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Die Reither Berg- und Tallandschaft von einer Überlandleitung bedroht. Im Bild die Almabfahrt vom »Reither Wirt« am 15. September 1982. Samstag. 25. September 1982 Kitzbüheler Anzeiger Seite 35 Die notwendige Stromversorgung des Bezirkes Die Tiroler Wasserkraftwerke planen den Bau einer 110-kV-Leitung von Hopf- garten i.B. nach Kitzbühel (Brixentallei- tung), um die Stromversorgung des Bezir- kes Kitzbühel sicherzustellen. Derzeit wird der Bezirk durch eine 1 10-kV-Lei- tung vom Kraftwerk Kirchbichl mit einer Leitung über Elimau - St. Johann - Kitzbühel mit elektrischer Energie ver- sorgt. Die Stromversorgung des Brixenta- les erfolgt über eine ebenso von Kirch- bichl ausgehende und nach Kitzbühel füh- rende 25-kV-Leitung. Diese Leitung hat die Grenze ihrer Übertragungsfähigkeit erreicht. Im Endzustand soll also nicht nur eine bessere Versorgung des Brixenta- les, sondern durch eine 1 10-kV-Ring- leitung auch eine zweiseitige Einspeisung geschaffen werden. Die Notwendigkeit ei- ner besseren und sicheren Versorgung mit elektrischer Energie bestreitet daher nie- mand - nur bei der Trassenführung spießt es sich. Dies mag gerade im Bezirk Kitzbühel voll verständlich sein, denn es müssen rund 30 m hohe Stahlmasten in's Gelände hinein versetzt werden. Das auf Beamtenebene zuständige Amt der Tiro- ler Landesregierung hat sich redlich be- müht, einen Konsens herbeizuführen. Es ist mißglückt. Folgende Trassen stehen zur Diskus- sion: Variante A: Nach der Blinzalm über Hüttenberg und Lindenthal in den Talbo- den von Reith, welcher nördlich von Haus und Kohlhofen überkreuzt wird. Die Lei- tung führt weiter zwischen den Gehöften Brantl und Grutten nördlich des Hart- steinwerkes Cerwinka zum Weiler Has- lach, dort Einbindung in die bestehende 110-kV-Leitung. Variante B: Die Trasse A wird nach Hüttenberg nicht in den Talboden son- dern auf halber Höhe des Astbergs zum Schössergraben am nördlichen Rand des Reither Beckens geführt. Die Leitung ver- läuft weiter an den Gehöften Holzer und Adler vorbei und mündet zwischen den Gehöften Grutten und Anzenberg wieder in die Variante A. Variante C: Die Leitungsstraße verläuft bereits von der Auer-Hochalm talwärts über Stanger und Mühlbach bis Hennlei- ten im Gemeindegebiet Kirchberg. Die Leitung führt sodann nördlich der Bahnli- nie bis in die Nähe des Campingplatzes am Schwarzsee, von dort ab soll die beste- hende Trasse der außer Betrieb gesetzten 55-kV-Leitung der OBB Verwendung fin- den. Deren Trasse verläuft durch das Hausertal bis zur Geländekante beim Fel- seneck. Von hier aus führt die Variante durch teilweise verbautes Gebiet bis zum Einbindemast nahe dem Anwesen Sche- renfeuchten. Über diese Varianten haben eingehende Diskussionen stattgefunden. Keine Va- riante hat volle Zustimmung gefunden. Besonders Kitzbühel und Kirchberg weh- ren sich gegen die Variante C, gegen die Variante A und B wehrt sich die Gemein- de Reith. Die Sachverständigen geben am ehesten der Variante A den Vorzug. Man ist an mich als Obmann des Schutzverbandes wegen der kurz aufge- zeigten Problematik herangetreten. Als solcher darf ich festhalten: der Schutzver- band hat in sachlicher Weise Probleme ei- nes gedachten Kupferbergbaues, von im Bundesstraßengesetz aufgenommenen