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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 5. Juni 1982 Fortsetzung von Seite 1 Josef Aufschnaiter - Milch und Brot für die Antlaßreiter bereit, ein Vermächtnis des Hanserbauern »Paulin Aufschnaid- ter« der 1648 als vierjähriger Bub die Schwedengefahr noch miterlebt hat. Diese Tradition des Antlaßrittes kann auf andere Höfe in Klausen nicht übertra- gen werden. Vorreiter des Antlaßrittes sind die alte und der neue »Zuseher« der Dorfiifteressentschaft. Die Schwedenkapelle am Klausenbach ist erst 1750 erbaut worden. Vorher stand sie - 1562 - als »Marter« an der Straße zwischen Kirchberg und Klausen. Der Brixentaler Antlaßritt geht auf ein Gelöbnis des Antlaßzug-Anführers von 1648, Kaspar Hetzenauer, genannt »Spertner«, Stöckibauer im Dorf Sper- ten, zurück. Daher trägt beim Antlaßritt der jeweilige Stöcklbauer die Antlaßzug- fahne, die seit 1648 mehrmals erneuert wurde, so von den Stöckibauern Leon- hard Riedl und Josef Schießl. Anton Flecksberger Versetzung der Schwedenkapelle Die »Schwedenkapelle« beim Weiler Klausen in Kirchberg ist das Ziel des Ant- laßrittes. Sie wird von den Klausner Bau- ern gepflegt und instandgehalten. Dies war so lange kein Problem, als die Kapelle mehrere Meter neben der Straße stand. Durch die Begradigung der Brixentaler Straße geht nun die Straße bis an die Grundmauern der Kapelle heran, die seit- her durch Spritzwasser und durch die Schneeräumung arg in Mitleidenschaft. gezogen wird. Zur Erhaltung der Kapelle bietet sich nun aber doch eine Möglichkeit, nämlich die Verschiebung des ganzen Gebäudes um etwa 6 Metern in das anschließende Feld des Möllingbauern Christian Riedl, der dankenswerter Weise sein Einver- ständnis gegeben hat. Die Verschiebung wird nun in nächster Zeit durch eine tschechische Firma durchgeführt, die auf Kitzbüheler Wandertip Ein Boschen mit Schwedenkopf Am Fronleichnamstag, Donnerstag, 10. Juni, finden die örtlichen Fronleich- namsprozessionen statt. Während diese vom Wetter abhängig sind, ist eine Pro- zession am Nachmittag bei jeder Witte- rung, nämlich der Brixentaler Antlaßritt, der nur bei Hochwasser unterbleiben soll. Der große Heimatkundler Dr. Matthias Mayer hat im Jahr 1946 im Auftrag von Dekan Johann Feyersinger von Brixen ei- ne kleine Schrift »Der Brixentaler Antlaß- ritt 1946« herausgebracht, in der er sich zuerst mit dem Ritt, dann aber mit der Umdeutung auf einen Flurritt, die seit 1939 versucht worden war, beschäftigt. Dr. Mayer schreibt in einer auch für die Gegenwart gültigen abschließenden Fest- stellung: Der Antlaßritt ist eine Kulthand- lung, deren weihevolle Bedeutung selbst den mehr weltlichen Zuschauer noch im Innern ergriffen hat. Als Einstimmung für jene, die heuer dabei sein wollen, oder als Erinnerung für diejenigen, die einmal dabei waren, seien Ausführungen von Dr. Mayer angefügt: Während die eigentlichen Antlaßum- gänge, d. i. die Prozession am Fronleich- namstage, der drei beteiligten Gemeinden Brixen, Kirchberg und Westendorf vor- mittags nur bei gutem Wetter in der ge- wöhnlichen Weite gehalten werden, findet der Antlaßritt nachmittags stets statt, nur bei Überschwemmung soll er ausbleiben. So ist denn vom Mittag des Fronleich- namstages an im Brixental fast alles in Be- wegung, um diesen Zug teils vorzuberei- ten und selbst mitzumachen, teils anzuse- hen. Wo immer ein Pferd im Stalle steht, wird es geputzt und hergerichtet, denn der Zug ist ausschließlich beritten. Die We- stendorfer und Kirchberger reiten vor ih- rem Ausritt einzeln, oder in Gruppen, wie sie sich eben einfinden, um einen vor ihrer Kirche aufgerichteten Maibaum (»um eine Stange im vollsten Galopp« - schreibt Lettenbichler) und sammeln sich darauf, die Kirchberger z.B. vor dem Kalswirt, um nun geschlossen in der her- kömmlichen Ordnung mir ihrem Geistli- chen nach Brixen zu »traben« (nach älte- ren Nachrichten »Rosenkranz betend«). Vom Brixner Widum aus beginnt der ei- gentliche Antlaßritt