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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 12. März 1983 Fortsetzung von Seite 1 siv die sofortige Weiterführung der Bau- maßnahmen. Es wird seitens unserer Be- völkerung nicht eingesehen, daß einer Fa- milie, die noch dazu hier nur ihren Ferien- wohnsitz hat, mehr Beachtung und Glau- ben geschenkt wird, als der einhelligen Meinung der einheimischen Bevölkerung und den seit 1971 in dieser Angelegenheit trotz personellen Wechsels im Gemeinde- rat stets einstimmig gefaßten Gemeinde- ratsbeschlüssen. Die Gemeinde St. Ulrich bekennt sich nicht nur mit Worten zum Naturschutz, sondern hat teils selbst und teils mit Unterstützung der örtlich interes- sierten Vereine und Mitmenschen auch durch aktives Handeln bewiesen, daß für sie Natur- und Umweltschutz im weitesten Sinne nicht nur leere Worte sind. So wur- den in den vergangenen Jahren 3 ha der sogenannten »Buckeiwiesen« langfristig gepachtet, um den Fortbestand der einzig- artigen Flora speziell im Frühjahr (Blü- tenfolge: Heidekraut, Blauer Enzian) si- cherzustellen. Weiters wurden im Sumpf- gebiet der sogenannten Otzweide 3 Wind- schutzgürtel mit Hunderten von Bäumen und Sträuchern nach Pflügungsarbeiten gepflanzt, in deren Schutz nun die Tier- welt vom Frosch bis zur Ringelnatter ihr Zuhause gefunden hat. Durch Kontrollen und Aufklärungsarbeit unserer Berg- wacht wurde erreicht, daß die in unserem Gemeindegebiet blühende und geschützte Schneerose, welche auf Grund des über- mäßigen Abpflückens im Talbereich be- reits ausgestorben war, wieder Fuß gefaßt hat und nun bereits in der Nähe der Land- straße wieder sichtbar ist. Auch die Au- towracks werden über Auftrag der Ge- meinde auf deren Kosten sofort von Altöl befreit und der Alteisenverwertung zuge- führt. Weiters konnte durch Verhandlun- gen mit dem Besitzer eines an der Landes- straße stehenden mächtigen Ahornbau- mes erreicht werden, daß dieser unter Na- turschutz gestellt wurde. Von den Bauern unter Ortsobmann Christian Widmoser wurde eine Resolu- tion mit folgendem Inhalt beschlossen: Die Bevölkerung von St. Ulrich, aber insbesondere die landwirtschaftlichen Grundbesitzer, nehmen mit Befriedigung zur Kenntnis, daß nunmehr mit den Regu- lierungsarbeiten am Grieselbach begon- nen worden ist. Wie jedoch in Erfahrung gebracht wer- den konnte, wurden die erforderlichen be- hördlichen, technischen und finanziellen Genehmigungen nur für die Regulierung von Teilabschnitten des vom Baubezirks- amt Kufstein ausgearbeiteten Projektes erteilt, sodaß sich die erwarteten Regulie- rungsziele und Erfolge nicht einstellen können. Die Ortsbauernschaft von St. Ulrich weist darauf hin, daß vor allem über Be- treiben der bäuerlichen Bevölkerung die Regulierungsmaßnahme seit Jahrzehnten gefordert wurden und nun sollen diese In- teressen offensichtlich als unbedeutend abgetan werden. Die Hochwasserereignis- se der letzten Jahre haben gezeigt, daß vornehmlich landwirtschaftliche Grund- stücke von Überflutungen betroffen wa- ren und damit erhebliche Ertragseinbußen in Kauf genommen werden mußten. Schon seit mehr als einer Generation wur- den die Grundeigentümer des Ortsteiles »Flecken« mit den vordringlichen Ent- wässerungswünschen auf die Regulierung und Absenkung des Grieselbaches verwie- sen, weil erst damit die notwendige Vor- flut für die Entwässerung der versumpf- ten Wiesen geschaffen werden kann. Und gerade dieser Teilabschnitt der Regulie- rungsoll nicht nur zur Ausführung gelan- gen. Die bäuerlichen Grundeigentümer fühlen sich durch diese Vorgangsweise überdölpelt und hinters Licht geführt, da wertvolle Grundstücke für die Regulie- rung des Unterlaufes zur Verfügung ge- stellt werden sollen, ein wichtiges Regulie- rungsziel aber - der Hochwasserschutz im Obenauf und die Entwässerung des Gebietes »Flecken« - fallen gelassen wird. Es wird daher gefordert, daß das vorge- legte Projekt von allen befaßten Behör- den, Ämtern und Dienststellen als Einheit betrachtet wird und eine Einschränkung bzw. Teilung weder technisch noch fach- lich anerkannt werden kann. Mit Befrem- den wird zusätzlich vermerkt, daß