Schnellstraßen, der Trassenführung der Pipeline und vor kurzem eines gedachten Plöckentunnels aufgegriffen. Der Grund- satz des Schutzverbandes war und ist es, die Wirtschaft des Bezirkes Kitzbühel zu schützen, soweit es möglich ist. Was aber kann er in der gegenständlichen Situation unternehmen? Die Notwendigkeit der Leitung ist unbestritten, die Trassenfüh- rung in groben Umrissen klar. Es spießt sich nur im Nahbereich der Fremdenver- kehrsgroßgemeinden Kirchberg und Kitz- bühel, die doch auch überlegen sollten, daß sie und ihre Betriebe die großen Nutz- nießer der Leitung sind, also doch viel- leicht auch ein Opfer auf sich nehmen könnten. Hat der Bürgermeister von Reith mit seinem Gemeinderat so unrecht, wenn er sich gegen Trassenführungen mit schwersten Eingriffen in die großteils noch unberührte Landschaft von Reith wehrt? 11. Man darf doch nicht vergessen, daß Reith teilweise durch den geplanten Kup- ferbergbau schwer beeinträchtigt worden wäre, daß die Schnellstraße S42 Reith in seiner Wirtschaftsbasis schwer treffen müßte, daß durch Reith die Pipeline auf einer Länge von rund 7 km verläuft und daß immer mehr der Schutz der unberühr- ten Landschaft gefordert wird. Die Tiroler Wasserkraftwerke sind ein gewaltiges Wirtschaftsunternehmen! Es wird nach kommerziellen Gesichtspunk- ten geleitet. Trotzdem: Im Gedächtnis- protokoll des Amtes der Tiroler Landes- regierung, Zl. lIla 1-2574/12 steht der la- pidare Satz: »eine Teilverkabelung der 1 10-kV-Leitung kommt aus technischen und wirtschaftlichen Überlegungen nicht in Frage.« In diesem Protokoll steht wei- ters: »der Vorsitzende stellt insbesonders klar, daß gegen den entschiedenen Willen der Gemeinden die Leitung nicht weiter behandelt wird.« Im Protokoll vom 8. September 1982 steht als Erklärung des Vertreters der OBB: »Bei Ausführung der Variante C ist von Seiten der TIWAG vorher ein Übereinkommen mit den OBB bezüglich der finanziellen Ablöse der Lei- tungsrechte an der bestehenden 55-kV- Leitung Kitzbühel—Wörgl anzuschlie- ßen«. Bei dieser Situation kann das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Darum bitte ich als Obmann: Warum soll es nicht möglich sein, daß man die Leitung etwa in Nähe » Brugger Hof« und Schwarzsee un- terkabelt? Wenn man dies in so vielen Großstädten und in Industriezentren kann, dann kann man dies doch auch in einem Fremdenverkehrszentrum! Man hat zum Schutze von Kitzbühel für die Pi- peline sogar einen Tunnel gebaut! Wenn schon eine Leitung besteht, es ist die der OBB, dann kann man doch zumindest teilweise diese Trasse verwenden. Wenn etwa Bedarf an Wohnraum be- steht, dann reißt man doch nicht ein be- stehendes Wohnhaus ab, das man nützen und auch ausbauen kann, und baut ein neues mitten in eine Wiese! Das gilt auch für die Leitung! Wenn Kirchbergs Bürger- meister Bedenken wegen der Sicht auf die Leitung hat, dann muß diese Bedenken auch der Reither Bürgermeister haben dürfen. Noch nie ist etwas Positives erreicht worden, wenn jeder stur schaltet, so nach dem Grundsatz: »Verschon mein Haus, zünd andere an!« Es gibt auch ein altes Sprücherl, allerdings ein trauriges: »Den Letzten beißen die Hunde!« Und so weit soll es doch nicht kommen. Dr. Kirchmeyr Obmann des Schutzverbandes
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