Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 19. Juni 1982 Kitzbüheler Anzeiger Seite 15 Sepp Sailer, Kitzbühel, zum Gedenken Am 7. Juni 1982, in seinem 75. Lebens- jahr, starb der Kitzbüheler Spengler- und Glasermeister, staat!. geprüfter Skilehrer und ehemaliger Skischulleiter Sepp Sailer. Bei seiner Beerdigung auf dem Kitzbühe- ler Bergfriedhof gaben ihm die Stadtmu- sik, der Skiklub und die Skischule neben vielen Gemeindebürgern die Ehre des letz- ten Geleites. Stadtpfarrer Geistl.-Rat Jo- hann Danninger zelebrierte die Totenmes- se und sprach tröstende Worte zu den An- gehörigen und segnete ihn ein. Das Blä- serquartett der Stadtmusik besorgte die Kirchenmusik. Am offenen Grabe nah- men Skischulleiter Toni Hofer und der Präsident des Skiklubs Willi Eder in aner- kennenden Worten vom Verstorbenen Abschied. Willi Eder: »Lieber Sepp! Eine große Trauergemeinde hat sich heute hier an Deinem Grabe eingefunden, um sich von Dir zu verabschieden. Neben Deinen An- gehörigen sind es Deine Freunde und Be- kannten und die Abordnungen der Ver- eine, denen. Du zu Lebzeiten angehört hast. Wenn ein Verein Dir heute ganz beson- ders die Ehre erweist und Dir seinen Dank überbringt, so ist es der Kitzbüheler Ski- klub. Denn Du warst wohl einer der »Pio- niere« des Vereines. Du hast, um nur eini- ge Namen zu nennen, mit dem Bruder To- ni, Leo Gasperl, Hans Lackner und Hans Mariacher, sicherlich den Grundstein für die großen sportlichen Leistungen gelegt, durch die der KSC später berühmt gewor- den ist. Du warst bestimmt eines der Vor- bilder der Leute, die in den 50er und 60er Jahren das Kitzbüheler Skiwunderteam gebildet haben. Bei den österreichischen Skimeister- schaften in Kitzbühel 1927 begann Deine sportliche Laufbahn. Beim Sprunglauf auf der Schattbergschanze wurdest Du in der Jungmannenklasse Sieger. Im Jahre 1930 hast Du bereits mit Heli Lantschner, Rudi Matt und Deinen dama- ligen Klubkameraden in der Dreierkombi- nation um Lorbeeren gekämpft und wur- dest zweiter hinter Heli Lantschner. Dein wohl größter sportlicher Erfolg war der Tagessieg beim FIS-Springen 1933 auf der Burgstallschanze, bei dem Du nicht nur die mitteleuropäische Spit- zenklasse, sondern auch die damals domi- nierenden Norweger besiegen konntest. Im gleichen Jahr wurdest Du bereits als 26jähriger für Deine Leistungen mit dem Silbernen Verdienstzeichen des Vereines ausgezeichnet. Im Jahre 1935 wurdest Du in die öster- reichische Olympiamannschaft berufen; es war Dir jedoch nicht vergönnt, in Gar- misch (1936) dabei zu sein, weil man Dir wegen Deines Skilehrerberufes inzwischen die Amateureigenschaft aberkannt hatte. Lieber Sepp! Du warst also einer der er- sten ganz großen Skiläufer des Kitzbühe- ler Skiklubs; was wir heute an Dir und Deinen Freunden so sehr bewundern, ist, daß Du den Sport aus Liebe zum Sport ausgeübt hast; ohne Gedanken finanziel- ler Vorteile, ohne eine materielle Unter- stützung durch den Club oder Skiver- band. Und trotz allem hast Du Deine gan- ze Freizeit dem Skisport gewidmet. Aus diesem Grunde stehen wir heute an Deiner Bahre und danken Dir von Her- zen. Einer unserer ganz talentierten Läu- fer trägt das Banner, für das Du.in fairem Wettkampf Deine großen Leistungen er- bracht und Skigeschichte für unseren Club geschrieben hast. Dafür sage ich Dir im Namen des Vorstandes, des Ausschus- ses und auch im Namen unserer fast 2000 Mitglieder noch einmal aufrichtigen Dank.