Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 19. Juni 1982 Ortsbäuerinnenlehrfahrt Bezirk Kitzbühel Besichtigung des Festspielgeländes in Bregenz — Insel Mainau - Gemüseinsel Reichenau - schönes Wetter - frohe Teilnehmer Froh gelaunt trafen sich am Montag, 10. Mai 1982, 41 Ortsbäuerinnen und Stellvertreterinnen zur Lehrfahrt nach Vorarlberg. Besonders erfreut waren wir auch über die Begleiter dieser Lehrfahrt, Bezirkssekretär Ing. Josef Wörgötter, BKO und BBO LA Paul Landmann, BKO i.R. ÖR Leonhard Manzl, Peter Hechen- berger, der Gatte von Bezirks- und Lan- desbäuerin ÖR Anna Hechenberger sowie unsere musikalische Begleitung Sepp Loinger mit Gattin und Christine Berger. Die Fahrt ging durch das Oberinntal über den Arlberg nach Dornbirn, wo wir das Mittagessen einnahmen. Vom Arlberg aus machten wir einen kleinen Abstecher über den Flexenpaß nach Zürs und Lech. Am Nachmittag besichtigten wir in Bre- genz das Festspielgelände. Es war für alle sehr interessant, einmal hinter die Kulis- sen des Theaters schauen zu dürfen. In Eichberg im Hotel »Schönblick« konnten wir einen netten Abend mit Ei- chenberger Bäuerinnen und Bauern erle- ben. Besonders freute uns auch die Anwe- senheit des Präsidenten der Vorarlberger Landwirtschaftskammer, Gebhard Hai- der, der uns über die Situation der Land- wirtschaft in Vorarlberg informierte. Die Gebietsbäuerin Ingrid Eiler ver- stand es ausgezeichnet, einen verbinden- den Draht zwischen den Kitzbüheler und den Eichenberger Bäuerinnen zu legen. Unsere Musikanten spielten zum Tanz und keiner der anwesenden Männer kann- te an diesem Abend eine Tanzpause. Mei- nungen und Erfahrungen wurden ausge- tauscht, es wurde gesungen und gelacht und so fand dieser Abend seinen Aus- klang. Einige jedoch wollten all dies noch mit eigenen Augen sehen, worüber an diesem Abend sicher viel gesprochen wurde und folgten der Einladung eines Bauern, sei- nen Betrieb zu besichtigen. Wenn auch zu einer ungewöhnlichen Zeit, konnten diese Bäuerinnen an diesem Betrieb doch einen guten Einblick in die Wohnkultur und vor allem in die großzügige Gastfreundschaft gewinnen. Am nächsten Morgen trafen sich je- doch alle wieder pünktlich zur Abfahrt nach Insel Mainau und Insel Reichenau. Bei herrlichem Wetter kamen wir auf der Insel Reichenau an, wo uns Frau Häusle herzlich empfing und uns über die Bedeu- tung dieser Insel informierte. Insel Reichenau — das Gemüsebeet Deutschlands! Die Insel Reichenau liegt im Bodensee, nicht unweit der Insel Mainau. Auf etwa 250 ha (Inselgröße insgesamt 1278 ha, da- von 406 ha Wald) wird Gemüse gebaut. Zusätzlich gibt es noch etwa 10 ha Wein- bau und etwas Zierpflanzenbau. Früher war der Weinbau viel bedeutender, er wurde jedoch infolge eines Totalfrostes in den Jahren 1928/29 stark reduziert. Mit- entscheidend für diese Umstellung vom Wein- auf den Gemüsebau war einerseits auch die Tatsache, daß bei Gemüse jähr- lich 2-3 Ernten möglich sind und diese Kultur deshalb krisenfester als der Wein- bau betrachtet wurde. Das Seeklima ist für den Gemüsebau sehr günstig, die Jahresdurchschnittstem- peratur liegt bei 8,8 Grad Celsius. Die Niederschlagsmenge beträgt 760 mm. Je nach Bepflanzung und Gemüsearten wer- den noch zusätzlich 200-400 mm Nieder- schlagsmenge durch Beregnung zuge- führt. Betriebsstruktur: Von den insgesamt 252 Betrieben sind 137 Gemüse-Voller- werbsbetriebe, 55 Betriebe mit Zuerwerb (Fischer, Handwerker ...)' 