Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 19. März 1983 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 die Qualitäten des neuen Instruments auf- zuweisen, und der Flügel bestand glän- zend - wenn man von einer mensurbe- dingten Obertonarmut im höheren Dis- kantbereich absieht. Demus spielte aber auch eine Variation schöner als die ande- re. Gewiß, der zweite Satz kam etwas überstürzt und der bekannte Trauer- marsch im 3. Satz mag manchem zu zahm, fast zu nüchtern geklungen haben. Ja, dies diktiert eben der Romantiker in jedem von uns, nicht aber Beethoven, welcher jedenfalls auch hier das klassische Maß meinte. Andererseits zeigte sich ge- rade in diesem Satz der »Schönspieler De- mus«. Desgleichen im Allegro. Eine wunderbar gespielte Introduktion (Maestoso) zu Beethovens Sonate c-moll, op. 111 - seine letzte - öffnete dann den Blick in ein ungeheuer verdichtetes Kunst- werk. Demus scheint überhaupt diese So- nate besonders gern zu spielen, und man gewann den Eindruck, daß sie so ganz »die seine« ist. Allegro con brio ed appa- sionato und unmittelbarer Übergang zur berühmten »Arietta« (Adagio molto sem- plice e cantabile). Und er ließ diesen spä- ten Beethovensatz von der ersten bis zur letzten Note »singen«. Worin mag die be- zwingende Wirkung beethovenscher Mu- sik liegen? Sicher primär darin, daß er stets plastische Themen einsetzte. Man denke an die »Appasionata« (1. Satz), die »Waldstein« (letzter Satz)! Es sind The- men voll von Allgemeingültigkeit - The- men, in welchen sich Weinen, Glücklich- sein, Ernsthaftigkeit und Abgeklärtheit ein Stelldichein geben. Wie wunderbar spielte Demus dann die Stelle vor den gro- ßen Trillern und die Passagen während dieser! Ein homogenes Perlen von Tönen - so schön, daß manche Leute (ich habe dies beobachtet) um Zentimeter vom Sitz hochgingen und den Atem anhielten. Wenn man Schumanns Kinderszenen immer nur von Schülern hört - etwa den bis zum Exzeß gedroschenen »Fröhlichen Landmann« und die Dinge dann im Kon- zertsaal von einem Könner hört, werden die »Kuriose Geschichte«, der »Hasche- Mann« usw. plötzlich zu bedeutungsvol- len Sätzen. Der »Ritter vom Stecken- pferd«, zum echten Reiter geworden, sprengt über das Feld ...‚ und wenn dann schließlich »Der Dichter spricht« wird Musik zum greifbaren Wort. - Daß man sich im übrigen besonders auf den Debus- sy freute, lag gewiß nicht nur an den zu erwartenden Stücken; denn einmal ist De- mus als Debussy-Spieler bekannt, .zum zweiten mußte die Tatsache, daß ein neuer Flügel im Saal steht, gerade hier Erwar- tungen besonderer Art auslösen. (Debussy braucht das gute Instrument viel notwen- diger als Beethoven, da seine Musik kaum geistige Bezüge aufweist, fast nur Klang ist - vom Spätwerk abgesehen.) Und so erlebte man noch alle möglichen Natur- stimmen und Naturphänomene: Raunen des Windes, Plätschern des Regens, Schneetreiben ... (»Reflets dans l'eau«, Klavierabend auf fabriksneuem Flügel Man möchte es als Musiknarr vom Dienst am liebsten hinausschreien: »Wir haben ein neues Klavier, einen nagelneuen Bösendorfer!« Tatsächlich verfügt Kitz- bühel durch die vielfachen Bemühungen von Kulturreferenten Friedhelm Capellari - unser großer Dank ist ihm sicher -‚ vor allem aber ermöglicht durch hochher- zige Spenden, seit einigen Wochen über einen 2,40er-Flügel - ein Instrument, auf welchem zu spielen sich die Pianisten rei- ßen werden. Und daß man zur Premiere keinen Geringeren als Jörg Demus enga- gierte: Nun, er war's, der den Flügel sorg- fältig auswählte. Zudem seit Jahren mit Kitzbühel verbunden, nicht zuletzt durch unsere liebe Margit Reymann, die »Uner- müdliche«, vereinten sich hier also gün- stigste Umstände. Vielleicht war es mit