Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 14. August 1982 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Ja, man erlebte - nach Ruggiero Ricci - tatsächlich einen zweiten hervorragen- den Musikabend und durfte ihn erleben, weil sich im Ensemble »Salzburger Soli- sten« beste Musiker zusammengefunden haben. Namen, die man sich wird merken müssen, wie ein Kritiker in der BRD schrieb, Musiker verschiedener Prove- nienz unter Leitung des Geigers Luz Les- kowitz - eine variable Gruppe (variabel, weil ihre Programme wechselnde Beset- zungen erfordern. Vom Duo bis zum Sex- tett). Und sie brachten nach Kitzbühel ei- ne Werkabfolge, wie sie nicht interessan- ter hätte sein können; denn schon das er- ste Stück, ein »Divertimento für Violine, Cello und Kontrabaß« von Michael Haydn (dem Salzburger Haydn) ist eine Perle, ein phantasievoll gearbeitetes Werk, haydnisch im besten Sinn, trotz- dem völlig eigenständig. Zur vollkomme- nen Freude wurde dieses Stück aber nicht zuletzt durch die ausgezeichnete Kontra- bassistin Mette Hanskov. Sie spielt den Baß liebevoll wie eine Geige. Und so was von zügiger Bogenführung bei aller Lockerheit, Gelöstheit - ein Kontrabaß zum Verlieben! Aus der Beschäftigung mit Richard Dehmels Gedicht »Verklärte Nacht«, empfunden mit dem Gemüt des Spätro- mantikers (Wagner-Nachfolge, Tristan!), erwuchs zur Jahrhundertwende (1899) ein Streichsextett, das den Namen seines da- mals 25jährigen Komponisten Arnold Schönberg spontan bekannt machte. »Zwei Menschen geh'n durch kahlen, kal- ten Hain. Der Mond läuft mit, sie schau'n hinein. . .« Und das Weib gesteht: »Ich trag' ein Kind, und fit von Dir; ich geh' in Sünde neben Dir.« Und der Mann - selt- same Reaktion: »Das Kind, das Du emp- fangen hast, sei Deiner Seele keine Last. Du wirst es mir von mir gebären. Du hast den Glanz in mich gebracht, Du hast mich selbst zum Kind gemacht.« Und der ver- klärende Schluß: »Zwei Menschen geh'n durch hohe, helle Nacht.« - Ein Ge- dicht, das nach Darstellung geradezu schreit, etwa in Holzschnitt-Technik, aber auch nach musikalischem Ausdruck. Schönberg hat freilich kaum äußere Kon- turen gesetzt, sondern sich vielmehr ganz den gedanklichen Strömungen hingege- ben und noch mehr den seelischen Emp- findungen, sich von der Psychologie des Gedichtes leiten lassen. - Zu Anfang breitet sich ein zarter Schleier von Tönen gleichsam in konzentrischen Ringen aus, verdichtet sich. Ein kurzer Durchblick, dann wieder die schleierartigen Gebilde - vielleicht Ausdruck der Angst vor dem Geständnis. Immer neue Ansätze führen schließlich in einem großen Anlauf zu die- sem; aber das unmittelbare Konkrete, so- zusagen der Zeitpunkt, läßt sich trotzdem nicht bestimmen. Sicherlich gilt auch hier der Beethovensatz zur Pastoralen (6. Symphonie): »Mehr Ausdruck der Emp- findung als Malerei.« Und dieses Emp- findsame steigert sich nicht nur einmal bis zum Überschwang, ja zum Ekstatischen, beinahe zum Exzeß, in regelrechtem Klang-Rausch, zum Non-plus-ultra an musikalisch ausgedrückter Emotion. Man muß verstehen, daß von hier kein Weg weiterführte, daß Schönberg in das ande- re Extrem - das Mathematisch-Kal- kulierende der Dodekaphonie verfallen mußte. (Man merkt ja, wie er bis zu letz- ten harmonischen Möglichkeiten vor- stößt, wie er tief hineinhorcht - geradezu in Weltraumtiefen, wie er die tonalen Räume zur Gänze ausschreitet und wie, gleichsam von einer Außenhaut, einer be- grenzenden Sphäre die Töne zurückge- worfen