60 Nebener- werbsbetriebe. Es sind alles Klein- und Mittelbetriebe, fast ausschließlich Familienbetriebe mit einer Durchschnittsgröße von 0,7 bis 2,5 ha Gemüseanbaufläche. Ca. 35 ha der Gemüseanbaufläche sind unter Glas. Diese sind notwendig zur Jungpflanzenzucht, aber auch zum Ge- müseanbau allgemein, um möglichst frü- he Ernten zu erzielen (ca. 12 ha sind be- heizt). Die wichtigsten Gemüsearten, die ange- baut werden, sind: Rettich, Radieschen, Kopfsalat, Kohlrabi, Feldsalat, Tomaten, Bohnen, Gurken, Endiviensalat, Kohl, Weiß- und Blaukraut, Sellerie, Lauch, Karfiol, Chinakohl und Fenchel. Es gibt auf der Insel keine Viehhaltung mehr, zur Zeit noch eine einzige Kuh. Da- her wird der Stallmist im gesamten westli- chen Bodenseeraum zur Düngung aufge- kauft. Zusätzlich wird noch Torf zur Hu- muserzeugung verwendet. Der Absatz: Die Vermarktung der Pro- dukte geschieht fast ausschließlich durch die Genossenschaft. Sie hat auch die Auf- gabe, die Bauern zu beraten, ihnen bei der Beschaffung von Hilfsmitteln behilflich zu sein. Es werden von der Genossenschaft auch laufend Rückstandskontrollen durchgeführt, um zu gewährleisten, daß nur einwandfreies Gemüse auf den Markt kommt. Die Absatzgebiete sind zu 40 °lo Bayern und zu 60 °lo Baden-Württemberg Im Jahr 1981 wurden auf der Insel Rei- chenau 17,4 Tonnen Gemüse produziert und zu einem Gesamtwert von DM 15,3 Mill. abgesetzt. Die Gemeinde Reichenau hat 4600 Ein- wohner, davon leben 2980 auf der Insel. Auch der Fremdenverkehr spielt eine ge- wisse Rolle, mit 860 Betten und 106.000 Nächtigungen jährlich. Kulturell interes- sant sind noch die drei romanischen Kir- chen. Anschließend an diese interessante Führung konnten wir die Blumenpracht der Insel Mainau (derzeit Tulpenzeit) ge- nießen. Am frühen Nachmittag jedoch traten wir die Heimreise an, die uns durch die Schweiz, nach Vorarlberg und wieder zu- rück in den Bezirk Kitzbühel brachte. An dieser Stelle sei unserem Chauffeur herz- lichst gedankt für seine Mühe um uns und daß wir wieder gut nach Hause gekom- men sind. Wir hoffen, daß diese Fahrt für die Ortsbäuerinnen lehrreich und auch erhol- sam war. Diese Fahrt sollte eine kleine Entschädigung für das beispielhafte, un- entgeltliche Schaffen und Wirken der Ortsbäuerinnen und deren Mitarbeiterin- nen sein. Wir wünschen uns von seiten der Bezirkslandwirtschaftskammer Kitzbühel auch weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit den Ortsbäuerinnen, um gemeinsam die Probleme in der bäuerlichen Welt lö- sen zu helfen. Bauernmarkt in Kitzbühel Ab Samstag, den 19. Juni 1982, findet beim Jubiläumsbrunnen vor dem Rathaus wieder der beliebte Bauernmarkt statt. Beginn 8 Uhr. .....S..••••••••••••••••••• Dank des Altersheimes Kitzbühel In unserer schönen Heimatstadt gibt es für uns Senioren immer wieder freudige Stunden, zu deren Gestaltung verschiede- ne Gönner beitragen. Juni 1982 der schöne, von der Pfarre und Herrn Direktor Tschutschen- thaler organisierte Ausflug nach Rinn so- wie dem gemeinsamen Gottesdienst, den wir in Innsbruck mitfeiern- durften und die gute, reichliche Jause und die Betreu- ung. Für all das Schöne danken wir Senio- ren mit einem herzlichen »Vergelt's Gott«! Juni, dem Fest der Heiligen Dreifaltigkeit, erwartete uns Senioren vom Altersheim wieder eine freudige Überraschung. Als der Bus um 13 Uhr kam, waren alle 22 Teilnehmer gespannt, wo das Ziel sein würde. Die Fahrt ins Blaue landete zum Staunen aller Senioren auf der schönen Seidlalm, wo wir mit gu- tem Kaffee, Kuchen und Getränken von der Frau Wirtin kostenlos versorgt wur- den. Drei Kitzbüheler Musikanten beleb- ten die Unterhaltung und als ein Drachen- flieger in der Luft schwebte, und für je- den Almrosen fallen ließ, war die Freude besonders groß, bei der herrlichen Aus- sicht. Unserem edlen, jungen Freund, der al- les selbstlos organisierte, der Frau Wirtin, allen Helfern, Herrn Mariacher und sei- nem netten Chauffeur für die kostenlose Fahrt und den Musikanten ein herzliches »Vergelt's Gott«! Auch jene, die das Bett hüten mußten, danken für den guten Kaf- fee, den Kuchen und das nette Sträußchen Almblumen. In Dankbarkeit: die Bewohner des Al- tersheimes.
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