das Bewußtsein, dort auf dem Podium steht ein neues Kla- vier, daß man Demus eine etwas zu ro- mantisch geratene »Chromatische Fanta- sie« und Fuge d-moII, BWV 903, nur zu gern nachsah. Freilich, es lag sicher auch in seiner Absicht, den fehlenden Cemba- loklang durch eine ganz andere Klangor- ganisation zu ersetzen. Der heutige Pia- nist muß den Kompromiß in Kauf neh- men, wenn er Bach spielt. Übrigens be- zieht sich die Bemerkung »romantisch« lediglich auf die »Fantasie«, und viel- leicht können gerade in dieser vorexerzier- ten Spielweise die für damalige Verhält- nisse unerhörten Modulationen deutlicher gemacht werden; denn die anschließende Fuge spielte Demus ruhig und durchsich- tig, steigerte im rechten Maß, und der »Bach« wurde so zum »Strom« - zum »Meer«, wie sich Beethoven ausdrückte. Dann Beethovens Sonate As-Dur, op. 26, mit ihrem unsagbar schönen An- fangsthema (Andante con variazioni). Dieser Variationssatz war gut geeignet, Konzert im Hause Reymann, von links: Kulturreferent Gemeinderat Friedhelm Capellari, Frau Margit Reymann, der Pianist Jörg Demus. Foto: Dr. Jeffrey Iacobucci, Kitzbühel »Jardin sous la pluie« u.a.). Schließlich aber tauchte Demus mit »Claire de lune« in bergamaskische Träume nieder, und wir, sein Publikum, ließen uns gern mit entführen Was Wunder, daß zwei Draufgaben er- klatscht wurden? Einmal Chopins »Noc- turne Fis-Dur«, weiters - nach einer Dankadresse an die Mäzene und Sponso- ren - »Präludium und Fuge c-moll« aus dem Wohltemperierten Klavier. Nicht unerwähnt soll hier bleiben, daß es am nächsten Tag noch ein priyates Konzert mit Jörg Demus gab und zwar im Hause Margit Reymann, wo er für seine Kitzbüheler Freunde noch Beethovens So- nate E-Dur, op. 109, und Schumanns sel- ten gespielte Sonate f-moll, op. 11, spielte - auch Draufgaben, darunter ein reizen- des Stück von Gröj Sumed. (Man lese den Namen von hinten!) Hugo Bonatti P. S.: Eine Veröffentlichung der Na- men all jener Gönner, welche durch ihre finanzielle Unterstützung den Ankauf des Flügels ermöglichten, erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt - nach der endgülti- gen Begleichung. Es muß leider noch ein erheblicher Betrag erlegt werden. Der Turmbund - Gesellschaft für Literatur und Kunst, Zweigstelle Kitzbühel: Humor und Satire von Dea Hardy (Erika Feichtl) Es liest: Hugo Bonatti Erika Feichtl, in Wien geboren, in der Schweiz aufgewachsen, seit 1954 aber in Kitzbühel ansässig, hat sich inmitten einer todernsten Literaturlandschaft jener Seite des Schreibens zugewandt, in welcher das Heitere dominiert. In ihren neueren Ma- nuskripten bestrickt sie wieder durch ein Feuerwerk des Humors. Wollen Sie sich eine Stunde lang köst- lich unterhalten, dann dürfen wir Ihnen diese Dea Hardy (Erika Feichtl) gewidme- te Lesung bestens empfehlen. Zeit und Ort: Freitag, 18. März 1983, 20 Uhr, Kolpinghaus Kitzbühel. Regiebeitrag: 5 40.— (Jugendliche S20.—). Kitzbüheler Seniorenstube Der nächste Kitzbüheler Seniorennach- mittag findet am Donnerstag, den 17. März, 14 Uhr, im Kolpingsaal statt. Die Senioren erwartet die traditionelle Kaffee- jause. Einleitend wird Frau Lisbeth Schöp- fer ein wenig Seniorenturnen mit Musik als Anregung bieten. Da bald Ostern ist, ist dann die Gelegenheit, kleine Osterge- stecke zu machen. Wer dabei mitmachen will, soll ausgeblasene Eier und eine Ar- beitsschürze mitnehmen. Auch Männer können selbstverständlich dabei initma- chen. Schließlich soll der Seniorennach- mittag wie in einer Stube sein: Möglich- keit zu einem kleinen Ratscher oder zum Kartenspiel. Auf zahlreichen Besuch freuen sich Sozialreferat des Roten Kreuzes Sozialausschuß der Pfarre Kitzbühel
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