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Großes Echo für Fiesta »Bravo« Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 4. September 1982 Daß Helmut Schinagl, der bekannte Ti- roler Autor, einen unverkennbaren Hang zum Skurrilen, bewußt Überzeichneten, ja, Phantastischen hat, und dies vor allem im Bereich des Humorvollen, wo man's gerne abnimmt, ist kein Geheimnis. Wer seine heiteren Schilderungen, Betrachtun- gen, Ironien in den »Älplern und ihren Lustbarkeiten«, in »Plüsch, Barock und Milchrahmstrudel«, beide Wort-und- Weltverlag, Innsbruck, auch in vielen sei- ner Zeitungskolumnen etwa in der sonn- täglichen »Kurier«-Glosse »Die Maul- trommel« liest, wird zugeben müssen, daß hier auch noch Österreichisches echt österreichisch abgehandelt und eingefan- gen ist. Man muß diese Dinge freilich mit den Augen des seelisch Robusten, Un- empfindlichen lesen, darf keine patrioti- sche Mimose sein, muß darüber hinaus die Gabe besitzen, über sich selbst, die ei- gene Karikatur, herzhaft lachen zu kön- nen, damit man diese köstlichen Gedan- kenblüten, Feststellungen und gar nicht so ernst gemeinten Seitenhiebe unvorein- genommen genießen kann, und das vielsa- gende Augenzwinkern des Autors zwi- schen den Zeilen entdeckt. Schinagl ist ja - sieht man davon ab, daß er auch eine Menge Anspruchsvolles geschrieben hat - so etwas wie ein Nachfahre des wieder- entdeckten Fritz von Herzmanovsky und befindet sich in diesem Sinne in bester Ge- sellschaft mit Alois Brandstetter, Jörg Mauthe, Herbert Rosendorfer und ande- ren. Wenn nun ein so renommiertes Ver- lagshaus wie »Nymphenburger« einen Roman Schinagls in sein exklusives Pro- gramm aufnimmt, muß allerhand dran sein. Und dran ist viel - eben ein Stück Osterreich, wie es (noch immer) leibt und lebt. Denn welcher Nichtösterreicher kä- me auf die seltsame Idee, dem Bundesheer einige griechische Fabelwesen, nämlich thessalische Kentauren als Dolmetscher zwischen Mensch und Pferd zuzuord- nen?! Käme auf die Idee, in der Donau ei- ne »Yellow-Submarine«, ein Fluß-Unter- seeboot, zu installieren?! Käme auf die Idee, einen an Freßgier leidenden Sek- tionsrat des Bundesministeriums für Ver- teidigung vom Dienst zu suspendieren (wegen der blamablen U-BoYt-Sache) und ihn zur Vertuschung auf Kur zu schicken, wo er, der Fleischkoloß, zudem in einer miesen Kurkapelle die Geige streicht?! Aber dies ist nur die eine, die witzig- skurille Seite des Buches. Es hat noch eine zweite: Da ist einmal die tiefernste Sache mit der sogenannten »Möbiusschleife«, der Möbiusfläche - einer mathemati- schen Erscheinung ohne außen und innen; da ist zum zweiten die Sache mit der Auf- findung einer verschollen geglaubten Schubert-Symphonie, der »Gasteiner«; und da ist die Sache mit Berenice und dem Ich-Erzähler, weiters mit Christian, der in eine glücklich-unglückliche Liebesbezie- hung verstrickt ist; und schließlich sind da noch die seltsamen Naturereignisse in Bad Schluderbach, wo der Roman hauptsäch- lich spielt - einem fiktiven und doch rea- len oberösterreichischen Kurort, dessen Untergrund ein den wenigsten bekanntes Höhlensystem bildet, das gegen Ende des Romans zusammenbricht. Eine Katastro- phe, die zwar großes Unheil anrichtet und große Trauer auslöst - die Wandelhalle stürzt ein und begräbt einen Großteil der anwesenden Gäste, andererseits aber auch die unerwartete Lösung von Konflikten mit sich bringt; denn Berenice - Hauptfi- gur des Romans oder besser Hauptpro- blem - ist unter den Toten. Dazwischen jedoch, abgesehen von vordergründigem Geschehen, dichterisch umwerfend schöne Stellen, originell, far- big. Und das ganze formal gesehen, an der Möbiusschleife orientiert und aufge- hängt, und dies scheint das Bemerkens- werteste an diesem neuen Buch Schinagis: Dieses gewisse Endlose des Möbiusrades (der Osterreicher!), wie die Ringe ineinan- dergreifen, sich zur Großschleife lösen. All dies spiegelt sich im Ineinander der Ka- Die von Ford im heurigen Sommer kreierten Sondermodelle erfreuen sich bei den Autoverkäufern besonderer Beliebt- heit. Die Überlegung, kompakte Autos mit luxuriöser Komplettausstattung zu ei- nem unglaublichen Preis anzubieten, ist voll aufgegangen. In der Hubraumkiasse bis 1000 Kubik- zentimeter hat sich der Ford Fiesta »Bra- vo«, laut Auskunft des Innsbrucker Au- tohauses Köllensperger, durch seine Son- pitel, und so wird die Möbiusfläche zum Sinnbild des Lebens, zum Symbol des Le- benskampfes, ja, zum ewigen Kreislauf von Entstehen und Vergehen. Ein Form- prinzip, das seinesgleichen sucht. »Man muß die Bedingungen der Schleife erfas- sen«, heißt es an einer Stelle. Und am Schluß: »Innen und außen, außen und in- nen. Es gibt keinen Unterschied. Es ist immer die andere Seite, auf der sich das wahre Leben abspielt. Es sind immer die anderen, die sich auf der richtigen Seite der Schleife bewegen.« Helmut Schinagl: »Berenice oder Die Möbiusschleife«, Roman, Nymphenbur- ger Verlagshandlung, München 1982, 312 Seiten, DM 29.80, 5 226.50. Hugo Bonatti Heimatbühne Kitzbühel Weitere Aufführungen im September: Mittwoch, den 8. September 1982: »Der ideale Vater«, ländliches Lustspiel von Franz Schaurer. Mittwoch, den 15. September 1982: »Der Meisterlügner«, ländliches Lustspiel von Franz Kirchhoff. Beginn jeweils 20.30 Uhr. Kartenvor- verkauf im Büro des Fremdenverkehrs- verbandes und ab 19.30 Uhr an der Abendkasse. derausstattung eine Sonderstellung er- kämpft. Teppichboden, drei Haltegriffe - hinten mit Kleiderhaken, Thermolüf- ter, Sandfort-Polsterung, verstellbare Rückenlehne beim Beifahrersitz, elektri- sche Scheibenwaschanlage, Intervall- Scheibenwischer, abblendbarer Innen- spiegel, Heckscheiben-Wisch-Wasch-An- lage, Halogenscheinwerfer - welcher Wagen in der kleinen Hubraumklasse hat schon eine derartige Komplettausstattung zu bieten. Näheres im Geschäftsteil. Helmut Schinagis neuer Roman: »Berenice oder Die Möbiusschleife« bei Nymphenburger (München) erschienen
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