenten und väterlichen Freund für alles, was er als Gemeinde- sekretär, als Vizebürgermeister, dann als Bürgermeister und als Abgeordneter für seine Heimatgemeinde geleistet hat. Es wird trotz der großen Leistungen Ober- mosers für das Land Tirol in Waidring unvergessen bleiben. Nach der Generaldecharge der Stamer- Schützenkompanie Waidring erklang für den Teilnehmer beider Weltkriege das Lied vom Guten Kameraden. In würdiger Form nahm das Land Tirol Abschied von der sterblichen Hülle seines an Dienstjahren längstamtierenden Land- tagspräsidenten. In allen Ansprachen am Grab erklang christliche Zuversicht und die Hoffnung auf das Wiedersehen. Landeshauptmann Wallnöfer stattete nach dem Begräbnis der Witwe Barbara Obermoser, die wegen Kränklichkeit nicht hatte teilnehmen können, einen Be- such ab. hann Obermoser«, so Volkmar Hauser im Landespressedienst vom 21. Dezember 1981, »war von Gott die Gnade zuteil ge- worden, bis zuletzt an den Ereignissen und Entwicklungen im Lande mit schar- fern Verstand und auch aktiv teilhaben zu können. Johann Obermoser ist der Vater und war erster Präsident der Tiroler Lan- desgedächtnisstiftung von 1957, die in Vorbereitung des Gedenkjahres 1959 er- richtet wurde. Als einziger wurde er auf Lebenszeit in das Kuratorium der Stiftung gewählt. Bis in die letzten Jahre nahm er an den Sitzungen des Kuratoriums regel- mäßg teil und verfolgte mit wacher Freu- de die Dynamik der Stiftung, besonders das Geschehen im Tiroler Volksbildungs- heim »Grillhof«, dem seine besondere Liebe und Obsorge galt. Im Jahre 1949 wurde der Mann aus der Unteren Schran- ne zum Präsidenten der Versammlung des Tiroler Volkes gewählt. Er diente als ein Herr des Hauses durch sechzehn Jahre, vier Legislaturperioden lang. Johann Obermoser war einer der Männer, von de- nen das Wesen unseres Landtages für die- ses Jahrhundert geprägt worden ist. Er war ein Denkmal, das sich jedoch selbst nicht überlebte, sondern bis zuletzt wirk- sam, anregend und fordernd zwischen uns stand. Er war ein Pionier der Felbertau- ernstraße und der Technischen Fakultät, ein politischer Baumeister von Schulen und Straßen im Bezirk Kitzbühel, ein Schützherr des Tiroler Heimatwerks. Ti- rol war ihm unteilbar. Zu seinem 80. Ge- burtstag wurde am »Grilihof« ein Brun- nen revitalisiert, der durch Jahrhunderte das ehemals bäuerliche Anwesen mit Was- ser versorgt hatte. Der »Obermoser. Brunnen« ist zu einem lebendigen Denk- mal des Mannes und seines Werkes ge- worden: Bild für ein Tirol, in dem die Quellen einer begabten.Jugend fließen. Ehre sei ihm!« Landtagspräsident Kommerzialrat Jo- hann Obermoser erblickte am 19. Juni 1894 in Waidring auf dem Dürlergütl das Licht der Welt. Sein Vater, Alois Ober- moser, dessen Wiege noch in St. Johann in Tirol stand, kam als vierjähriges Büabl zum Schuhmachermeister Zaggl nach Waidring und wurde von diesem, der kin- derlos war, als Ziehsohn aufgenommen. Im Jahre 1880 übernahm Vater Alois Obermoser von seinem Ziehvater de Schuhmacherwerkstätte und erwarb auch das Durlergut und wurde wieder Bauer wie sein Ahne Christian Obermoser, wel- cher 1623 auf Obermoos in Brixen im Thale geboren wurde. Das Geschlecht der Obermoser nahm von diesem Hof den Namen an. Seine Mutter, Katharina, geD. Unterrainer, war Bauerntochter zu Re- chensau in St. Ulrich am Pillersee, deren Großvater sich unter Major Rupert Win- tersteller als Landesverteidiger auszeich- nete. »Unser Präsident« besuchte in Waid- ring die zweiklassige Volksschule. Sein Wunsch war es und auch der seines äl:e- ren Bruder Alois, mit dem ihn eine innige Freundschaft verband, eine höhere Schule zu besuchen. Es gab aber damals keine Beihilfen, kein Stipendium und keine Be- gabtenförderung und so konnte der Vater den Wunsch des Sohnes nicht erfüllen, der daher bei der Schusterei und bei der Bauernarbeit blieb. Als Schumacherlehrling saß aber Ober- moser nicht tagaus, tagein in der Werk- stätte, sondern verdingte sich zur Scm- merszeit bei Bauern und betätigte sich auch bei der Holzarbeit, im Straßenbau und bei der Errichtung von Waldwegen. Der kräftige und zu jeder Arbeit verwend- bare junge Mann wurde überall gerne auf- Landtagspräsident Johann Obermoser zum Cedenken
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