Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 7. August 1982 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Dem Kitzbüheler Vereinsidealisten Adam Pichler zum Gedenken In Kitzbühel starb der über die Grenzen der Stadt bekannte und verdienstvolle Rot-Kreuz-, Feuerwehr-, Heimkehrer- und Schützenidealist Adam Pichler im 89. Lebensjahr. Der lange Lebenslauf des Verstorbenen war von seiner frühen Jugend an bis kurz vor seinem Tode mit handwerklicher Ar- beit, Liebe und Sorge für seine Familie, mit pflichtbewußten und immer hilfsbe- reiten Idealen für seine Mitmenschen voll ausgefüllt. Adam Pichler ist als Sohn eines Klein- bauern am 3. Mai 1894 in Saalfelden ge- boren und übersiedelte im Kindesalter mit seinen Eltern nach Kirchdorf in Tirol. Sein Vater, Johann Pichler, ist im Jahre 1901 bei der Arbeit tödlich verunglückt. Der Volksschüler Adam Pichler hat dann in Leogang und Waidring bei Bauern und als Pferdeknecht im Pfarrhof in Kirch- dorf bei harter Arbeit seine Kinder- und Jugendjahre verbracht. Im Jahre 1912 kam er als Lehrling zum Tischlermeister Huber nach Kitzbühel. Dieser Betrieb mußte bei Kriegsausbruch 1914 kurzfri- stig geschlossen werden. Der Tischlerlehr- ling Pichler arbeitete wieder bei Bauern. Der durch seine arbeitsfreudigen und har- ten Jugendjahre für menschliche Kontak- te recht aufgeschlossene Adam Pichler fand :n Kitzbühel gleich hilfsbereiten An- schluß bei der Rettungsabteilung, Freiwil- ligen Feuerwehr und besonders bei den Schießstand-Schützen. Nach einem Landesgesetz vom Jahre 1913 wurden alle in den Schützengilden- Schießständen einrollierten Burschen für den mobilen Frontdienst untauglich oder zurückgestellt und alle Männer bis zum 60. Lebensjahr in den Gemeinden erfaßt, im Schießen notdürftig ausgebildet, uni- formiert und im Falle eines feindlichen Angriffes auf Tirol als landsturmpflichti- ge Truppe - Standschützenkompanie und BataiLone - zur Landesverteidigung aufgeboten. Der damals junge Schütze Adam Pichler gehörte zu diesem wehr- pflichtigen Personenkreis. Das Stand- schützenbataillon des Bezirkes Kitzbühel, Batl.-Kdt. Oberförster Josef Brunner, wurde am Pfingstsonntag, den 23. Mai 1915, nach einer Feldmesse in Kitzbühel, Vorderstadt, feierlich vereidigt und rück- te an die bedrohte Südfront der Tiroler Alpenheimat ab. In diesem Verband hat Adam Pichler als junger Standschütze und Sanitäter bis zum Kriegsende 1918 sehr wehrhaft und hilfsbereit seine Solda- tenpflicht erfüllt. Für seinen besonders mutigen Einsatz wurde er mit der »Bron- zenen« und ki. »Silbernen« Tapferkeits- medaille ausgezeichnet. Nach langen Tagesmärschen über den Jaufenpaß, Sterzing und Brenner kehrten die Kitzbüheler Standschützen wieder in ihre Heimatstadt zurück. Der heimgekehrte Standschütze Adam -Pichler, mit ernsten Existenzsorgen kon- frontiert, arbeitete als Lehrling in der Tischlerei Huber weiter, besuchte noch fleißig die Gewerbeschule und legte die Gesellen- und Meisterprüfung für das Tischlerhandwerk in Innsbruck mit Er- folg ab. Adam Pichler hat auch im Ge- meinderat Kitzbühel mehrere Jahre die öffentlichen Interessen der Bevölkerung vertreten und war von 1934 bis 1936 in der Tischlerinnung tätig. Im Kitzbüheler Schützenwesen - Gilde und Kompanie - war Adam Pichler auch in den nicht immer frohen und freien Schützenjahren vor, während und beson- ders nach dem 2. Weltkrieg beim Wieder- aufbau des Schießstandes 1956 in der Langau und Neubau in Hinterstaudach im Kitzbüheler Jubiläumsjahr 1970/71 - 700 