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Flaches Schlackenstück 'nil welliger Oberflächenstruktur, ein besonders schö- nes Fundstück. Der Fundplatz in der Nähe des Schwarzsees. Von links der Obmann des Bergbaumu- seums Jochberg Georg Jöchl, Univ. -Prof. Dr. Richard Pittioni, der Forscher über die Bergbau- und Hüttengeschichte im Kitzbüheler Gebiet Manfred Rupert und Kulturre- ferent Friedhelm Capellari. Seite 36 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 25. September 1982 Neues von der alten Eisenerzverhüttung um Kitzbühel Daß Eisenerze um Kitzbühel im späten Mittelalter und während der frühen Neu- zeit verhüttet worden sind, weiß man seit den interessaAten Schlackenfunden, die Herr Toni Rier in seinem Hause anläß- lich verschieder Restaurierungsarbeiten bergen konnte. Sie und die mit ihnen ge- fundenen Kü'ferschlacken waren der Ausgangspunkt für die umfangreichen und langjähigen archivalischen For- schungen vom Herrn Manfred Rupert über die Bergbau- und Hüttengeschichte im Gebiete um Kitzbühel, die er in den Jahren 1973-1976 veröffentlichen konn- te. Nach den ersten Nachweisen einer Ei- senerzverhüttung im Gebiet von Joch- bergwald und von Jochberg selbst sowie den interessanten Aufschlüssen in Wink! bei St. Johann i.T. hat sich nun ein neuer Nachweis hierfür aus der Umgebung von Kitzbühel selbst eingestellt. Er ist der be- sonderen Aufmerksamkeit und dem wachsamen Auge unseres Museumsku- stos, Herrn Martin Wörgötter, zu verdan- ken. Es handelt sich um die Reste eines Eisenerz-Verhüttungsplatzes im Talbe- reich westlich des Lebenberges, wo er durch Erdarbeiten angeschnitten und - leider auch - etwas zerstört worden war. Die im Sommer d.J. mit Zustimmung des Grundbesitzers durchgeführte Untersu- chung des Restbestandes bewegte sich im Bereiche der Schlacken-Abfall-Zone, in der sehr kennzeichnende Stücke gefunden werden konnten. So vor allem verhältnis- mäßig flache Schlackenstücke mit einer welligen Oberflächenstruktur, wie sie an dem schönen, hier abgebildeten Stück zu erkennen ist. Bei ihm handelt es sich um eine für den alten Eisenhüttenprozeß kennzeichnende Fließschlacke, die beim Erkalten diese Oberflächenstruktur er- hält. Eine zweite Schlackenart, die für das Bestimmen der Ofenanlage selbst auf- schlußreich ist, zeigt stabförmige Gestalt. Diese erklärt sich daraus, daß die Fließ- schlacken in die Luftdüsen, die in die Ofenwand eingebaut waren, eingedrun- gen ist und sich hier abgesetzt hat. Aus solchen Schlackenzapfen kann man den Durchmesser der Winddüsen ablesen, aber auch bei günstiger Erhaltung deren Länge wenigstens andeutungsweise erfas- sen. Mehrere Bruchstücke solcher Düsen, die für eine Luftzufuhr mittels Blasbalg dienten, konnten gleichfalls gefunden werden, ihre in das Ofen-Innere reichen- den Düsen-Enden sind total verschlackt. Die mit Düsen ausgestatteten Anlagen werden allgemein als Windöfen bezeich- net. Solche sind schon im letzten Jahr- hundert v. Chr. verwendet worden und haben sich über die Römerzeit bis ins ho- he Mittelalter hinein gehalten. Die zeitli- che Zuordnung der einzelnen Nachweise ergibt sich an Hand der in ihrem Bereich gefundenen keramischen Reste. Bei unse- rem Kitzbüheler Fund fehlen solche, man wird aber an einen Ofen des späten Mittel- alters denken dürfen. Überraschend ist der Fundplatz selbst westlich des Lebenberges im Talgelände etwa gegenüber der Lagerstätte Sinwell, die ja besonders innerhalb des Kupfererz- bergbaues eine Rolle gespielt hat. Von ei- ner Eisenerzgewinnung dürfte bis jetzt noch nichts bekannt geworden sein. Doch darf in diesem Zusammenhang daran er- innert werden, daß seinerzeit im Grab 1 der Urnengräber auf dem Lebenberg ein Eisenstift geborgen wurde, dessen Mate- rialuntersuchung eine Verbindung mit dem Lagerstättenbereich Schattberg-Sin- well nahe gelegt hat. Die metallurgischen Untersuchungen unserer Eisenschlacken werden hoffentlich zeigen, ob sie auf eine ähnliche Beziehung zurückgehen. Jeden- falls bedarf es noch einiger Geduld, um die für die Kitzbüheler Hüttengeschichte beachtenswerte Frage in diesem oder in ei- nem anderen Sinne beantworten zu kön- nen. Kitzbühel's Industrie-Archäologie aber ist dank' unseres Museumskustos um ein neues Detail bereichert worden! Univ.-Prof. Dr. R. Pittioni, Wien ***
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