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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 6. November 1982 fige Tendenzen in Kauf nehmen und in 6 Ländern die seit vielen Jahrzehnten zu den tragenden Nationen in Kitzbühel zäh- len. Es wäre aber unfair, wenn wir nicht die Wahrheit sagen würden. Und die Wahr- heit ist, daß sowohl die Wintersaison 1981/82 mit einem Plus von 61.600 Näch- tigungen als auch die Sommersaison 1982 mit einem Plus von 160.600 Nächtigungen gegenüber dem Vorjahr abgeschlossen werden konnte. Das Ergebnis bedarf daher schon einer, wie wir es gewohnt sind, offenen und ob- jektiven Auslegung: Von der Wintersaison 1981/82 können wir sagen, daß sie sehr gut gelaufen ist und gepaßt hat. Sowohl was die Nächti- gungen, das heißt die Auslastung der Be- triebe angeht, als auch was den erzielten Preis betrifft, konnten wir, ich sage unter der derzeitigen wirtschaftlichen Situation in Europa und Nordamerika, außeror- dentlich zufrieden sein. Das hat auch die gesamte Geschäftswelt Kitzbühels bestä- tigt. Die Analyse: Den stagnierenden Zif- fern im Gästeaufkommen aus Deutsch- land, Holland und Osterreich standen er- freuliche Zuwächse aus England, Ameri- ka und Südafrika gegenüber, inklusive er- freulicher Signale aus Frankreich und aus Italien. Die Sommersaison 1982 ist von der Zahl her auch ausgezeichnet gelaufen, denn über 620.000 Nächtigungen hat Kitzbühel im Sommer heuer erstmals er- reichen können. Die Analyse: Der bisher leichte Ab- wärtstrend bei den Gästen aus Deutsch- land und Holland hat sich merkbar ver- stärkt. Die großen Steigerungen wurden von Engländern getragen, gefolgt von Frankreich und Amerika. Unsere Politik der breiten Risikostreu- ung und der Internationalität, wie die Sta- Ehrengast bei der Versammlung Ehren- mitglied Toni Praxmair, Träger des Gol- denen Ehrenringes der Stadt Kitzbühel. tistik ja klar aussagt, haben sich neuer- dings voll und ganz bestätigt. Schlechter bestellt ist es im Sommer al- lerdings um den Preis, um die notwendige Gewinnspanne, um die Wertschöpfung schlechthin. Diese gehen zurück. Und trotzdem, geschätzte Damen und Herren, müssen wir aufrichtig sein und dürfen nicht klagen, denn Kitzbühel darf sich zu den glücklichen Zwei-Saisonen- Orten zählen. Die große Mehrheit der österreichischen Fremdenverkehrsorte Wandertip der Woche 17 Gebäude niedergebrannt Anläßlich des heurigen Heldengedenk- tages erinnern wir uns, weil sich heuer sein Todestag zum 150. Male jährt, eines Anführers der Tiroler Freiheitskämpfe, des Winterstellerwirts Rupert Winterstel- ler in Kirchdorf (1773-1832). Die Erfolge der Tiroler am Paß Strub sind bekannt. Weniger bekannt ist, wie sich Wintersteller nach den Kämpfen ver- halten hat und welches persönliche Opfer er gebracht hat. Wladimir Kuk schrieb in einem nach der Jahrhundertwende er- schienenen Büchlein: Der erbitterte Feind ließ seinen Grimm an dem wehrlosen Kirchdorf aus, welches zuvor geplündert und dann vollständig eingeäschert wurde. Wintersteller mußte es von den Höhen der Berge, auf welche er sich geflüchtet, mit ansehen, wie 17 sei- ner Gebäude, darunter zwei Wirtshäuser, drei Bauernhäuser, die gutgefüllten Ställe und Scheunen ein Raub der Flammen wurden. Er selbst wurde geächtet und ein Preis auf seinen Kopf gesetzt. Nichtsde- stoweniger sammelte er am folgenden Ta- ge seine Schützen wieder und wollte den