Jahre Stadt - eine arbeitswillige Hilfskraft und im Traditionsgeist der Schützenkompanie - bei der Wiederauf- stellung der Kompanie unter Hauptmann Viktor Höck im Jahre 1923 und Wieder- gründung der Schützenkompanie Kitzbü- hel im Tiroler Gedenkjahr 1959 - immer wieder ein willensstarker Aktivist der er- sten Stunde, ein Vorbild für die junge Ge- neration in der alten Schützenstadt Kitz- bühel. Große Verdienste hat sich der Rot- Kreuz-Vater und Feuerwehr-Idealist Adam Pichler seit dem Gründungsjahr 1913/14 beim Aufbau des Rettungswe- sens der Stadt Kitzbühel, besonders in den Kriegsjahren 1939-1945 und in den er- sten Nachkriegsjahren, erworben. Seine immer hilfsbereite und kameradschaftli- che Mitarbeit beim Roten Kreuz und bei der Stadtfeuerwehr wurde von den zu- ständigen Steilen des Landes und Bezirkes mit hoher Auszeichnung und Ehrung ge- bührend gewürdigt. Für besondere Verdienste im Tiroler Schützenwesen wurde der verstorbene Standschützenvater Adam Pichler mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol aus- gezeichnet. Der Bund der Tiroler Schüt- zenkompanien hat den großen Schützen- idealisten für seine unermüdliche Aktivi- tät in der Schützenkompanie Kitzbühel die »Bronzene Verdienstmedaille« verlie- hen. Für seine 68jährige treue Mitglied- schaft bei den Kitzbüheler Schützen - Gilde und Kompanie - wurde er mit den Langjährigkeitsmedaillen von den Lan- desstellen gebührend geehrt. Auch der österr. Kameradschaftsbund, dem Adam Pichler als Kriegsteilnehmer, angehörte, hat ihm die »Goldene Verdienstmedaille« verliehen. Ein sehr großer Trauerkondukt der Stadt Kitzbühel hat den allseits geachteten Gemeindebürger, guten Vereinskamera- den und in vielen Lebensbereichen hilfs- bereiten Menschen Adam Pichler auf sei- nen letzten Weg in seiner Heimatstadt zur ewigen Ruhestätte begleitet. Adam Pichler, Kitzbühel. Stadtpfarrer Johann Danninger zele- brierte den Seelengottesdienst und hielt dem Verstorbenen einen verdient christli- chen Nachru. Am offenen Grab nahmen sehr viele Trauergäte mit Bürgermeister Hans Brettauer, die starken Abordnun- gen von der Rot-Kreuz-Orts- und Bezirks- stelle und der Stadtfeuerwehr Kitzbühel, des Kameradschaftsbundes, Ortsgruppe Kitzbühel, die Fahnenatordnung der Schützengilde und d.e Schützenkompanie Kitzbühel Aufstellung. Stadtrat Jakob Lackner auc. in seiner Funktion als Bezirkschef des Roten Kreu- zes würdigte in seinem Nachrut' die gro- ßen Verdienste des verstorbenen Rot- Kreuz- und Feuer.wehr-PiDrliers Adam Pichler und dankte ihm für sein Lebens- werk der menschlicIen Hilfsbereitschaft in den vielen Jahren. BMjr. Nagiller hat in seinen Abschieds worten von der Sicht der Schützen früher und heute auf das im- mer pflichtbewußte und bekenntnistreue Lebensbild des Standschürzenvaters Adam Pichier von seiner schwergeprüften Jugend bis zu seinem letzter.. Atemzug im Krankenhaus Kitzbühel hingewiesen. Ein treues Gedenken an diesen Tiroler Schüt- zenpatrioten soll für jeden Schützenka- meraden Verpflichtung sein. Nach den Kranzniederlegungen der Körperschaften und Vereine, der Gedenksalve der Schüt- zenkompanie und den immer wieder er- greifenden Klängen vom »Guten Kamera- den« durch das Bläserquartett der Stadt- musik Kitzbühel hat sich die große Trau- ergemeinde Kitzbühel von Adairi Pichler im stillen Gedenken an diesen guten Men- sch--n verabschiedet. Feuernotruf - Tel. 122 Rettung (Rotes Kreuz) Tel. 144 Notruf Gendarmerie Tel. 133
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