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Goldenes Ehrenzeichen für Frau Berta Walde. Im Bild mit Bürgermeister Brettauer. Seite 38 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 27. November 1982 Ehrungen durch die Stadt Kitzbühel Goldenen Ehrenring an Vizebürgermeister Alfred Gebetsberger - Goldenes Ehrenzeichen an Berta Walde, Kathi Robatscher, Käthe Nagiller und Hauptmann Leopold Pischl Am 19 Novenier 1982 fand im Rat Laussaal zu Kitzbüjiel die Ehrung von ver- [ienstvollen Persn1ichkejten statt. Aus [iesem erfreulichen Anlaß konnte Bürger- rieister Hans Brettauer auch die beiden hrenbürger Dipl.-Kfm. Fritz Tscholl nd Peter Sieberer, die Ehrenringträger 'oni Sauer, Rechn. Rat Toni Kahlbacher, )r. Otto Wendung, Stadtkapellmeister epp Gasteiger und Kustos Martin Wör- ötter begrüßen. Das Bläserquartett der tadtmusik eröffnete die Feier mit einer anfare. Im Anschluß daran zeichnete der Bür- ermeister die Lebensbilder der Geehrten i lebendiger und eindrucksvoller Art, wie .e kaum zu übertreffen ist. Kapitel wur- en aufgeschlagen von Freud und Leid, Dfl Treue, Verdienste und Patriotismus nd die Anwesenden, unter denen sich die ngehörigen der Geehrten und auch der rroßteil der Gemeindemandatare sowie tadtamtsdirektor Dr. Vitus Grünwald -.fanden, zollten den Ausführungen des ürgermeisters den gebührenden Beifall. Die Persönlichkeit von Frau Berta Mar- iretha Walde, die im heurigen Jahr in wundernswerter geistiger und körperli- 1er Rüstigkeit das 90. Lebensjahr vollen- ,t hat, wurde wohl von zwei entschei- mden Faktoren geprägt: Sie ist die Tochter des um das Kitzbühe- r Schul- und Erziehungswesens hochver- enten Schuldirektors, Ehrenbürger anz Walde, und die Schwester unseres rühmten Kunstmalers Prof. Alfons alde. So hatte sie schon vom Elternhaus her e Neigung, Erzieherin zu werden und r Genius ihres Bruders bewirkte auch in r ein großes Verständnis für die Kunst, daß sie auch im Laufe der Jahre eine deutende Gestalt in der Kunstszene Lirde. Bereits im Elternhaus wurden Frau Ber- Walde Humanismus und Humanität rgelebt. Das Verhalten in ihrem langen Leben igt, daß diese Begriffe für sie nicht nur ppenbekenntnisse oder Schlagworte eben. Aus Berufung wurde Frau Berta Walde hrerin und so hat sie auch in diesem Be- f über vier Jahrzehnte Außergewöhnli- es geleistet. Alle noch lebenden Schüle- nen und Schüler sprechen nur mit gro- m Respekt von dieser einmaligen Erzie- rin und beliebten Lehrerin. Schon im Jahre 1922 anerkannte der ndesschulrat für Tirol ihre Leistung d Berufsauffassung als »ausgezeich- t«. Sie unterrichtete überwiegend an r Volksschule, aber auch an der von ih- n Vater gegründeten Bürgerschule. Um h für diese Art Unterricht weiterzubil- ‚ besuchte sie sogar Sommerkurse in az. Frau Walde wurde auch mehrmals von Bezirks- und Landesschulrat belo- bigt. Sie war für die damalige Zeit eine sehr fortschrittliche, ja progressive Lehrerin. Sie besuchte Sommerlehrgänge für Schwimmen und Turnen und pflegte als erste Lehrerin in Kitzbühel im Rahmen des Turnunterrichts mit den Schülern den Skilauf. In der schweren Zwischenkriegszeit widmete sich Frau Walde wiederholt hu- manitären Aufgaben und warb für Frie- den und Humanität. So war sie als Refe- rentin des Jugendrotkreuzes an der Volks- schule an verschiedenen Aktionen betei- ligt, so auch an Briefverkehr mit amerika- nischen Gruppen. Sie führte eine Jugend- volkstanzgruppe mit hohem Niveau und trat wiederholt im »Grand Hotel« und bei »Praxmair« auf. Schon zu Beginn des 1. Weltkrieges stellte sie sich als Hilfskrankenschwester zur Verfügung und war im Reservespital des Frauenzweigvereines vom Roten Kreuz in Kitzbühel als solche tätig. Man ernannte sie bald offiziell zur Hilfsschwe- ster und sie erhielt das Recht, die weiße Armbinde mit dem Roten Kreuz zu tra- gen. 1918 besuchte Frau Walde einen Kurs an der geburtshilflichen Klinik in Innsbruck und erwarb sich Kenntnisse in Pflege und Behandlung von Müttern und Säuglingen. In ihrem ganzen außerberuflichen Le- ben ist Frau Walde den im Elternhaus an- erzogenen Idealen von Humanität und Humanismus treu geblieben. Im Frühjahr 1953 trat Frau Berta Wal- de nach 42 Dienstjahren in den dauernden Ruhestand. Aus diesem Anlaß würdigten der Bezirksschulrat und die Tiroler Lan- desregierung erneut die Leistungen der Lehrerin Berta Walde. Für ihre Pflichter- füllung wurde ihr vom Land Dank und Anerkennung ausgesprochen. Es ist bedauerlich, daß ihr durch büro- kratische Schwierigkeiten und Wechsel im Bezirksschulrat die Verleihung des Titels »Schulrat« versagt blieb. Doch bleibend und wertvoller ist für sie wohl die dauernde Verehrung ihrer Schü- ler und Schülerinnen. Im Ruhestand war Frau Berta Walde nie untätig. Sie sorgte für ihre greise Mut- ter bis zu deren Tod und kümmerte sich um ihre Nichte Gutta und deren Familie mit mütterlicher Fürsorge. Mit eiserner Konsequenz war diese tap- fere Frau als Nachlaßverwalterin um das künstlerische Erbe ihres Bruders, unseres verehrten Prof. Alfons Walde, besorgt. Zutiefst war sie von seiner Kunst und von ihm als Künstler überzeugt. Und die heu- tige Beurteilung der Werke von Prof. Al- fons Walde hat ihr recht gegeben. Durch ihre Beharrlichkeit als Kunstkennerin ge- nießen Prof. Alfons Walde und seine Bil- der heute eine Wertschätzung, wie sie der Künstler zu Lebzeiten, auch in den Jahren seiner höchsten Anerkennung, nie erfah- ren hat, und dies, obwohl die Drucke sei- ner Bilder unserer herrlichen Kitzbüheler Landschaft in aller Welt bekannt waren, ja sogar die Soldaten am Eismeer hatten sie in ihren Bunkern hängen. Sie kümmer- te sich um die Reinheit des Nachlasses an- gesichts von zahlreichen Fälschungen, die oft auch von sogenannten »Experten« nicht entsprechend erkannt wurden. Die heutige Walde-Renaissance ist wohl allein Frau Berta Walde zu danken. Ihr unerschütterlicher Glaube an die Kunst des Bruders hat bewirkt, daß der Künstler Alfons Walde den ihm gebührenden Platz in der Kunstszene der ersten Hälfte unse- res Jahrhunderts einnimmt. Sie erwirkte mehrere Walde-Ausstellun- gen und schließlich eine Künstlermono- graphie.
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