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cnrenzeicnen jur Aatfle Nagiller. Im Bild mit Bürgermeister Brettauer, 1 Seite 40 Kitzbüheler Anzfger Samstag, 27. November 1982 - ................ D4!U uaraui grunaete sie den bekannten Kummerkasten, weil sie erkannt hatte, daß sich mit zunehmendem Wohlstand leider die Herzen vieler Menschen verhär- ten und gegenüber den Nöten der Mit- menschen verschließen. Käthe Nagiliers erste große Aktion in diesem Rahmen war die Aufbringung der Mittel für die Operation eines blauen Ba- bys, das von Geburt aus ein Loch am Her- zen hatte. Sie veranstaltete einen großen Wohltätigkeitsabend unter Mitwirkung der Stadtmusik, der Familie Koch, der Sing- und Spielgruppe der Alpenvereins- jugend und der lustigen Kitzbüheler. Mit dem Erlös von 5 15.000.— wurde die Herzoperation in München finanziert, die dann auch erfolgreich verlief. Sie sammelte und erbettelte Kleider und Hausrat für Hilfsbedürftige. Ein Keller- raum in unserer Fronfeste war bald prall damit gefüllt. Damit konnte sie viel Not mildern und die meisten Wünsche erfül- len. Die verstorbene »Pletzerbäuerjn« hin- terließ fünf kleine Halbwaisen. Mit der Aktion Kummerkasten besorgte sie den Kindern Kleider und erwirkte bei Fleisch- hauereien, daß die Kinder nach Schul- schluß ein warmes Mittagessen bekamen. Über ihre Initiative half eine Gruppe der Alpenvereinsjugend zum Wochenen- de am »Pletzerhof« beim Waschen, Put- zen und bei der Feldarbeit. Schon 1958 trat Käthe Nagiller dem Roten Kreuz bei und mit ihr fast alle Al- penvereinsjungmädel. Von da an halfen auch die Rotkreuzmitglieder bei den Ak- tionen des Kummerkastens mit. Bald wurde Käthe Nagiller auch Sozial- referentin der Bezirksstelle des Roten Kreuzes. Sie initiierte viele Hilfs- und Spenden- aktionen bei schicksalsvollen Notstands- fällen und Katastrophen. So fuhr sie mit fünf Lastautos voller Kleider und Hausrat und mit einer Geldspende aus einem Wohl- tätigkeitskonzert der Stadtmusik ins Hoch- wasser-Katastrophengebiet nach Osttirol - mit Sondergenehmigung durch den da- mals halbfertigen Felbertauerntunnel. Bei den Hochwasser-Katastrophen in Bei Beginn des Neubaues des Therapie- Kitzbühel und Niedernsill half ihr Kum- zentrums in Oberndorf wurde über ihre merkasten mit laufenden Spenden an Initiative ein großes Hallenfest veranstal- Hausrat, Kleidern und auch Bargeld. tet, dessen Erlös ebenfalls dem Therapie- 1972 war sie bei der Gründung des zentrum zur Verfügung gestellt wurde. Hauskrankenpflegeverejnes initiatorisch Bei den vielen Wohltätigkeitsverant.. tätig, der hauptsächlich minderbemjttel- tungen und Spendenaktionen verschiede- ten Kranken eine kostenlose Hilfe bietet. ner Vereine gelang es ihr, die erstaunliche Es war damals der erste freiwillige Hufs- Summe von 7,5 Millionen für das Thera- dienst für den kranken und alten Men- piezentrum zusammenzubringen. Und schen in Tirol, der viele Nachahmungen wenn ich Käthe Nagiller einmal als »Weit- gefunden hat. meisterjn im Fechten« bezeichnet habe, so Seit der Gründung des Elternvereines hat sie diesen Titel zu Recht als Anerken- für körperbehinderte Kinder im Jahre nung für ihre großartigen Leistungen ver- 1968 und der Eröffnung des Therapiezen- standen, denn noch nie hat es in Kitzbühel trums in Kitzbühel stellte sich Käthe Na- eine Einzelperson zustande gebracht, so giller mit Feuereifer und Fanatismus in viel guten Willen für eine