Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 42 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 25. Dezember 1982 Franz Derbort, sich in Kirchdorf ein Stell- dichein zu geben bis ungefähr Jahresmitte 1982. In der Vorbereitungszeit wurde zwi- schen den Kameradschaften Kirchdorf und St. Johann gegenseitige Unterstüt- zung in punkto Betreuung der Besucher aus Fulda beschlossen. Besonders hervorzuheben ist die vor- bildliche Zusammenarbeit der Mitarbeiter und die kameradschaftliche Verbunden- heit in unserem regionalen Bereich. Am Montag, den 7. Juni 1982, mor- gens, war der Moment eingetreten, da die Begegnung der drei Kameradschaften zur Wirklichkeit wurde. Gegen sieben Uhr früh trafen die Freunde aus Fulda beim Gasthof »Win- tersteller« ein. Die Begrüßung erfolgte durch den Bürgermeister aus Kirchdorf, Herrn Michael Nothegger, und etlichen Gemeindevertretern sowie durch Bezirks- obfrau Moidl Embacher. Der Empfang der Gäste war überaus herzlich und von einer sehr angenehmen Atmosphäre getragen. Am Nachmittag sorgte Vizebürgermei- ster Hans Embacher für die historischen und gegenwärtigen Informationen, denen strukturelle Erklärungen folgten. Als bekannter Historiker war Emba- cher, Sohn der Moidl, der gegebene Mann, den Freunden aus dem Hessenland Staunen und grundlegende Kenntnisse zu vermitteln und Begeisterung zu entlocken. Wieviel maximal aus diesen Mitteilun- gen von den Gästen aufgenommen wurde, durfte ich bereits am folgenden Tage sehr amüsant feststellen. So dachte ich für mich, »na, das kann ja heiter werden, die- se Herrschaften, wissen jetzt bereits mehr als ich«. Denn zur Betreuung während der näch- sten Tage und bei den vorgesehenen Rundfahrten wurde meine Wenigkeit ein- geteilt, teils bereits geleiteter Turnusse we- gen, teils auch des Zeitaufwandes und auch der Ansicht nachkommen wollte, ich könnte mein bescheidenes Wissen an Ge- schichte, Landschaft, Bergwelt, Bergbau und Wirtschaftsstruktur in der näheren und angrenzenden Umgebung Tirols und Salzburgs ein Ventil öffnen und diese Kenntnisse unseren Gästen weitergeben. Für meine Person hege ich nur den Wunsch, daß unsere Kameraden nicht zu arg enttäuscht wurden, kleine Lügen zur Auflockerung mit eingeschlossen, denn welcher Reiseführer macht dies nicht oh- ne etwas Humor. Das Programm für die Freunde sah fol- gendermaßen aus: Montag, den 7. Juni: Ankunft, Begrü- ßung, Ortsführung und Einweisungen. Dienstag, den 8. Juni: Rundfahrt Wil- der Kaiser, Mariastein, Kufstein, Thier- see, Passionshaus Erl und Griesner Alm. Mittwoch, den 9. Juni: Große Kalk- steintour, Lofer, Saalfelden, Maria Alm, Dienten, Bischofshofen, Salzachtal, Zell am See, Hochfilzen, St. Adolari, Piller- see, anschließend Heimatabend im Bräu- saal St. Johann. Donnerstag, den 10. Juni: Fronleich- namsprozession und Heldengedenken in Kirchdorf, nachmittags Ortsführung und Besichtigung der Gotteshäuser durch Herrn Dekan Dialer, gemütlicher Nach- mittag in der »Schönen Aussicht« und Fliegerstüberl. Freitag, den 11. Juni: Kitzbühel-Alpen- runde, Paß Thurn, Gerlos, Zillertal, Kan- zelkehre bei Jenbach und Rattenberg. Samstag, den 12. Juni: Einkaufsbum- mel in Kirchdorf und St. Johann, nach- mittags Brixentaler Rundfahrt, Besuch des Bauernmuseums Hinter-Obernau - Kitzbühel, Itter, Leukental und »Stangl- wirt«. Großer Kameradschaftsabend beim »Wintersteller«. Sonntag, den 13. Juni: Verabschiedung durch die Kameradschaftsvorstände Kirchdorf und St. Johann, Heimreise. Bei all diesen Rundreisen und Darbie- tungen konnte man bei den Freunden hei- lauf Begeisterung und Ergriffenheit am Glanz ihrer Augen und der Mimik in ih- ren Zügen erkennen. Die Beschaulichkeit und Schönheit unserer Heimat, die freundliche Aufnahme und Herzlichkeit, die gar vielen gesammelten Eindrücke, schienen sie zu überwältigen. So ein Ereignis am Mittwoch auf der Fahrt über Dienten - Bischofshofen, oben an der »Übergossenen Alm« beim Birgkarhaus und -alm, wird unseren Ka- meraden in ständiger Erinnerung bleiben. Viele von ihnen sahen erstmals einen Almbetrieb und