werden, federnd zurückprallen. Die Grenze scheint erreicht. Weitere Mög- lichkeiten sind nur mehr im Konstrukti- ven zu finden.) Was nichts an der Tatsa- che ändert, daß es sich bei der »Verklär- ten Nacht« sicherlich um ein geniales Werk handelt. Und das Publikum, dem hier alles Lob auszusprechen ist, ging prächtig mit. Weder der Haydn vorher, noch der Dvorak nachher, konnten auch nur annähernd solchen Applaus, solche Begeisterung verzeichnen. Die Darbietung war aber auch schlechthin kongenial. Vor allem Luz Leskowitz am 1. Pult und die Cellistin Susanne Ehn mit ihrem samtig- satten Ton, ja, ihrer ganzen Art des Spiels - man mußte ihr unwillkürlich dauernd »zusehen« - sorgten für jene gewisse Farbigkeit, welche dieses Werk in beson- derem Maße braucht. Und es war auch eine gute Idee, das Programm mit einem Dvorak, einem ech- ten »Musikanten« also, zu beschließen: »Quintett für 2 Violinen, Viola, Cello und Kontrabaß«, G-Dur, op. 77. - Ein paar ernste. Einleitungstakte, und schon findet man sich - so jedenfalls scheint es - bei einem böhmischen Dorffest. Aber es bleibt nicht dabei. Eine seltsame Mixtur aus Besinnung und Ausgeglichenheit er- gibt sich, eher »Philosophie eines Dorffe- stes« möchte man etwas absurd sagen. Volkstümliches und »Klassisches« durch- wirken einander. Seltsam zwiespältig geht's fort. Sind es Bilder aus unbe- schwerten Tagen, die da sporadisch auf- tauchen? Ein Jahrmarktsgeiger tritt auf; aber die Stimmung bald wieder ernst. (Hinter der Kulisse der »Fremdling«!) Ein wunderbares Andante schließt an, dessen Anfang Mendelssohn die Reverenz er- weist, im letzten Satz wieder Reflexionen zum Volksfest. Man müßte nicht Salzburger sein (wie Leskowitz), und das Ensemble dürfte nicht »Salzburger Solisten« heißen, erwie- se man nicht jener einzigartigen musikali- schen Sonne die Huldigung, welche den Ruhm dieser Stadt wesentlich mitbegrün- det hat. »Wir spielen als Draufgabe die Romanze eines unbekannten Salzburger Meisters.« Und dann geigten sie den 2. Satz aus der »Kleinen Nachtmusik«. Schmunzeln beim Publikum, Dankbar- keit des Publikums, Entsh1uß des Publi- kums wiederzukommen. Hugo Bonatti iö !fi :I1 1 Kirchenkonzert »The Midwesi Chorale and Orchestra« aus Cecar Rapids, IOWA 52402, USA. Leitung: Charles Ashfcrd - Chor, Jack G. .anney - Orchester. Werke von Brahms, Rachmaninoff, Williams, Lubof, Dawsoxi. Shaw u.a.m. Samstag, 14. August 1982, 20.15 Uhr, in der Stadtpfarrkirche Kitzbühel. Frei- willige Spenden! Einzahlungen an die Lebenshilfe, Sektion Kitzbühel (llierapiezentnim Oberndorf) Raika Kitzbühel, :(tc. 3C.101000 Sparkasse Kitzbül- el, Ktc. CC'0010-0441 1 Hagebarik, Kto. 924-23266-6 OCI, Ktc. 363-1'073 BTV, Kto. 843-03)416 Raika O1:erndorF, Kto. 31.579.873 200.— B1umensende für Anna Werner, Kitzbühel, von Barbara Trixl, Oberndorf 125 150.— Blumensende für Mathias Bach- mann von Ida Nicdas, Kitzbühel 400.— Blumensende für Luise Kappier von Trude Peter-Senn, Linz, Gret! Ammann-Ser.n, Bregenz 20C'.— Blumenspende für Luise Kappier von Herta Waich, Kitzbühel, Reischfed 4 400.— Blumenspende für Christe Mössenlechner von Grete Koidl, Feldweg, Kitzbühel 100.— Spende, Rupert Lapper, Oberhir- zing, Kirchberg 2000.— Spende, Peter Schroll sen. Kirhberg LT. Wir danken herzlich! Feuernotruf - Tel. 122 Rettung (Rotes Kreuz) Tel. 144 Notruf Gendarmerie Tel. 133 Kitzbüheler Sommerkonzerte 2. Abend Die »Salzburger Solisten« begeisterten ihr Publikum
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