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Samstag, 31. Juli 1982 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 heim, Kindergarten, Sportstätten, Pisten- ausbau, den städtischen Gebäuden, die Wasserschutzbauten (Flußbau, Wild- bachverbau) der normale Straßenbau (heuer die Staudachbrücke mit 1 Mio. Schilling) und vieles andere bedeckt wer- den muß. So gesehen ist der finanzielle Einsatz, den die Stadtgemeinde für die Belange der Fußgängerzone vorgesehen hat, als außer- ordentlich groß zu bezeichnen. Allein die Baumaßnahmen im Gebäude der Bezirkshauptmannschaft - Durch- bruch, Installationsumbauten, Isolations- maßnahmen, Bauarbeiten usw. - haben mit der entsprechenden Umfeldgestaltung schon rund 350.000 Schilling gekostet. In diesem Jahr dann die Fertigstellung der Weganlage und die Errichtung der drei Ersatzgaragen werden nochmals den glei- chen Betrag erfordern. Dann ist auch die erste Etappe der ei- gentlichen Gestaltung der Fußgängerzone noch im heurigen Jahr geplant, dies ist der Teil der oberen Hinterstadt vom Joch- berger Tor bis auf die Höhe des Finanz- amtes. Sind auch zur Struktur der Oberfläche noch während der Sommermonate in den zuständigen Gremien mit unseren Fachbe- ratern entsprechende Diskussionen zu führen, so sind die Fragen des Unterbaues (Kabel, Kanal, Wasserleitungen) der ein- geebneten Gehsteige, der Entwässerung schon geklärt, d.h., diese ergeben sich zum Großteil zwangsweise. Der hiefür erforderliche Betrag von nochmals 750.000 Schilling ist im Haus- halt vorgesehen, sodaß der Verwirkli- chung nach der Sommersaion nichts im Wege steht. Die nächste Etappe wäre dann 1983 mit ähnlichem Aufwand die Fortsetzung bis zum Rathaus und nach rechtlicher Abklä- rung in weiteren zwei Jahresetappen der obere Teil der Vorderstadt. Dieser Plan hat neben der finanziell möglichen Siche- rung - auch bei gebremster wirtschaftli- cher Entwicklung - noch den Vorteil, daß in der Kommunikation mit den be- troffenen Bürgern auch Korrekturen vor- genommen werden können. Eine weitere, auch dazugehörige Maß- nahme ist die Renovierung der Kathari- nenkirche - der direkte Mittelpunkt die- ser kleinen Zone - welche im Innenraum praktisch abgeschlossen ist, und nun an der Außenfassade begonnen wird, wobei natürlich auch das Umfeld mitberücksich- tigt werden wird. Di Mithilfe der Hausbesitzer in diesem Stadtbereu.h - die ja weitestgehend vor- handen sind - wird sicher beitragen, ein Schmuckstück aus diesem Stadtteil zu machen. Die sich dann sichtbar zeigende, andere Gestaltung der Fußgängerzone gegenüber den anderen Straßenzügen soll dann ver- bunden mit organisierter Überwachung die entsprechende Öffnung ermöglichen, wie es in allen anderen Fußgängerzonen üblich ist. Sind auch heute schon viele Vorschläge für die aktive Belebung dieser Zone vor- handen, so sind doch unsere Jugend und die verschiedenen Vereine, aber auch die betroffenen Geschäftsleute eingeladen, hier mit ihren Ideen tätig mitzumachen. Naturfreundeldnder! Um uns auch in den Ferien einmal zu treffen, wollen wir am Mittwoch, den 4. August 1982, von der Bichlalm zur Wild- alm wandern, dort einige Spiele machen und dann gemütlich über Brand zurück zur Bichlaim heimwärts ziehen. Alle Kinder, die Lust haben, treffen sich mit uns um 9 Uhr bei der Talstation des Sesselliftes. Nehmt Regenschutz und Jause mit, Geld für den Lift (11 Schilling) und sehr viel Humor. Ich freue mich auf eine große Anzahl. Eure Sieglinde tet hat. Der Herr Baron hat beim Rothba- cher durchgesetzt, daß diese Jungmusik im Frühjahr 1920 als erste Ausrückung die Erstkommunikanten in die Kirchn be- gleitet hat. Den Brauch hat die Stadtmu- sik bis heute fortgesetzt. Diese Jungmu- sik, bei der ich großer Trommler war, wurde vom Herrn Baron sehr gefördert. Es gab im Bezirk und weitum herum kaum eine Kriegerdenkmalenthüllung ohne Kitzbichler Jungmusik. Wir ham im Kur- haus Badgastein