deren Tätigkeiten und ge- nossen die so gewonnenen Produkte, wie frische Almbutter, Milch aus dem Butter- faß, Käse und echtes Bauernbrot. Von diesen Köstlichkeiten waren die Freunde kaum abzubringen, und so mußten wir den Abstecher ins Gasteiner Tal vom Ta- gesverlauf absetzen. Auch der Heimatabend im Bräusaal fand sehr großen Anklang. Die »Dorfmu- sikanten« und die Volkstanzgruppe »Edelraute« erbrachten neuerlich einen Beweis ihres Könnens, ihrer Großzügig- keit und ihres Entgegenkommens. Die Führung in den St. Johanner Got- teshäusern (Kirche und Antonius-Kapelle) nahm unser Herr Dekan Alois Dialer per- sönlich vor. Mit Stolz geleitete er die Rei- segruppe durch das im neuen Glanz strah- lende Gebäude. Fidel verlief dann der Nachmittag am Gasthof »Schöne Aussicht« und im An- schluß im Fliegerstüberl, wo Freund An- drä und seine Musikspezi für nötige Un- terhaltung sorgten. Beim »Nasnerwirt Franz« hatte sich auch Herr Karl Rainer, Obmann des Fremdenverkehrsverbandes, zur Begrüßung eingefunden. Samstag Abend fand der Höhepunkt dieser Begegnung, der Kameradschaftsa- bend im Gasthof »Wintersteller«, statt. Die musikalische Gestaltung bestritten wiederum der Andrä, Peter, Konrad und Georg. Sie taten dies für Gotteslohn, ga- ben noch ein gutes Quentchen mehr. Auch die Kirchdorfer Dirndln brachten ihr Bestes. Unser Kamerad, der Vorsitzende Franz Derbort aus Fulda, bot allen Kameradin- nen und Kameraden, den Mitwirkenden und den Wirtsleuten Grußworte und Dank, den Funktionärswitwen ob der Entbehrungen Blumensträuße dar. Dieser nahm auch Ehrungen an Kameraden vor und bedachte sie mit einigen Gastgeschen- ken. Auch der Kämmerer dieser Kame- radschaft, Kamerad Erich Vogt, dankte für die freundliche Aufnahme und die schönen Tage, die sie bei uns verbringen durften. Die »Embacher Moidl«, Obfrau im Be- zirk und der Kameradschaft Kirchdorf, grüßte die Hessenfreunde und dankte ih- nen die Freundschaft und ihre Aufge- schlossenheit gegenüber unserer Heimat und unseren Kameraden. Moidl und Ob- mann Georg Fuchs ehrten ebenfalls etli- che Kameraden aus Fulda und überreich- ten kleine Aufmerksamkeiten den Kame- raden und Gattinnen. Die Freude und Fröhlichkeit bestimm- ten den weiteren Verlauf des Abends. Verschiedene humoristische Einlagen bo- ten Kamerad Franz Derbort, die Moidl pussierte mit besten Einfällen aus ihrem umfangreichen Programm. Immer wieder und nimmermüde brachten Andrä und seine Freunde, auch Resi und Leni, die Stimmung mit Glossen und Scherzen auf höchste Frequenz. In später Stunde schlossen die Vorstände der drei Kame- radschaften den schönen geselligen Abend mit Dank und dem Wunsch des Wiedersehens. So ist diese Woche voller Eintracht all zu schnell verlaufen. Es war ein großer Erfolg für alle Beteiligten. Unsere Freun- de aus Fulda teilten uns bereits mit, im nächsten Jahr wieder zu kommen. In diesem Sinne glauben die Kriegs- opferkameradschaften von St. Johann, Kirchdorf und Fieberbrunn, einen guten Teil zur Verständigung und Freundschaft im Lande selbst und über die Grenzen bei- zutragen, zumal bereits Hunderte von Ka- meraden, deren Angehörige und Freunde aus der Rheinpfalz, dem Elsaß, aus Hes- sen und dem Badner-Land bei uns Auf- enthalt nahmen, und es werden ihrer im- mer mehr. Klaus Endstraßer Den Hessen-Kameraden! Sechzig nette Mannen, auch eben solche hübsche Damen, zu uns hier nach Kirchdorf kamen aus dem fernen Hessen-Lande, um zu knüpfen Freundschaftsbande mit den herben Berglerkameraden. Hofften, daß sie rechtens gut beraten, diesen großen Schritt zum Partner wagten, die aus der alten Bischofsstadt zu Fulda. Sie liegt eingebettet zwischen Vogelsberg und Rhön, hab's frü her schon mal besungen und auch da droben ist es schön, dem Lande an Weser, Fulda, Werra, Eder und der Lahn, im Westen groß der Strom, viel gepriesen wohl der Rhein. im Süden, quer zu dem, das Silberband geschlungen, der Main. Wollen hoffen, daß gut sie hält die Freundschaft mit diesen Kameraden aus der Hessen-Stadt. Klaus Endstraßer
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