soziale Sache zu den Dienst dieser guten Sache. Die mei- mobilisieren und so einen gewaltigen sten Mitbürger kannten damals dieses Geldbetrag dafür aufzubringen. Problem noch nicht oder verdrängten es Die Krönung ihres Werkes war sicher aus ihrem Gedächtnis, ein Problem, das die Eröffnung und Einweihung des neuen nicht nur die kranken Kinder betraf, son- Therapiezentrums in Oberndorf, das dem besonders den leidgeprüften Eltern wohl inzwischen die Lebenshilfe Tirol schier unlösbare Sorgen bereitete, ja mei- übernommen hat, in dem Käthe Nagiller stens deren finanzielle Möglichkeiten aber noch immer freiwilligen Sozialdienst überstieg. leistet. Käthe Nagiller erkannte, daß hier öf- Keiner, der einmal als Gast das Leuch- fentliche Hilfe notwendig war und daß ten der Augen der körperbehinderten Kin- vor allem die rechtzeitige Behandlung so!- der bei den von Käthe Nagiller veranstal- cher Kinder, schon im Säuglingsalter, eine teten Nikolaus-Abende gesehen hat, wird gewisse Aussicht auf Erfolg versprach, dies jemals vergessen. vor allem, daß viele frühzeitig behandelte Und jeder, der sie einmal in Aschau be- Kinder später sich selber ernähren und er- sucht hat, wo sie wiederholt mit freiwilli- halten könnten. Dies erkannte Käthe Na- gen Helferinnen den kranken Kindern ei- giller, lange bevor von der UNO das Jahr nen Ferienaufenthalt und deren Eltern ei- der Behinderten proklamiert wurde und ne Entlastung ermöglichte, wird Käthe damit viele Kräfte und Mittel für die Be- Nagiller großen Respekt entgegenbringen. wältigung dieses Problems mobilisiert Die Stadt Kitzbühel dankt ihr für ihre wurden, einmalige soziale Leistung mit der Verlei- Es gelang ihr, zahlreiche Vereine und hung des Ehrenzeichens. Institutionen für die Aufbringung von Ich darf Dir nun, liebe Frau Nagiller Geldmitteln für ein neues Therapiezen- das Ehrenzeichen und die Urkunde über-' trum mit einer geschützten Werkstatt zu reichen. gewinnen. Sie veranstaltete Wohltätig- Der Gemeinderat hat das Ehrenzeichen keitsabende für diesen guten Zweck, ging der Stadt Kitzbühel einer bedeutenden mit den Kitzbüheler Nationalsängern To- und verdienten Persönlichkeit in der Ge- ni Praxmair's wiederholt anklöpfeln und schichte des Skisports um Kitzbühel ver- organisierte mehrmals Flohmärkte, die liehen: Dem Herrn Hauptmann a.D. Leo- später für den gleichen guten Zweck vom 'pold Pischl, der am 5. Oktober 1981 bei Lions-Club Kitzbühel veranstaltet wur- bester Gesundheit und geistiger Frische den, das 90. Lebensjahr vollendet hat. Hauptmann Pischl wurde in Imst als Sohn eines Gerichtsbeamten geboren. Nach der Volksschule besuchte er das Gymnasium in Meran und Bregenz und trat nach abgelegter Matura in die Kadet- tenschule in Innsbruck ein. 1911 wurde er als Fähnrich zum 4. Ti- roler Kaiserjägerregiment ausgemustert. Seine Garnisonen als junger Kaiserjäger- leutnant waren Bregenz, Trient und Mez- zolombardo. In seiner Einheit hatte er viele junge Soldaten italienischer Zunge aus dem Trentino, die er heute noch als treu, anständig und verläßlich rühmt. 1914 wurde der junge Leutnant zum Feidjägerbataillon 18 versetzt, das aus den Kaiserjägerregimentern aufgestellt wurde. Mit dieser Truppe rückte er am 3. August 1914 nach Galizien ins Feld. Der 29. August 1914 war Hauptmann Pischis Lostag. Während eines schweren Beschusses russischer Artillerie auf die
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