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Ges. Gesch. 4.ai e!4 l e/ mwt® cle7~ ,0 Paris Samstag, 17. Juli 1982 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Lehrerin und diente in diesem Beruf der Kitzbüheler Jugend durch vier Jahrzehn- te, ihr großes künstlerisches Empfinden und die Notwendigkeit, den künstleri- schen Nachlaß des Bruders zu verwalten, machten Frau Walde auch in der Kunst- szene zu einer bedeutenden Gestalt. Aus Berufung wurde Berta M. Walde Lehrerin. Es stellte sich bald heraus, daß sie in diesem Beruf Außergewöhnliches zu leisten bereit und imstande war. Schon im Jahre 1922 anerkannte der Landesschul- rat für Tirol ihre Arbeit als »ausgezeich- net«. In den Anfängen der vom Vater be- gründeten »Bürgerschule« Kitzbühel un- terrichtete Berta M. Walde auch an dieser Schultype und besuchte Sommerkurse in Graz. Bald kehrte sie aber ganz an die Volksschule zurück. Frau Walde wurde mehrmals vom Bezirks- und Landesschul- rat belobigt. Sie besuchte Sommerlehr- gänge für Schwimmen und Turnen am Wörthersee. Sie war die erste Lehrerin in Kitzbühel, die mit den Schülern im Rah- men des Unterrichts den Skilauf pflegte. Neben der hervorragenden beruflichen Arbeit lag ihr in der schweren Zwischen- kriegszeit auch die humanitäre Aufgabe am Herzen. Aus ihrer Erziehung heraus und aus der persönlich gelebten Anschau- ung wirkte sie für Frieden und Humani- tät. Als Referentin des Jugendrotkreuzes an der Volksschule war sie an verschiede- nen Aktionen beteiligt, so auch am Brief- verkehr mit amerikanischen Gruppen. Von 1934 bis 1937 führte Frau Walde auch eine Jugendvolkstanzgruppe, die ein hohes Niveau aufwies und im »Grandho- tel« und beim Praxmair auftrat. Im Frühjahr 1953 trat Frau Walde nach fast 42 Jahren Dienstzeit in den dauern- den Ruhestand. Aus diesem Anlaß wür- digten der Bezirksschulrat und die Tiroler Landesregierung erneut die Leistungen Berta Margareta Walde. Photo: Dma Mariner, Lienz der Lehrerin Berta M. Walde. Für die treue Pflichterfüllung wurde ihr vom Land »Dank und volle Anerkennung« ausgesprochen, der Bezirkshauptmann sprach »besonderen Dank und besondere Anerkennung« aus. Angesichts dieses be- sten Berufszeugnisses ist es eine Ironie, daß ihr der verdiente Titel »Schulrat« nicht verliehen werden konnte. Zum Zeit- punkt der Pensionierung von Frau Walde war auch ein Wechsel im Bezirksschulrat. Durch bürokratische Schwierigkeiten war es trotz des mehrfachen Bemühens der Schulbehörde nicht mehr möglich, Frau Walde diese Ehrung zukommen zu lassen. Tatsache dagegen ist, daß bei den Treffen der Schülerinnen immer wieder Frau Wal- de im Mittelpunkt dankbarer Ehrenbe- zeugungen steht und sie mit Freude den beruflichen und fraulichen Erfolg ihrer ehemaligen Schülerinnen verfolgen kann. Im Rahmen einer umfassenden Darstel- lung des Lebens von Frau Walde ist auch auf die Tatsache hinzuweisen, daß sie zu Beginn des Ersten Weltkrieges als Hilfs- krankenschwester im Reservespital des Frauenzweigvereins vom Roten Kreuze in Kitzbühel zur vollen Zufriedenheit arbei- tete und sie zur Hilfsschwester ernannt wurde, der das Recht zustand, in dieser Eigenschaft die weiße Armschleife mit dem roten Kreuz zu tragen. 1918 machte sie einen Kurs an der geburtshilflichen Klinik in Innsbruck und erwarb sich Ein- sicht in die Pflege und Behandlung von Müttern und Säuglingen. Als Pensionistin war Frau Walde nie untätig. Sie sorgte für ihre greise Mutter bis zum Tod und wirkte für die Nichte Gutta und deren Familie mit mütterlicher Sorge und Liebe. Nicht weniger bedeu- tungsvoll als das jahrzehntelange Wirken für die Kitzbüheler Jugend ist die Lei- stung von Frau Walde für das künstleri- sche Werk ihres Bruders Prof. Alfons Walde. Wenn heute Walde und seine Bil- der eine Wertschätzung erfahren, wie es der Künstler in den Jahren der höchsten Anerkennung nicht erleben konnte, so ist das nicht zuletzt auf das stete und zielbe- wußte Wirken seiner Nachlaßverwalterin zurückzuführen. So fand Frau Walde eine Aufgabe, in der sie mit dem Mut einer tapferen Frau, mit dem Verständnis einer Künstlerseele und mit der Beharrlichkeit einer Kunstkennerin wirkte und wirkt. Die Reinheit des Nachlasses angesichts von zahlreichen Fälschungen, die auch von »Experten« nicht entsprechend er- kannt wurden und damit die »Walde-Re- naissance« ist ganz wesentlich Berta M. Walde zu danken. Sie hat die Anerken- nung darin gefunden, daß das Werk Al- fons Waldes einen ihm gebührenden Platz in der Kunstszene der ersten Hälfte unse- res Jahrhunderts einnimmt. Wohlausge- wogen unterstützte Frau Walde alle ern- sten Bestrebungen, das Werk Waldes be- kanntzumachen. Mit ihrer wesentlichen Hilfe schuf Dr. Gert Ammann die Künst- lermonographie. Bei der Präsentation gab der Schriftsteller zu, daß er von der Tat- kraft unserer rüstigen Jubilarin zutiefst beeindruckt war. Frau Walde hielt bei der Vorstellung des Buches eine vielbeachtete Ansprache. Die Heimatzeitung schließt sich den vielen dankbaren Gratulanten an und wünscht Frau Walde, daß sie noch recht lange und in Rüstigkeit und Gesundheit sich der Dankbarkeit ihrer ehemaligen Schüler und ihrer Heimatstadt erfreuen kann. H. W. 600 Jungmänner in Tirol eingerückt Von bundesweit 10.000 Jungmännern rückten am 1. Juli 600 in Tirol ein. Der Großteil der Tiroler Jungsoldaten wurde zur Auffüllung der Tiroler Bereitschafts- truppe, dem Jägerbataillon 21, nach Kufstein und St. Johann einberufen und dient 8 Monate durch. Ein kleinerer Teil wird in Innsbrucker Kasernen für sys:em- erhaltende Funktionen ausgebildet.
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