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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 31. Juli 1982 Fortsetzung von Seite 1 liche Motor, um irgendeine Lösung zu finden, außerhalb des unmittelbaren en- geren Stadtbereiches Verkehrslösungen zu finden, so hat sich nach Inangriffnahme des Lebenbergtunnels die Diskussion schon um die eigentliche Fußgängerzone bewegt. Verschiedenste Besichtigungen und Be- sprechungen haben immer wieder darauf hingewiesen, daß wohl vorerst das Ver- kehrsproblem rund um eine Fußgängerzo- ne gelöst werden muß, dann als sekundäre Problemstellung die Gestaltung dieser Zo- ne erfolgen kann. Trotz der bisher ziem- lich empirischen Vorgangsweise hat sich im Jahre 1980 dann der Gemeinderat für eine in Relation zu anderen Städten sehr großen Fußgängerzone entschieden, wel- che aber teilweise auch auf Skepsis gesto- ßen ist. Bis in den Frühsommer 1981 wur- den dann schon unter großem Zeitdruck die Verhandlungen geführt, bei welchen sich aber immer mehr ergab, daß eine gro- ße Lösung rechtlich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht möglich ist (Übernahme der Bundesstraßen). Wenige Tage vor dem geplanten Ein- führungstermin mußte dann die Durch- führung abgebrochen werden und Mög- lichkeiten für geänderte Situation gefun- den werden. Hier wurde dann mit Hilfe der Bezirks- hauptmannschaft in raschen Verhandlun- gen und kurzfristigen Beschlüssen die Rechtskonstruktion einer verkehrsarmen Zone mit zeitweiser Verkehrssperre ge- funden, die wohl rechtlich sich von einer Fußgängerzone unterscheidet, in der Pra- xis aber dieser sehr nahe kommt. Dieses Verordnungspaket ist mit klei- nen Änderungen (die untere Hinterstadt wurde dazugenommen) auch heute noch unverändert. Es wird wohl eine der näch- sten Aufgaben des Verkehrsausschusses sein, die schrittweise Umwandlung in eine »echte Fußgängerzone« mit den besseren rechtlichen Möglichkeiten einzuleiten. So hat sich eigentlich von selbst wieder die Entwicklung in kleinen Schritten ergeben und die Prinzipiendiskussion erübrigt. Nun zur gestalterischen Entwicklung. Der Gemeinderat hat im Laufe der Jah- re verschiedene Fußgängerzonen besichtigt und auch im privaten Interesse haben die Mehrzahl der Gemeinderäte und die zu- ständigen Bediensteten der Gemeinde sich überall bereits gestaltete Zonen ange- schaut. Auch verschiedene Vorschläge von privaten interessierten Gemeindebür- gern sind schon vorgetragen worden. Eine Erkenntnis ist jedoch allgemein gültig. Kaum eine Gestaltung ist direkt ohne Ein- schränkungen übertragbar und jede ge- diegene Gestaltung kostet viel Geld. Und diese Kosten sind auch der Grund, daß bei der Gestaltung unserer Fußgängerzone - die ja heute noch keine ist - nur schritt- weise vorgegangen werden kann. Mit der Gestaltung kann nach den heu- tigen Rechtsverhältnissen - die Straße in der Vorderstadt ist ja noch Besitz der Bundesstraßenverwaltung - nur in der Hinterstadt begonnen werden. Als erster Schritt, der in diesem Jahr abgeschlossen werden kann, ist die Öffnung der Oberen Hinterstadt in den Stadtpark und zum Klosterfeldparkplatz, der als Busstation und als stadtnaher Parkplatz neben dem »Hanslmühlplatz« eine wichtige Funktion für die Bedienung der Stadt bekommen hat. Die kooperative Haltung unseres Be- zirkshauptmannes und seiner zuständigen Beamten, sowie der zuständigen Landes- behörden hat es ermöglicht, daß der Be- hördenweg in kurzer Frist erledigt werden konnte und die Bauarbeiten im vergange- nen Jahr eingeleitet werden konnten. In diesem Jahr konnte dann die entsprechen- de Weganlage fertiggestellt