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Samstag, 28. August 1982 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 lung wurde wegen der bevorstehenden Verhandlung für den Erweiterungsbau des Parkplatzes notwendig. Die Bergbahn AG hat aus dem Besitz des Parkhotels des Hotelbauvereins Kitz- bühel schon vor einiger Zeit eine an den derzeitigen Parkplatz angrenzende Fläche von rund 3800 Quadratmetern erworben, was 160 Stehplätzen entspräche. Nun hat eine Studie ergeben, daß hier ein sehr in- teressantes und ergiebiges Projekt reali- siert werden könnte. GR Capellari erläu- terte dies dem Gemeinderat: Die Erschlie- ßungsstraße Marchfeld, die sehr breit er- stellt wurde, könnte um 170 m nach We- sten verlängert werden, anschließend kä- me eine Bahnunterführung unter der Bun- desbahn zum unteren Hahnenkammpark- platz in Frage. Da die Einfahrt von der Paß-Thurn-Bundesstraße aus Richtung Jochberg bereits jetzt verbessert werden konnte und Stehspuren von den Techni- kern für möglich erklärt werden, könnte damit der gesamte Skibusverkehr aus Richtung Jochberg - Paß Thurn zum Hahnenkammparkplatz auf dieser Route geführt werden. Dies wäre eine bedeuten- de Entlastung für die Kreuzung Bundes- straße - Jochberger Straße bei der Kap- serbrücke und der Verkehrslinie Kapser- brücke - Hahnenkammparkplatz (Joch- berger Straße, Bichlstraße, Malinggasse, Josef-Herold-Straße), aber sicher auch des Durchzugsverkehrs in Richtung Stadt. GR Capellari wandte sich gegen Über- legungen, die neue Straße über den Park- platz bei der Hahnenkammbahn hinaus zu verlängern. In der Planung von Dr. Ii- letschko ist die Stichstraße aus dem Bri- xental bis zu den Streifalmliften vorgese- hen. Eine Verlängerung über die Skiwiese ist nicht vorgesehen und brächte jenen Durchzugsverkehr, den man im Zuge der Planung von Prof. Petrovic seinerzeit ent- schieden abgelehnt hat. Die Studie sieht Kosten von 4,5 Millio- nen Schilling für die Unterführung und insgesamt von 15 Millionen Schilling vor. Es wurden bisher mit den Anrainern keine Verhandlungen geführt, wohl aber Ge- spräche mit den Bundesbahnen. Die ÖBB wollen weiterhin Schranken auflassen. Das größte Problem ist der schienenglei- che Übergang bei der Haltestelle Hahnen- kamm, ein zweites der Übergang beim Petzoldweg zur Skiwiese und ein weiteres der Weg zum Waldhofbauern. Letzterer muß in den Überlegungen vorerst ausge- schlossen werden. Für die Unterführung bei der Skiwiese zeigt sich eine Lösung in Verbindung mit einem landwirtschaftli- chen Bringungsweg. Der »große« Schran- ken bei der Station könnte im Zuge des Bauvorhabens Unterführung mitgelöst werden. Ein weiterer Pluspunkt der Studie ist die Führung eines Gehweges von der Marchfeldgasse entlang der Bahn bis zur Station Hahnenkamm. Die Bergbahn AG Kitzbühel ist an einer Verbesserung der Situation sehr interessiert, sie hat be- kanntlich die Parkplätze geschaffen und erweitert und hat auch die bisher aufge- laufenen Vermessungskosten im Zusam- menhang mit der Studie gemeinsam mit der Stadt bezahlt. Der Gemeinderat zeigte sich von der Studie beeindruckt und gab dem Straßen- referenten den Auftrag, seine Überlegun- gen durch einen Planungsauftrag rasche- stens zu verfolgen. GR Capellari gab be- kannt, daß man sich wegen der techni- schen Probleme und den Bauplanungen der ÖBB auf eine längere Wartezeit wird gefaßt machen müssen. BM Brettauer gab der Freude Ausdruck, daß die im Volks- mund als »Capellari-Street« bekannte Er- schließungsstraße nun fortgesetzt werden soll und eine Reihe von Verkehrsproble- men damit zu lösen wären. BM Brettauer gab nach der einstimmigen Beschlußfas- sung bekannt, daß bezüglich der Ver- kehrsprobleme Lotterie-Eck und Mascht- ingerstadel Verhandlungen laufen. GR Capellari teilte mit, daß die längst aotwendige Staudachbrücke um 75 cm höher als vorgesehen gebaut werden muß, was zu Problemen bei den Rampen führt. Die Vorschreibung erfolgt durch Bundes- stellen und in Abklärung mit dem Ver- Dauungsprojekt. Die Mittel von einer Mil- lion Schilling, die für heuer vorgesehen waren, wurden freigegeben. Die Vergabe der Arbeiten erfolgte