Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 4. Dezember 1982 Die Ortsleiterinnen vom Bezirk Kitzbühel zu Gast in Südtirol Südtirol, genau der Raum Brixen im Eisacktal, war das Ziel der Ortsleiterinnen und Stellvertreterinnen vom Bezirk Kitz- bühel für das diesjährige Ortsleiterinnen- treffen. Auf dem Weg nach Südtirol besichtig- ten wir in Innsbruck das Bergiselmuseum. Der Bergisel, als europäisches Symbol des Tiroler Freiheitskampfes unter Andreas Hofer von 1809 sowie als Erinnerungs- stätte an die Gefallenen der beiden Welt- kriege und als Denkmal der Tiroler Kai- serjäger, beeindruckte die Teilnehmerin- nen sehr. Auf der Fahrt von Innsbruck nach Klausen, wo wir die Eisacktaler Kel- lereigenossenschaft besichtigten, gab Be- raterin Dora Eher einen Überblick über die gemeinsame Geschichte Tirols bis zur Trennung im Jahre 1919 (10. September). Auch die weitere Entwicklung in diesem Teil Tirols, von der Italienisierung über die Optionszeit zum Pariser Vertrag, wur- de den Lehrfahrtsteilnehmern näherge- bracht. Der Pariser Vertrag, auch Gruber- De-Gasperi-Vertrag genannt, weil Außen- minister Dr. Karl Gruber (Tiroler) und der italienische Ministerpräsident De Ga- speri maßgeblich am Zustandekommen dieses Vertrages beteiligt waren, hatte zum Ziel die Gewährung der Autonomie (Selbstbestimmungsrecht) für die Provinz Bozen. Einiges hat sich inzwischen zum Vorteil für die Südtiroler geändert. Den- noch gibt es noch viele in diesem Vertrag enthaltene Forderungen zum Schutz der Südtiroler und Ladiner Volksgruppe, de- nen der italienische Staat noch nicht Rechnung getragen hat. Beim gemeinsamen Törggeleabend im »Hofstätterhof« in Neustift mit der Süd- tiroler Bauernjugend wurde dann nicht nur über die politische Situation Südtirols gesprochen und diskutiert, sondern man sprach auch über das gesellschaftliche Le- ben und altes Brauchtum. Volkskundler und Heimatdichter Hans Fink aus Brixen verstand es, die jungen Menschen über die Entwicklung des Weinbaues in diesem Gebiet bis hin zu den heutigen Auswüchsen, was das Törg- gelen betrifft, humorvoll, aber auch zum Nachdenken anregend, zu informieren. Der Brauch - das Törggelen, wie Hans Fink es erklärte, entstand bei den Wein- bauern aus der Tradition, gegenseitig den neuen Wein zu verkosten. Früher fand diese Verkostung in den Weinkellern der Bauern statt, bis man die Gemütlichkeit der Bauernstube diesem Brauch vorzog. Es wurden zu diesem An- laß die Nachbarbauern und andere Freun- de und Bekannte des Hauses eingeladen und die Bäuerin servierte Speisen, herge- stellt aus hofeigenen Produkten (z.B. Schweinernes mit Kraut, Schlutzkrapfen, süße Krapfin und dgl.) sowie den fri- schen, neuen Wein und Kastanien und Nüsse aus dem eigenen Anbau. Dieser Abend wurde umrahmt mit einer Haus- musik, zu der dann auch später getanzt wurde. Hans Fink stellte jedoch mit etwas Traurigkeit fest, daß dieser aus den Be- dürfnissen des einfachen Bauern entstan- dene Brauch heute leider Auswüchse an- nimmt, die mit dem Ursprünglichen nichts mehr zu tun haben. Er sieht es als eine Fehlentwicklung, wenn Menschen aus Osterreich und Deutschland busseweise anrollen und dieses Törggelen erleben wollen. Meist ist aber ein echtes Törgge- len in diesem großen Rahmen nicht mög- lich, und es artet dann in einem übermäßi- gen Essen und Trinken aus. Ganz nach altem Vorbild verlief jedoch dieser Törggeleabend in der schönen, al- ten Stube beim »Hofstätterhof«. Hans Fink erzählte zwischendurch auch immer wieder lustige Begebenheiten aus früheren Zeiten, die sich in dieser Gegend ereignet haben. Die musikalische Umrahmung durch die Hausmusik von St. Andrä bei Brixen verlockte später auch zu einem Tänzchen. Bereichert durch die vielen wertvollen Beiträge von Hans Fink sowie auch durch das Gespräch untereinander und dem Gefühl von Zufriedenheit und Zusammengehörigkeit verließen wir zu später Stunde diesen schönen Hof. Am nächsten Morgen wohnten wir ei- ner hl. Messe im Dom zu Brixen bei und fuhren nach dem Mittagessen durch das Pustertal der Heimat entgegen. Wir be- sichtigten noch das Volkskundemuseum in Dietenheim bei Bruneck und machten Rast in Innichen, wo wir auch noch im schönen, romantischen Dom gemeinsam einige Lieder sangen. Nach einer Stär- kung mit Speck, Käse, Brot und Wein setzten wir die Heimreise fort. Diese Zeit im Bus nützten wir, um einige Fragen in- nerhalb unserer Organisation zu klären. Die Bezirksleiterin Maria Edenhauser gab das Jahresprogramm der Tiroler Jung- bauernschaft bekannt und motivierte die Mädchen, vor allem am diesjährigen Hä- kelwettbewerb teilzunehmen bzw. die Mädchen in ihren Ortsgruppen darüber zu informieren. Im Abschlußgespräch über dieses Orts- leiterinnentreffen brachten die Teilneh- merinnen zum Ausdruck, daß diese Fahrt für sie sehr informativ und verbindend war und sie Veranstaltungen dieser Art wieder wünschen. 14 30 Jahre landwirtschaftliche Die Teilnehmerinnen dieses Ortsleiterinnentreffens mit dem Bezirksobmann und der Bezirksleiterin vom Bezirk Brixen im Eisacktal. Entwicklung am Beispiel Kitzbühel Uber Einladung der Volkshochschule spricht am Donnerstag, den 9. Dezember 1982, 19.30 Uhr, im Kolpingsaal der lang- jährige Wirtschaftsberater und Sekretär der Bezirkslandwirtschaftskammer, Ing. Josef Wörgötter, über 40 Jahre land- wirtschaftliche Entwicklung am Beispiel Kitzbühel«. Der Wirtschaftsberater zieht eine Bilanz seines 30jährigen Wirkens im Raum Kitzbühel und unterstreicht diese durch ausgewählte Dias aus diesem Be- reich. Das Thema des Vortrags ist weit über den Kreis der bäuerlichen Bevölkerung hinaus interessant, weshalb die Volks- hochschule Kitzbühel gerne die Durch- führung dieses Vortrags übernommen hat, der in zahlreichen Bezirksgemeinden, jeweils ausgerichtet auf die örtliche Ent- wicklung, besten Anklang gefunden hat. Die Volkshochschule bittet um Beach- tung der Beginnzeit (19.30 Uhr) und des Veranstaltungssaals (Kolpingsaal). Der Vortrag ist für jedermann zugänglich. Zum Besuch wird herzlich eingeladen.
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