Kitzbüheler Anzeiger

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Landesrat Kommerzialrat Christian Huber. ;amstag, 16. Jänner 1982 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 Mit der Lage der Tiroler Wirtschaft hat sich am 30. Oktober 1981 der Wirtschafts- ausschuß des Tiroler Landtages in einer Sondersitzung befaßt. Dazu unser Wirt- schafts-Landesrat Kommerzialrat Chri- stian Huber: Eine Analyse der wirtschaftlichen Lage hat ergeben, daß die weltweite Konjunk- turflaute in einigen Bereichen auch Tirol erreicht hat. Verschiedene Indizien spre- chen dafür: Die Zahl der Arbeitslosen ist in der Ruhepause der Fremdenverkehrswirt- schaft in die Höhe geschnellt. Ende September waren bei den Arbeitsäm- tern 4664 und Ende Oktober 6493 Per- sonen arbeitslos gemeldet. Derzeit sind ca. 9519 Personen arbeitslos. Nach Angaben des Landesarbeitsamtes ist die Zahl der Beschäftigungslosen nicht nur auf die saisonalen Schwächen im Fremdenverkehr, sondern auch auf die zurückhaltende Personalpolitik in den übrigen Wirtschaftsbereichen zurück- zuführen. Gegenüber dem Vorjahr be- trägt die Zunahme an Beschäftigten aber immer noch 1,2 % (absolut: etwa 2500 Personen mehr), was für Tirol ei- ne gute Position unter den Bundeslän- dern bedeutet, die notwenigen zusätz- lichen 3000 Arbeitsplätze zu schaffen. Die Zahl der Insolvenzen hat sich ge- genüber dem Vorjahr ebenso wie die Zahl der krisengefährdeten Betriebe weiter erhöht. Zu den besonders ge- fährdeten Sparten gehören die Baum- wollindustrie, die Bauwirtschaft, Zweige der Metaliwarenbranche, der Autohandel und das Verkehrswesen. Die Sorgen um zwei große Textilbe- triebe mit ca. 900 Beschäftigten bela- sten nicht nur die finanzielle Lei- stungsfähigkeit des Landeshaushal- tes, sondern sind gerade vor Weih- nachten ein überaus menschliches Pro- blem; ein bedrückendes Weihnachts- fest für jeden, der um seinen Arbeits- platz bangen muß. Die Verschuldung der Tiroler Betriebe ist weiterhin im Steigen, umgekehrt dazu verhält sich die Investitionstätig- keit. . Hohe Kreditzinsen, Energie- und Roh- stoffkosten und die Konkurrenz durch Billigpreisimporte bringen unsere Wettbewerbsfähigkeit in große Ge- fahr. Eine Besserung der wirtschaftlichen La- ge ist vorerst nicht abzusehen. Diese nüchterne Beurteilung ist aber >kein Anlaß zur Panik - wenn auch ernste Sorge be- rechtigt ist. Tirol zählt immer noch zu den wirt- schaftlich gefestigten Bundesländern und erfreulicherweise - um auch etwas Posi- tives zu vermerken - hält sich unsere Fremdenverkehrswirtschaft gut. Aber auch dieser Wirtschaftszweig spürt den Druck der Kosteninflation empfindlich und s- eht besorgt in die Zukunft. Diese verhältnismäßig gute Situation unseres Landes verdanken wir dem Fleiß unserer Unternehmer und ihrer Mitarbe- ter, die immer wieder die soLde Basis un- serer Wirtschaftsstruktur bilden. Ich danke aber auch dem Hohen Haus, das erkannt hat, daß es in dieser Zeit un- erläßlich ist, der Wirtschaftsförderung Mittel zu geben, die es erlauben, die ange- spannte Lage zu mildern. Der Tiroler Landtag hat in diesem Jahr einen Nahtragskredit für eine Zinsenzu- schußaktion zur Verbesserung der Wirt- schaftss:ruktur bewilligt. Die auf 150 Mil- lionen ausgelegte Investitionsförderung wurde vorwiegend von der Industrie und dem produzierenden Gewerbe bean- sprucht. Die Nachfrage nach dieser För- derung erfordert die Auflegung einer wei- teren Tranche zumindest in diesem Aus- maß. Aber auch die übrigen Förderungs- aktionen sind stark beansprucht und ver- langen den Einsatz weiterer Förderungs- mittel. Lassen Sie mich in einer kurzen Uber- sicht die in meinen Aufgabenbereich fal- lenden Wirtschaftsförderungsmaßnah- men des Jahres 1981 darstellen: Der Tiroler Gewerbeförderungsfonds hat Darlehen für S 15.600.000.