an den Bestbieter, Fa. STUAG, um insgesamt 1,8 Millionen Schilling. In der Debatte wurde eine ver- besserte Führung der Straße von der Paß- Thurn-Bundesstraße bis zur Brücke ange- regt. Der letzte noch notwendige Grund- rausch im Zuge der Errichtung der Bau- straße zum Schwarzsee wurde einstimmig gebilligt. Die Gemeinde konnte zur Ab- wicklung Bahngrund erwerben. Mit Dank registriert wurde die Fertig- stellung des Straßensterns Sonnenhofweg. Es ergibt sich eine Überschreitung, weil man im Interesse der Anrainer schneller als vorgesehen das Vorhaben durchgezo- gen hat. Von der Überschreitung entfallen 400.000 Schilling auf das Kanalbudget und 100.000 Schilling auf den allgemeinen Haushalt. Der Fremdenverkehrsverband befür- wortete eine Freigabe des alten öffentli- chen Weges von Metzgerleiten bis Lacken für den Reitbetrieb. Der Gemeinderat gab einem Ansuchen statt, weil Lacken eine andere Zufahrt hat, aber auf jederzeitigen Widerruf und ohne Gewährleistung eines bestimmten Zustandes des Weges. Episoden im vorausgegangenen Sinn, aber auf a »Kitzbichler G'schicht« kimmts a aussi: Ich, der Autor, bin Carl Planer, gebo- ren 1909 bereits im Planerhaus, Kitzbü- hel, Vorderstadt 16, als Sohn des Karl Planer, geboren 1871 in Innsbruck und dessen Gattin Karoline geborene Mor- lang. Verheiratet bin ich seit 1935 mit Hil- degard geborene Auckenthaler. Mein Va- ter kam als uneheliches Kind in der Ge- bärklinik in Innsbruck auf die Welt. Seine Mutter ist bei seiner Geburt gestorben und sein Vater kurz danach als Schwazer Bote mit dem Pferdefuhrwerk tödlich ver- unglückt. Im gleichen Zimmer wie meine Großmutter ist noch eine Wöchnerin, die Frau von einem Hilfsarbeiter, gelegen. Die hat ihr drittes Kind bekommen, und die hat g'sagt: »Ja, wenn halt für dös Bü- abl niemand da is, dann nimm is a mit. Da war natürlich Schmalhans Küchen- meister und noch in der Schulzeit hat mein Vater seinem Ernährer nach Möglichkeit geholfen, Mörtl- und Ziegeltragen. Es ist damals die Staatsbahndirektion Inns- bruck gebaut word'n. Nach dem Aus- schulen hat der Pfarrer von St. Nikolaus zum Vater g'sagt: »Ja, Karl, was möch- test denn werden«? »Pfarrer« hat mein Vater g'sagt. »Ja, das ist leider nicht mög- lich. Du hast kein Geld und ich hab' auch keins.« Hat ihm an Anzug kauft und dem Briefträger, der einmal in der Woche nach Fulpmes zu Fuß gewandert ist, mitgeb'n, weil er ihm dort einen Lehrplatz bei einem Messerschmied verschafft hat. Dann wa- ren drei Jahre Militär und danach folgten seine Tätigkeiten in mehreren Handelsge- schäften als Kommis. Als Reservist kam er zu einer Fahnenweihe seines Regiments nach Kitzbichl. Und da hat's ihm so gut g'falln, daß er sich g'sagt hat: »Wenn ich je selbständig wern könnte, dann nur in Kitzbichl«. Und dös hat sich dann durch eine Ver- pachtung und späteren Kauf ergeben, nur daß damals noch kein Fremdenverkehr war und der Bergbau langsam im Aufhö- ren war. Also war Kitzbichl mehr oder weniger eine wirtschaftlich darniederlie- gende Stadt und mein Vater hat mit größ- ten finanziellen Schwierigkeiten zu kämp- fen g'habt. Er hat sich aber durchge- kämpft und ist immerhin Bürgermeister, Landtagsabgeordneter und Kommerzial- rat geworden. Ich habe das Lebensmittelgeschäft 1935 übernommen und im Herbst 1945 die Im- bißstube dazu eröffnet. Seit 1973 bin ich Pensionist. Bei der Stadtmusik bin ich nun seit über 60 Jahren als Geiger, Baßgeiger, Interims- kapellmeister und Schlagzeuger in allen Belangen tätig. Auch war ich Kassier, Schriftführer und Organisationsleiter des Musikvereins. Wir hab'n nach dem 1. Weltkrieg ein Streichorchester mit über 40 Mann g'habt und später dann ein kleineres Streichor- chester, ein sogenanntes Salonorchester, dann ein noch kleineres Tanzorchester, mit dem wir die damaligen Bedürfnisse bei Bällen in Kitzbichl und teilweise auch auswärts in Nachbargemeinden gedeckt haben. Die »Blechmusik«, wie man frü- her zur heutigen Stadtmusik g'sagt hat, ist in diesen 60 Jahren von den möglichen, bescheidenen Leistungen zu einem aner- kannten Klangkörper herangewachsen.
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