allen möglichen außenstehenden und mit der Sachlage in keiner Weise vertrauten Per- sonen und Personengruppen offensicht- lich mehr Aufmerksamkeit und Gehör ge- geben wird, als den betroffenen Grundei- gentümern und den Gemeindebürgern! Zudem wurde das Projekt unter größt- möglicher Bedachtnahme auf die Bedürf- nisse des Landschafts- und Umweltschut- zes ausgearbeitet. Für diese landschafts- schonende Gestaltung erklärten wir uns als Anrainer und Grundeigentümer be- reit, zusätzlichen Grund zur Verfügung zu stellen, dies jedoch nur unter der Voraus- setzung, daß das Projekt in der Gesamt- heit zur Ausführung kommt. Was ist schließlich von der vielfach hervorgeho- benen Bedeutung des Bauern als Land- schaftspfleger zu halten, wenn man ihm auf diese Weise sogar die Möglichkeit hie- zu wegnimmt - alles leere Worte! In ei- ner Zeit, in der man täglich den Verlust wertvoller landwirtschaftlicher Grund- stücke bedauert, erscheint es unverständ- lich, daß gerade von den öffentlichen Dienststellen die Gewinnung und Verbes- serung solcher landwirtschaftlicher Flä- chen behindert bzw. abgelehnt wird. Trotz allen Verständnisses für die Erhal- tung von Naturlandschaften darf daher die Pflege und Bearbeitung der Kultur- landschaft nicht übersehen werden. Wir fordern daher, daß das vom Bau- bezirksamt Kufstein ausgearbeitete und eingereichte Projekt von den befaßten Be- hörden und Dienststellen aus diesen unse- ren Gesichtspunkten nun begutachtet und ausgeführt wird. Wir bitten in aller Öffentlichkeit um Verständnis dafür, daß wir für den not- wendigen Hochwasserschutz unseres Ge- meindegebietes und unserer Kulturgründe mit dem gleichen Recht kämpfen werden, wie dies vorher bereits Hunderttausende oder Millionen Bürger in unserem Lande auch schon getan haben. Diese haben ihre Ziele erreicht und nun erwarten uns wir Bürger von St. Ulrich, daß wir an der Rei- he sind! Unterfertigt von 50 Bauern und Grund- besitzern. Bürgermeister Leo Schlechter erklärte weiters, daß für die Gemeinde eine Be- rücksichtigung von Vorschlägen, die dem Regulierungsziel widersprechen, sinnlos und damit nicht annehmbar ist. Es stellt sich nämlich für die Gemeinde die grund- sätzliche Frage, wann die Naturschutzbe- hörde zu einem Bescheid kommen will, wenn alle halbe Jahre ein neuerliches Gut- achten eingeholt wird, trotzdem bereits fi- xe Abmachungen und Zusagen vorliegen. Wenn uns dann noch die Abteilung Um- weltschutz lakonisch mitteilt, daß ». . .die bereits seit einigen Monaten als delikat zu bezeichnende Angelegenheit lediglich im Schoße der befaßten Dienststellen und Behörden behandelt wurde und sie keine Verantwortung für die nunmehr in der Öffentlichkeit entflammte Diskussion trägt«, so müssen wir dazu feststellen, daß die Abteilung Umweltschutz durch Jahre hindurch Zeit gehabt hätte, dem Gesetz gemäß einen Bescheid zu erlassen, in dem die Interessen der Öffentlichkeit gegenüber jenen des Naturschutzes abge- wogn werden. Die Gemeinde St. Ulrich hat in dieser Beziehung nichts zu verber- gen und sieht die Befassung der Öffentlichkeit mit diesem Thema als durchaus positive Erscheinung, wenn- gleich eine Entscheidung durch die Behör- de dadurch nicht leichter wird. Wir po- chen jedoch auf das uns zustehende Recht, innerhalb der vom Gesetz vorge- schriebenen Frist einen Bescheid zu erhal- ten, und werden diesen bei Vorschreibung von nicht erfüllbaren Auflagen im außer- ordentlichen Rechtsweg bekämpfen. Erfolge im Langlauf und im Sprunglauf Auch am vergangenen Sonntag, den 6. März 1983, waren unsere Langläufer wie- der erfolgreich. In Imst gelangte ein TSV-Cup-Rennen zur Austragung. In allen Klassen war ein starkes Läuferfeld vertreten. Bei besten Wetter- und Schneebedin- gungen gab es eisige Spuren und ein schweres Rennen. Unsere erfolgreichen Teilnehmer: Schüler II: 5. Werner Haller; Jugend 1: 9. Markus Krenn; Jugend II: 1. Markus Gandler; Junioren: 1. Hans Nöckler. Beim TEV-Cup-Spezialspringen in Mayrhofen wurden folgende Ergebnisse erzielt: Schüler 1: 1. Alexander Hohlrieder; Schüler II: 6. Josef Egger; Jugend: 4. Pe- ter Reicht.
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