Schlag 1 Uhr. Der Dechant, oder für ihn ein Kooperator, holt das Allerheiligste, das er, mit Chor- rock und Stola angetan, in der Versehbur- se um den Hals hängt und so in der Hand hält. Dann besteigt er das an der Kirchentüre bereitgehaltene Pferd, wozu gern ein Schimmel gewählt wird. Die Brixner Rei- ter mit Priestergruppe reihen sich zwi- schen Kirchberger und Westendorfer ein und der Zug setzt sich paarweise, laut be- tend, in Bewegung unter vollem Glocken- geläute und dem Schalte der an der Spitze marschierenden Brixner Musik. Zuerst wird ein im Hofe des Dechantgebäudes stehender Kastanienbaum zugleich mit der Kirche umritten. Früher wurde dieser Baum allein umritten, was wegen des beengten Raumes Schwierigkeiten bot. Ehemals war dort ein Boschen (Mai- baum) aufgestellt, der mit einem Schwe- denkopfe - er sah aber mehr einem Tür- ken gleich - gekrönt war. Der Ritt führt dann durch die fahnengeschmückte Stra- ße Brixens, an dessen Dorfende die Musik umkehrt. Die Reiter ziehen aber durch Lauterbach, Bockern, Spertendorf wei- ter. Beim Sichtbarwerden der Prozession auf der Höhe von Bockern setzt das Glockengeläute von Kirchberg ein. Am Eingang dieses Dorfes, beim sogenannten Stöcklmartler, wird der Zug von der Kirchberger Musik empfangen und wei- tergeleitet! Beim Vorbeireiten am Kirch- bühel schweigt Musik und Vollgeläute, nur mehr das Sterbeglöcklein ertönt. Am Fuße des Büheis wird auch über die Reiter der Segen gegeben. Hinter Kirchberg, auf der Klausnerhöhe, kehrt die Musik um und auch das Sterbeglöckl verstummt; unter lautem Beten und zeitweiligen Klingeln der Ministrantenglocken kommt der Zug in einer Viertelstunde an den Klausenbach. Nahe der dortigen, gemau- erten sogenannten Schwedenkapelle ist ein Maibaum aufgerichtet, der wieder zu- gleich mit der Kapelle umritten wird. Der Maibaum stand früher etwa 20 bis 30 Schritte hinter der Kapelle und wurde sei- nerzeit zuerst für sich allein umritten. Bei der Kapelle sitzt dann die Geistlichkeit und der Großteil der Reiter ab, worauf in derselben die vier Evangelien gelesen und nach den Himmelsrichtungen der Wetter- segen erteilt wird. Ein Teil der Abgesesse- nen führt wohl auch seine Pferde in den nahen Weiler Klausen zur Tränke. Beim Hansenbauer steht auch für die Reiter eine große Schüssel saurer Milch herkömmli- cherweise auf dem Tisch bereit. Nach all dem wird in der gleichen Ordnung zu- rückgeritten. Vom Badl bis zum Stöckl- martert geht auch wieder die Musik mit. Da trennen sich dann die Kirchberger ab, und umreiten nochmals ihren Maibaum. Die übrigen lösen den Zug erst in Brixen auf. Hier und in Westendorf beschließt, ähnlich dem Beginne, ein Umritt um den Maibaum die ganze Feierlichkeit. Der Brauch trägt also einen ausgeprägt altertümlichen Charakter nach strengen Überlieferungen im Einzelnen. In der Zu- sammensetzung und Ordnung des Zuges ist aber nachweisbar manche Wandlung eingetreten. In der alten Zeit sollen nur besitzende Bauern am Ritte teilgenommen haben und dazu berechtigt gewesen sein, später traten Knechte und Jugendliche immer mehr an deren Stelle, auch Hand- werker, Arbeiter, Veteranen- und Schüt- zenvereine tun heute mit. Die Nichtteil- nahme der Hopfgartner begründet man teils damit, daß sie einstmals wegen Rang- streitigkeiten weggeblieben seien, teils aber auch mit der Erzählung, sie hätten bei der Abwehr der Schwedengefahr zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, somit man eben den ganzen Antlaßritt zusam- menbringt, nicht mitgetan, oder seien zu spät gekommen. In voller Blumenpracht Spätes Frühjahr - schnelles Blühen. So kann man die Situation charakterisie- ren. Nun ist in mittlerer Höhe alles in Vollblüte, während weiter oben der Schnee langsam weichen muß. Derzeit in Betrieb: Hahnenkammbahn, alle Sektio- nen der Kitzbüheler Hornbahnen, Gais- berglift in Kirchberg. Günstiger Sommer- tarif, für »Heimurlauber« Sommerferien- paß (mit Kurhaus-Hallenbad).
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