— haupt- sächlich an das produzierende Gewerbe bewilligt. S 10,6 Millionen Zinsenzuschüsse des Landes an Industrie, Handel und Gewer- be und S 5,4 Millionen mit dem Bund junktimierte Zinsenzuschüsse wurden ausschLeßlich für den Fremdenverkehr ausbezahlt. Für die Förderung von Forschung, Ent- wicklung und Innovation wurden 1,83 Millionen Schilling geleistet und den Pri- vatzimmervermietern S 1,62 Millionen zu- geführt. Im ahmen des Kleingewerbeförde- rungsfonds wurden S 63.920.000.— Dar- lehen vergeben. Für Hufs- und Förde- rungsmaßnahmen für Klein- und Mittel- betriebe wurden S 3,3 Millionen Schilling Darlehen und 6,4 Millionen Schilling Zu- schüsse aufgewendet. Bei der Darstellung der Wirtschaftsför- derungsmaßnahmen des Landes muß auch auf die beachtlichen Förderungsmit- tel hingewiesen werden, die im Rahmen des Raumordnungs-Schwerpunkt-Pro- grammes vergeben werden. Im Ruf nach immer mehr Wirtschafts- förderung infolge der millionenverschlin- genden Sanierungen von Großbetrieben zur Erhaltung von Arbeitsplätzen darf je- doch nicht übersehen werden, daß die ein- gesetzten Mittel die Fortführung der Pro- duktion garantieren müssen. Nicht ver- gessen werden dürfen die vielen Klein-und Mittelbetriebe, die ebenso unter schwie- rigsten Verhältnissen arbeiten. Die verschiedenen Förderungsaktionen des Landes sind gerade auf die Klein- und Mittelbetriebe ausgerichtet. Ich bitte, dies bei den Ansätzen für die Wirtschaftsför- derung im Kapitel 7, die ein Mindesterfor- dernis darstellen, zu berücksichtigen. Ich bin mir bewußt, daß nach unseren Förderungsgrundsätzen die Sicherung der Arbeitsplätze an der Spitze der Kriterien steht und daß die finanziellen Hilfen des Landes nur Anreiz zu Investitionen und Unterstützung der Selbsthilfe sein kön- nen. Frau Abgeordnete! Meine Herren Abgeordneten! Es tut mir leid, daß ich Ihnen kein schö- neres Bild von unserer wirtschaftlichen Lage vorstellen kann. Die Ursachen dieser Wirtschaftslage werden täglich in der Presse beschrieben und die Symptome dieser Krankheit hinreichend aufgezeigt. Ich möchte es mir aber nicht leicht ma- chen und mit einem Hinweis, daß die Wirtschaftspolitik in der Hand des Bun- des ist, den schwarzen Peter verteilen. Bei allen Gegensätzlichkeiten in der wirtschaftspolitischen Auffassung habe ich immer an die Zusammenarbeit der So- zialpartner appelliert und diese auch mei- nerseits angeboten. Wir müssen das Gemeinsame, vor das Trennende stellen und den Mut finden, in einer ernsten Zeit nicht nur publikums- wirksame Maßnahmen wie Arbeitszeit- verkürzung, 15. Monatsgehalt usw. ver- langen, sondern auch die Notwendigkeit erkennen mehr zu leisten und wieder mehr zu sparen. Langsam scheint die Einsicht zu wach- sen, daß die Zeit für einen grundlegenden Wandel, für eine Abkehr von ausufern- dem Anspruchsdenken überreif ist. Welt- weit ist es deutlich geworden, daß die ge- sellschaftspolitischen Spielregeln, nie- mandem weh zu tun, zum Scheitern ver- urteilt sind und letztlich alle empfindlich treffen müssen. Wenn trotz gedämpft zuversichtlicher Konjunkturbeurteilung die wirtschaftli- che Lage mit Skepsis beurteilt wird und tiefgreifende innenpolitische Debatten ge- führt werden, erscheint mit die Behaup- tung nicht zu kühn, daß ein ernsthaftes Landesrat Christian Huber: Wirtschaftsförderung £
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