werden, und derzeit sind auch die vertraglich verein- barten Ersatzgaragen im Bau. Man muß bedenken, daß alle diese Maßnahmen auch nicht wenig Geld kosten und aus dem frei verfügbaren Budget der Gemein- de von 3-4 Mio. Schilling im Jahr alle Erneuerungen in den Schulen, Alters- Kitzbichler G'schichten Von Carl Planer 2. Teil Geigenunterricht Meine musikalische Tätigkeit begann im Jahre 1919 als Geigenschüler bei Ober- postmeister in Ruhe, Johann Federer, der seine Wohnung in einem kleinen Häuserl an der Stelle des heutigen Hotel »Hirzin- ger Hof« gehabt hat und darin Unterricht gab, sehr häufig nicht zur Freude seiner Gattin, die daraus kein Hehl machte. »Heut kratz's aber wieder ganz fürchter- lich« war ihr Urteil, nicht zu Unrecht, Carl Planer. denn die ersten Monate Violinunterricht anhören zu müssen, ist wahrlich kein Vergnügen. Nach zirka dreiviertel Jahren sagte Herr Federer zu mir: »Du mußt jetzt schau'n, wie du weiterkommst, ich kann Dir nicht mehr lernen, weil ich selbst nit mehr kann.« Herr Federer war auch Brat- schist und Kirchensänger. Er starb am 3. Jänner 1925 im 75. Lebensjahr. Als ich noch sein Schüler war, mußte ich jeden Sonntag aufs Kirchenchor gehen. Damals gab's jeden Sonntag Instrumentalmusik, denn der damalige Chorregent, Anton Rothbacher (von dem wir noch einiges hören werden), sagte: »Am Sonntag müaßn a paar Geigen mitgeh'n.« Ich hab aber noch fit mitspiel'n dürfn, aber neben dem Vollblutmusiker Josef Merz steh'n müss'n, und die Noten mitle- sen. Ganz unvermutet setzte er plötzlich die Geige ab, und ich hab ihm die Noten- stelle zeig'n müssn, die er gerade gespielt hat. Eine bessere Schulung als Kirchen- musik hat's damals kaum geb'n, denn ei- ne Musikschule hat man bei uns nit kennt. Herr Merz war Schuldirektor in Ruhe, wurde am 23. Juli 1847 in Falkenau an der Eger geboren, zog am 4. Oktober 1907 nach Kitzbühel und starb hier am 5. Jänner 1924. Er war der Großvater unse- res allseits bekannten und beliebten Bank- beamten in Ruhe, Siegfried Perger. Die Drillinge Da war einmal ein Metzgermeister, ich glaub', es war der Urgroß- oder Ur-Ur- großvater des heutigen. Dort hat's a Ge- burt geb'n. Als das Kind da war - der Vater war anwesend - hat die Hebamme g'sagt: »Meister, iatz kimmt no oans«, und nach dem hat die Hebamm neuer- dings g'sagt: »Meister, iatz kimmt no a dritt's.« Da hat der Meister, der sich den Titel ja auch in dieser Beziehung ehrlich verdient hat, gsagt: »Muatta, was hast denn heut für a G'schtüat!« Der Herr Baron Dann hamma in der Schule einen Kate- cheten, keinen Kitzbichler und auch kei- nen Tiroler, sondern einen Rheinländer g'habt. Seine Eltern ham hier in der Pfarr- au g'wohnt. Er hat »Inthurm« g'heissen, war Baron und Bischof von irgendeinem afrikanischen Bischofssitz und hat Bi- schofsring und rotes Barret getragen. Er war ein sehr vornehmer Mann und für Musik sehr begeistert. Für uns Knaben, wie er uns g'nannt hat, war er einfach der Herr Baron. Beim Religionsunterricht war es unser Vergnügen, wenn er in die Westentaschn griffn und a kloans Leder- tascherl außazogn hat. Da war a goldene Taschenuhr mit Springdeckel drin', die er in einer Stund sehr oft aussazogn hat, was für uns jedesmal a sehr eindrucksvolle Handlung war. Oamal is er ins Klassen- zimmer eina, hat seinen Talar aufknöpft, drunter is a braune Strickwestn zum Vor- schein kemma. Dann hat er g'sagt: »Seht mal, Knaben, was Baron für schöne We- ste anhat.« Er entdeckte unsere Jungmusik, die ei- ne Gründung von Vater Rothbacher war, die aber noch an der Ausbildung gearbei-
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