abgezogenen Feinden nacheilen. Da er- hielt er vom Dechanten Wieshofer aus St. Johann ein Schreiben, in welchem ihn die- ser eindringlich bat, von jeder weiteren Aktion abzusehen, um den nahezu zehn- fach überlegenen und zum äußersten Grimme gereizten Feind nicht weiter zu reizen und die letzte den Leuten gebliebe- ne Habe auf's Spiel zu setzen. Auf das hin gab Wintersteller sein Vorhaben auf und flüchtete (14. Mai 1809). Wintersteller bewies auch im Juli und nach dem Friedensschluß zu Schönbrunn, daß er nicht ein Heißsporn war, sondern ein überlegter Anführer, der auch recht- zeitig einen Rückzug befehlen konnte und das Friedensdiktat zur Kenntnis nahm. Im Oktober war Wintersteller auf verlas- senen Almhütten in Jochberg und stand brieflich mit anderen Anführern in Kon- takt. Nach der Amnestie kehrte er nach und deren Bevölkerung muß mit einer Saison das Auslangen finden. Es versteht sich von selbst, daß in ei- nem Ort mit zwei Saisonen auch wesent- lich mehr investiert werden muß und mehr Risiko zu tragen ist. Aber ich fühle mich mit Ihnen sicher eins, wenn ich sage, daß wir ob der glücklichen Situation ger- ne mehr investieren und mehr riskieren. Es stünde uns daher nicht gut an, in Pessimismus und Krankjammern zu ma- chen. Im Gegenteil, es ist unser aller Auf- Kirchdorf zurück und blieb allen weiteren an ihn ergangenen Aufforderungen zum neuerlichen Eingreifen der Waffen unzu- gänglich. Als im Gerichtsbezirk als Un- terpfand für andauernde friedliche Ver- hältnisse Geiseln ausgehoben wurden, stellten sich für Wintersteller drei Leute freiwillig. Er und Anton Oppacher aus Jochberg stellten sich im Dezember dem Kriegsgericht in Innsbruck. Mit dem Kitz- büheler Landrichter Knittl kehrten sie nach dem Freispruch heim. Wintersteller stand weiter, ohne es zu wissen, unter Polizeiaufsicht. Im April 1813 wurde er verhaftet und nach Mün- chen und später nach Ingolstadt gebracht. Erst im Herbst konnte er heimkehren. Einige äußere Ehrungen konnten nicht verhindern, daß der finanzielle Ruin Win- terstellers herankam. Nach Mißernten bat er um die Verleihung einer Pension, die ihm gewährt wurde. Am 30. August 1832 starb Wintersteller nach langer Krank- heit. Das Wintersteller-Schützenbataillon trägt seit 30 Jahren seinen Namen und sorgt damit dafür, daß Rupert Winterstel- ler auch weiterhin ein Begriff für einen aufrechten, tapferen und maßvollen Lan- desverteidiger bleibt. Herbstwanderung Beim Niederschreiben dieser Zeilen herrscht noch, entgegen allen Zeichen und Ankündigungen, herrliches Herbstwetter. Hinter uns liegt ein Allerheiligentag, an dem in der Nachmittagssonne im Fried- hof manchem zu heiß war. Wir erwarten also noch ein Herbstwochenende ohne Schnee. Dafür empfehlen wir einen besinnli- chen Spaziergang oder eine Wanderung in Talniederungen. Wenn die Sonne sich im Herbstwald spielt, dann erlebt man die Farbenpracht des Herbstes. Vorbereitungen Wenn es auch noch keinen Schnee hat, so ist doch Zeit für die Vorbereitungen auf den Winter. Dazu gehört ein wenig Konditionstraining für alle, die nicht durchgehend Sport betreiben, die Über- prüfung der Ausrüstung und die Notwen- digkeit, im Lauf des Monates den Berech- tigungsausweis verlängern zu lassen. Dies geschieht beim zuständigen Meldeamt in Kitzbühel, Kirchberg, Reith, Aurach, Jochberg oder Mittersill.
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