« Sepp Sailer wurde am 21. August 1907 in Kufstein geboren. Mit sieben Jahren kam er mit seinen Eltern nach Kitzbühel, wo er den Spengler- und Glaserberuf er- lernte. Seinen Beruf als Spengler- und Glasermeister meisterte er bis an sein Le- bensende, auch auf steilen Dächern und hohen Leitern, trotz seiner Verletzung. Ein Beweis seiner unbeugsamen Lebens- kraft und seinem handwerklichem Kön- nen. Noch einige Skierfolge. Insgesamt ge- wann er 15 erste Preise bei großen Ren- nen. Er gewann 1927 als Jungmann den Neujahrssprunglauf auf der Grubschanze (33 m) vor dem Norweger Johann Blom- seth. In Reutte wurde Sepp Sauer (1929) bei den Tiroler und Vorarlberger Skimei- sterschaften Tagesbester in allen Klassen und rückte in die Nationalklasse auf. Beim Eröffnungsspringen auf der neu er- bauten Burgstallschanze erzielte er 1930 mit 54,5 m den weitesten Sprung des Ta- ges. Auch bei den österreichischen Mei- sterschaften in Maria-Zell des Jahres 1932 sprang Sepp Sailer allen davon. Sepp Sailer war auch ein guter Langläu- fer und errang bei Tiroler Meisterschaften in der Kombination Sprunglauf-Langlauf mehrmals 2. und 3. Plätze. Aber auch im Abfahrtslauf stellte er seinen Mann. 1935 wurde er beim internationalen Hahnen- kammrennen hinter Siegfried Engl und Sepp Kligner Dritter. 1937 siegte er noch beim Franz-Reisch-Sprunglauf und 1938 wurde er bei den Tiroler Meisterschaften Dritter in der Kombination; immerhin schon im 31. Lebensjahr. Endgültig den Skirennsport aufgeben mußte Sepp Sailer nach einem Sturz am 13. Jänner 1939 auf der Streif, bei welchem ihm unter dem Schlüsselbein ein Nerv abgeklemmt wur- de, was die teilweise Lähmung seines rechten Armes zur Folge hatte. Als Skilehrer wirkte Sepp Sauer seit 55 Jahren. 1927 trat er in die Skischule Grandhotel des Rudi Monitzer ein; war dann in der vereinigten Skischule Hellen- steiner-Monitzer-Rjtzer und 1945 über- nahm er als einziger Konzessionsträger die Skischule Kitzbühel, welche er nach fünf Jahren, 1950, in den damals unter Karl Koller gegründeten »Verein der Kitz- büheler Skilehrer und Bergführer« über- führte. Sepp Sauer mit der Silberner Garns, die er beim FIS-Sprangen 1933 ftz Kitzbühel er- rang. Von 1921 bis 1968 gehörte Sepp Sailer der Kitzbüheler Stadtmusik an, zuerst als Klarinettist und nach seiner Verletzung als Baßflügelhornisi. Skigeschichte machte Sepp Sailer wei- ters mit seinem Sprung:.aufstil. Er war der erste Österreicher, der den »gebückten Stil« - von Alfons Walde oft und oft auf Plakaten und Siegerurkunden dargestellt - beherrschte. Erstmals in Mitteleuropa wurde dieser Stil 1924 in St. Moritz von einem No-weger praktiziert. 1925, bei den Großdeutschen Skimeisterschafter. in Kitzbühel, brachte der Sudetendeutsche Willy Dick diesen »Knick« nach Mitteleu- ropa, von dem unser Sepp Sauer diesen Stil übernahm und damit seinen Lehrmei- ster Willy Dick öfters tesiegen konnte. Lichtbildervortrag »Kitzbühel einst und jetzt« Der bekannte Lichbildner, Uhrma- chermeister Max Krause, zeigt am Diens- tag, 22. Juni, 20 Uhr, im Kolpingsaal die zweite Folge der Serie >Kitzbühel einst und jetzt«. Dabei bringt er ate und aeue Aufnahmen zur »SchaC:seite« von Högl über Schattberg bis zjm Bereich Schwarz- see. Durch zahlreiche vergleichende Bil- der kann man feststellen, wie Kitzbühel vor ein paar Jahrzehnten ausgesehen hat und wie es sich verändert hat. Die Kolpingsfamilie lädt zu der von Max und Armin Krause ztsamrnengestell- ten Tonbildschau herzlich ein. 3
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