g'spielt, zweimal im gro- ßen Stadtsaal Innsbruck und beim großen Katholikentag in Wien. Damals haben wir auch dem Kanzler Dr. Ignaz Seipel, dem Kardinal Piffl und anderen hohen Per- sönlichkeiten Ständchen gebracht. Der Herr Baron war in seiner Art im- mer sehr direkt. Er wurde ins Salzburgi- sche versetzt, hat mit seinen Predigten Schwierigkeiten gehabt und bekam dann auch Predigtverbot. In Kitzbühel war zugleich mit ihm ein Kooperator aus dem Zillertal, ein gesun- der, kräftiger Bauernsohn. Die zwei paß- ten so gut zusammen wie »a Faust aufs Aug'«. Dieser Kooperator hat amal die Sonntagspredigt g'halten, der Baron war auf dem Chor. Immer Öfter hat er die be- rühmte Uhr herausgezogen und den Deckel springen lassen. Wias ihm dann zu lang dauert hat, is er an die Ballustrade vorgegangen und hat ganz laut und für die Kirchenbesucher vernehmlich g'sagt: »Ja, hört denn dieser Schmalzkopf da un- ten überhaupt nicht auf.« Einmal hat er in der Schule zu uns »ihr dummen Tiroler« g'sagt. Nach der Schul is die Klasse dann hinauf in den Pfarrhof, um zu protestieren. Wia er dann das Ge- trampel vom Gang in seinem Zimmer g'hört hat, is er herauskemma und hat g'fragt: »Ja, Knaben, was wollt ihr denn?« »Ja, Herr Baron, dös mit den dummen Tirolern hat ins halt gar nit recht paßt.« »Aber um Gottes Willen, Knaben, 'das hab ich doch nicht so gemeint, jetzt kommt herein.« Und dann bekam jeder ein kleines Geschenk: Ein Buch, ein Ver- größerungsglas oder ein Bild usw. »Jetzt sind wir wieder die Alten«, hat er dann zum Abschluß gesagt. Wir wären fürn Herrn Baron ohne diese Geschenke auch durchs Feuer gegangen. Er wurde sehr alt und hat mich einige Jahre vor seinem Tod hier in Kitzbichl noch besucht. Die Einsiedl-Moid Ein Original besonderer Art, die den Schnabel am richtigen Fleck gehabt hat und wegen ihrer Schlagfertigkeit berühmt war, war die Einsiedl-Moid. Nebenbei be- merkt, war sie eine Schulkollegin vom nachmaligen Weihbischof Dr. Filzer, der sie bei jeder Gelegenheit in Jochbergwald, wo sie später war, auf einen »Watter« aufgsuacht hat. Die Moid, die damals im Bierlokal beim Hinterbräu - ein Reisch- betrieb - als Kellnerin tätig war, hat wie jeder Angestellte, ob Koch, Kellnerin, Konditor usw. im damals großen Land- wirtschaftsbetrieb beim Heig'n mithelfen müaßn. Da hats natürlich braune 0' sich- ter und braune Arme geb'n. Die vorneh- me Hautfarbe war aber damals so blaß wie möglich. Die weiblichen Sommergäste hab'n weitkrempige Florentinerhüte, Sonnenschirme und weiße Handschuhe bis über die Ellbögen tragen, um ja nicht braun zu werden. Da hat ein Kitzbichler Bürger wegen einer geringfügigen Sache, ich weiß nicht warum, eine Woche in der Kandi sitzen müssen und danach war na- türlich der erste Weg zur Moid auf ein Bier. Nach der Begrüßung sagte der Bür- ger: »Du bist aber schö braun, Moid«. Die Antwort ist wia aus der Pistole ge- schossen dagwes'n: »Wenn i so lang im Schatt'n ghuckt wa, wie du, war i a wel- ßer.« Da Wecker Johann Fröhlich, vulgo Fröhler Han- sei, war Streckengeher bei der Eisenbahn und ein guter Musikant. Er hat Geign, Viola, Klarinett und Konzertina, wia ma damals a chromatische Zugin ghoaßn hat, g'spielt. Er hätt' für seinen Dienst immer früah aufsteh'n müaßn und hat sich trotz Wecker sehr oft verschlaf'n. Da hat er sich einen Apparat konstruiert, der den Glockenschlag vom Wecker durch eine Schnur mit einem Holzschlögel verbun- den hat. Und der Schlögl hat dann auf den Kopf des Hansei g'schlag'n, und dann is Hansei verläßlich äufg'wacht. Aber einmal hat ihm der Schlögel so un- glücklich auf die Schläf'n g'schlag'n, daß er fast zwei Stund bewußtlos im Bett g'leg'n is. Er war Junggeselle mit einer fürchterli- chen Wirtschaft und is immer ungepfleg- ter word'n, so daß man dann bei der Mu- sik auf ihn hat verzichten müaß'n, weil niemand neben ihm sitz'n hat woll'n.
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